Oberbachernspitze und Hochbrunner Schneide

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Dani und Armin spuren Richtung Inneres Loch an der Hochbrunner Schneide, Dolomiten, Südtirol, IT

Heute stand der Höhepunkt der Dolomiten-Tourenwoche auf dem Programm. Es war leider gleichzeitig meine Abschlusstour. Seit ein paar Tagen war klar, dass der heutige Mittwoch wettermässig top sein würde. Nochmals wurde die Variante Menschenfresser-Rinne und Sentinella-Scharte diskutiert. Wir verwarfen sie aber zu Gunsten der beiden Gipfel Oberbachernspitze und Hochbrunner Schneide. Die lagen im gleichen Gebiet, versprachen aber bei geschickter Kombination gute Abfahrtsverhältnisse und eine einmalige Dolomiten-Skidurchquerung. Mit über 2000 Höhenmetern wartete ein respektables Programm auf uns. Aber wir konnten mit vorhandenen Spuren und deshalb mässigem Kraftaufwand rechnen. Die Anreise ging über Sexten ins Fischleintal und nahm ab Schmieden, unserem Feriendomizil, eine gute halbe Stunde in Anspruch. 

Am Parkplatz im Fischleintal, einem Langlaufhotspot von Dolomiti Nordic Ski, befand man sich inmitten der grossen und imposanten Türme, welche die Sextener Dolomiten so berühmt machen. Der Blick zum Zwölferkofel, der Dreischusterspitze, der Rotwand/Zehner und Co. führt in diesem Tal zu Nackenstarre. Derart steil ragen diese Felswände aus dem Tal empor. Diesen Blick konnten wir anfangs voll geniessen, weil die Einlaufstrecke auf der Langlaufloipe zum Herumginöffeln einlud. Beim Talschluss wurde es dann aber schlagartig alpiner und weniger chillig. Durch das enge Bacherntal war es einigermassen mühsam, höher zu kommen. Eine ausgefahrene und natürlich gefrorene Abfahrtsspur und viele verschneite Steine führten in diesem Bachbett zu unschönen Aufstiegsszenen. Der eine oder andere rutschte aus, man legte ein paar Streckenabschnitte zu Fuss zurück und versuchte jeder auf seine Weise, schadlos durchzukommen. Eine geschlagene Stunde mühten wir uns so ab, bevor wir endlich in den offenen und schönen Hängen unterhalb und neben der Zsigmondyhütte waren. Hier schien nun auch die Sonne, welche zur Rast einlud. 

Nach der Pause benötigten wir bloss noch eine gute Stunde Aufstiegs, bis wir auf unserem ersten Gipfel, der Oberbachernspitze waren. Einmal mehr ein prächtiger Aussichtspunkt in dieser Woche. Die drei Zinnen hatten wir nun von jeder Seite zu Gesicht bekommen und wir konnten bereits einige Gipfel bestimmen, die wir in den vergangenen Tagen besucht hatten (Seekofel, Dürrenstein, Kleine Gaisl). Herrlich warm und windstill war es auch, schliesslich hatten wir alle mindestens ein T-Shirt nassgeschwitzt. 

Jetzt lockte die Abfahrt über die Südhänge! Wir hatten die Tour schliesslich so ausgesucht, dass um 11:30 Uhr der beste Schnee genossen werden konnte. Und in der Tat: wir nahmen die direkte Linie vom Gipfel runter und genossen die Schwünge im perfekt angerichteten Sulzschnee. Oder wie die Italiener zu sagen pflegen: in der «bella crema». Leider war der Spass nur allzu schnell zu Ende. Es wartete noch der Hauptgipfel des Tages: die Hochbrunner Schneide. Und diese lag gute 800 Höhenmeter weiter oben. Mittels einer langen Querung unterhalb des Zwölferkofels, die nur bei diesen sicheren Lawinenverhältnissen opportun war, gelangten wir in den sehr eindrücklichen Felsenkessel zwischen Zsigmondykopf und Hochbrunner Schneide. In dieses sogenannte «Innere Loch» wagt man sich nur, wenn man einen entsprechenden Tourenbeschrieb hat und die Verhältnisse günstig sind. Beim Reinmarschieren in dieses Loch dachte ich, dass am Ende einfach diese Felswand sei und man dort  die Felle abnehme und wieder runterfahre. Erst ganz hinten tut sich gegen links ein weiteres Kar auf, das steil Richtung Gipfel der Hochbrunner Schneide führt. Dank der mittlerweile fortgschrittenen Uhrzeit war es wacker warm in diesem Kessel. Ein Felsriegel mit einem Durchschlupf in Form eines Couloirs zwang uns, einmal mehr die Ski auszuziehen und sie hochzutragen. Das ging dank des weichen Schnees und Danis Spur wunderbar. 

Nun fehlten noch etwa 200 Höhenmeter bis auf den Gipfel der Schneide. Auch diese Hänge waren zwar stark geneigt, aber gut zu gehen. Kurz nach Dani stand auch ich auf dem höchsten Punkt, unserem einzigen Dreitausender dieser Woche, und freute mich über die Tatsache, dass trotz der vielen Höhenmeter kein Muskelstreik eingetreten war und wir diesen prächtigen Gipfel unbehelligt erreicht hatten. Die Gruppe komplettierte sich nach und nach. Wir hatten allen Grund, uns zu dieser Leistung zu gratulieren und Gott und die Welt zu rühmen. 

Die Abfahrt von der Hochbrunner Schneide hielt nicht ganz, was sie bieten könnte. Für top Schneeverhältnisse waren wir mittlerweile etwas zu spät unterwegs. Es fanden sich zwar noch ein paar passable Skihänge, aber insgesamt (und insbesondere im Bacherntal) war das Runterfahren nicht so vergnüglich. Aber besser und rascher als Hinabwandern war es alleweil. Sogar auf der Langlaufloipe unten im Tal liefen die Ski gerade noch ohne viel Stockeinsatz. Die Einkehr im «Bistro Bergsteiger» war nun mehr als verdient. Dank gut gelungener Tour und keinen Zwischenfällen war die Stimmung mehr als aufgeräumt, was auch die Kellnerin des Bistros zu hören und spüren bekam. 

Am nächsten Tag, dem Donnerstag, fuhr ich mit dem Zug in einer achtstündigen Reise mit 7-maligem Umsteigen nach Hause zurück, um die Hauptprobe des Santa-Programmes «celloromantisch» nicht zu verpassen. Welch Kontrast zu den scharfen Dolomitengipfeln bildete doch Tschaikovskys Streicherserenade, die ich mit viel Pathos und 1000 herrlichen Bildern im Kopf zusammen mit meinen Orchesterfreunden performte. Derweil machte der Rest von Pas-mal-de-bière noch zwei Touren: Die Cristallo-Scharte und die Forcella Colfiedo und reiste am Freitagnachmittag zurück. 

Id3134
Datum20.03.2024
TourOberbachernspitze und Hochbrunner Schneide
Ziel_erreichtJa
RouteParkplatz Fischleintal - Talschlusshütte - Bacherntal - Zsigmondyhütte - Oberbachernspitze - Abfahrt bis ca. 2200m im Fischleinbach - durch Innere Loch und das S-Wand Kar auf die Hochbrunner Schneide. Abfahrt durchs äussere Loch und das Bacherntal zurück zum PP Fischleintal
GipfelHochbrunner Schneid (Monte Popera) 3046m; Oberbachernspitze (Croda Fiscalina) 2635m
BegleiterDani, Didi, Jürg, Kuno, Minu
GebietDolomiten
TourentypSkitour
HM_rauf2120
HM_runter2120
Distanz_KM29.32
VerhaeltnisseSuper Verhältnisse für diese Tour, da heute sehr lawinensicher. Abfahrt Oberbachernspitze top Sulz, von der Schneide gemischt, aber nie schlecht.
Huetten
Featured_Fototbi_2024-03-20.jpg
Tourenideen
Aufstiegszeit06:50:00
Abstiegszeit01:45:00
SchwierigkeitS
Wetterschön - leicht bewölkt
MaterialSkitourenmaterial mit Steigeisen
Relive_URLRelive Oberbachernspitze und Hochbrunner Schneide

volle Distanz: 29578 m
Maximale Höhe: 3069 m
Minimale Höhe: 1473 m
Gesamtanstieg: 2344 m
Gesamtabstieg: -2343 m
Gesamtzeit: 08:43:57
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