Zwei Tage nach der Rückkehr aus den Ferien im Engadin war der Skitourenhunger ambivalent: Einerseits hatte ich genug Schnee gesehen, andererseits waren die Verhältnisse in unseren Skiferien suboptimal, ja zum Teil schwierig. In unseren zentralschweizer Gefielden schienen die Verhältnisse viel besser zu sein. Eine kleine Front hatte den östlichen Voralpen zudem Neuschnee gebracht, aber der Wetterbericht für Sonntag war hervorragend. Eigentlich also die Idealkombo: frischer Schnee und blauer Himmel. Mein langes Zögern führte dazu, dass ich niemanden als Begleitung fand und deshalb alleine loszog. Ich wählte das Lidernengebiet, weil dort sicher viele Leute unterwegs sein würden und die Gefahr, unbemerkt mit Beinbruch in einem Loch zu verschwinen, geringer war. 

Im Chäppeliberg war tatsächlich alles schon mit Autos vollgestellt. Ich erwischte gerade noch eine Parkmöglichkeit bei Martschen. Die Frequentierung des Gitschen-Bähnlis zog ich nicht einmal in Betracht. Es war bitterkalt hier hinten. Deshalb schlug ich ein ordentliches Marschtempo an, um so mit der Bewegungswärme mobil und geheizt zu bleiben. Es gab eine schöne Spur via Alt Stafel, auf der ich zum Teil grössere Gruppen gut überholen konnte. Schon nach zwei Stunden war ich beim Skidepot bei der Kette vor dem Gipfel des Blüembergs. Ich lud meine Ski auf den Buckel und kraxelte entlang der Kette hoch. Und da passierte das Missgeschick: Weil ich mich an der Kette festhalten musste, rutschten mir die Ski aus der Hand und folgten der Schwerkraft. Einer blieb knapp in Reichweite der Kette liegen, der andere stoppte erst im steilen Couloir auf der Chinzig-Seite. Zwar nur etwa zehn Meter unterhalb der Wächte, aber im triebschneegefüllten Hang war mir eine ungesicherte Rettungsaktion zu gefährlich. 

Die zuvor überholten Tüüreler schlossen nun wieder auf und ich fragte jeden, ob er ein Stück Seil zur Sicherung dabei hätte. Alle negativ. Erst ein Elsässer namens Thierry hatte 10m Reepschnur dabei. Damit und mit dem geretteten Ski bauten wir eine Verankerung und versuchten den abgestürzten Ski zu retten. Aber das Seil war zu kurz. Erst ein nächster Tourenkamerad, der vom Rossstock herüber gekommen war, besass eine lange dünne Schnur. Mit dieser gelang es uns, den abgestürzten Ski von oben am Stopper zu packen und vorsichtig hochzuziehen. Endlich - es waren 1½ Stunden vergangen - hatte ich beide Ski wieder, band sie jetzt auf den Rucksack (sic!) und stieg diesmal wie es sich gehört entlang der Kette auf den Gipfel. 

Was nun folgte waren die besten Abfahrtsmeter des Winters. Die hätten mit nur einem Ski definitiv keinen Spass gemacht. Richtung Höchi lag richtig guter Pulverschnee - ein wahrer Rausch. Auch meine Elsässer genossen es und ich bedankte mich nochmals für ihre Hilfe. Meinen im Aufstieg gefassten Plan, als zweiten Gipfel heute noch den Sisiger Spitz zu besuchen, setzte ich trotz des Zeitverlusts in die Tat um. Zu schön waren heute die Verhältnisse und das Wetter. Über den Wannentritt und die Böden zog ich zum Teil eine neue Spur und war kurz nach drei, diesmal ganz alleine, auf diesem Gipfel, den ich noch nie vorher besucht hatte. Der Einblick in die Hänge des Lidernengebiets ist gut und auch sonst war die Aussicht cool von hier oben. 

Über nur noch teilweise gute Hänge (der Sisiger Spitz liegt halt auf der Sonnenseite des Riemenstaldertals) erreichte ich problemlos das Auto wieder und konnte auf eine Tour zurückblicken, die dank des Ski-Intermezzos am Blüemberg in Erinnerung bleiben wird und eine erzählenwerte Geschichte hinterliess.