Nach einer Woche mit sehr dynamischem Wetter, lies Schneefällen zu Beginn, dann Regenfällen bis gegen 2000 Meter begleitet von ordali Wind, beruhigte sich die Atmosphäre aufs Weekend hin. Lawinentechnisch blieb das Ganze aber anspruchsvoll, war doch noch am Freitag in den ganzen östlichen Alpen von grosser Lawinengefahr (Stufe 4) die Rede. Wollte man also das schöne Wetter für eine Skitour nutzen, musste gut nachgedacht und ausgewählt werden. Deshalb fiel meine Wahl auf den Tschingel, wo die Anreise zwar etwas weit war, aber die Hangexposition und die Höhenlage dafür unverdächtig. Es sollte sich als eine gute Wahl erweisen. Bei der Nachfrage am Freitagabend nach Tourenpartnern meldete sich Kuno. Er hatte noch zwei weitere Interessierte: Susanne Lanz, mit der ich schon Ewigkeiten nicht mehr auf Tour war, und dann auch noch Joel Gonzales, ein Skitouren-Novize. Joel ist der Sohn unserer Cousine Karen aus Seattle, USA und weilte seit Januar auf Besuch in der Schweiz. Vor seiner Rückkehr wollten wir ihm noch die wahren Schönheiten der heimischen Bergwelt zeigen. Hier war natürlich das Rosenlaui genau richtig. Eine spektakulärere Landschaft haben die Alpenländer fast nirgends zu bieten. Bevor es auf der Gschwantenmad unterhalb Rosenlaui losgehen konnte, musste ich die Tourenpartner in der Agglomeration von Luzern zusammensuchen. Zusammen mit der immer noch nicht harmlosen (weil vereisten) Bergstrasse Richtung Rosenlaui ergab das eine stattliche Anreisezeit. Bis wir endlich startklar waren krähte der Hahn schon achtmal auf dem Mist, und dies obwohl ich schon vor sechs Uhr von zu Hause losgefahren war. Schuld daran war auch die nicht vorhandene Erfahrung von Joel mit dem Skitourenmaterial. So mussten wir ihm das LVS, die Schneeschuhe und die beste Snowboard-Befestigungstechnik für den Rucksack erklären. Mittlerweile war auch die Auto- und Körperwärme von uns gewichen, was an diesem frischen Morgen dazu führte, dass buchstäblich von loszittern (statt losmarschieren) gesprochen werden konnte. Aber die Sonne war schon bald erreicht und die Wegsteigung trug ebenfalls zur Ankurbelung des Blut- und Wärmekreislaufes bei. Joel kämpfte trotz seinen jungen Jahren und seines angeblich hervorragenden Fitnesszustandes mit Berg und Material. Deshalb vergrösserte sich der Abstand zwischen Kuno und Joel einerseits und Susanne und mir andererseits immer mehr. So trafen letztere beide beträchtlich vor dem US/CH Duo auf dem Gipfel ein. Dies erlaubte es mir nach einer ersten kurzen Rast schnell auf Abfahrt umzurüsten und den Gipfelhang ein erstes Mal zu testen. Schon die vorausfahrenden Tourengänger hatten mit ihrer Fahrweise angedeutet, dass die Schneequalität ausgezeichnet zu sein schien. Das durfte ich ebenfalls feststellen und genoss einen rasanten Ritt bis zum Chrüterenläger runter. Dort fellte ich wiederum auf und stieg ein zweites Mal auf den Tschingel, wobei ich es relativ knapp nicht schaffte, Joel noch einzuholen. Nun genossen wir den Gipfel zusammen und erklärten unserem Cou-Cousin alles Wissenswerte über die Umgebung. Dann aber folgte das schönste Stück des Tages: die Hauptabfahrt. Wir wählten einen Hang etwas weiter westlich der Aufstiegsroute, wo noch keine Spuren zu sehen waren. Kurz vor dem Start der Abfahrt stellte Joel fest, dass er ein falsches Snowboard zur Verfügung hatte. Es war nicht Goofy bzw. Regular, wie er das üblicherweise zu fahren pflegt. Er musste also den ersten steilen Hang mit einem ihm unbekannten und erst noch falsch herum montierten Board bewältigen. Es gelang zum Glück ohne Sturz. Zur Feier des tollen Schnees gaben Kuno und ich darauf einen Jodelsong zum Besten zwecks Übermittlung per Smartphone an unsere Verwandtschaft ennet dem grossen Teich. Die weiteren Hänge wiesen besten Sulzschnee auf, was natürlich hoch willkommen war. Nur das Mittelstück der Abfahrt war bereits ein wenig zu weich. Aber insgesamt herrschten tolle und sichere Verhältnisse. Dies feierten wir zum Abschluss in Oskars Beiz zu Kaltenbrunnen. Eine Prise Schnupftabak durfte für unseren Ami ebenso wenig fehlen wie die obligate Bratwurst mit Pommes. Somit hatten wir Joel einen Tourentag mit lauter Höhepunkten geboten, von denen er noch lange schwärmen wird. |
Id | 2677 |
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Datum | 11.03.2017 |
Tour | Tschingel |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Gschwantenmad (Rosenlaui) - Mettlen - Ober Mettlen - Chrüterenläger - Tschingel. Gleicher Weg zurück. |
Gipfel | Tschingel 2326m |
Begleiter | Joel, Kuno, Susanne |
Gebiet | Berner Oberland |
Tourentyp | Skitour |
HM_rauf | 1404 |
HM_runter | 1404 |
Distanz_KM | 14.05 |
Verhaeltnisse | Nach intensiven Schnee- und Regenfällen heikle Lawinensituation. Deshalb diesen Südhang gewählt. Gute Wahl, da nach kalter Nacht gefrorene Schneedecke und guter Sulz. |
Huetten | |
Featured_Foto | DSC02978.JPG |
Tourenideen | Grindelgrat; Wandelhorn über Gyresprung |
Aufstiegszeit | 03:00:00 |
Abstiegszeit | 01:30:00 |
Schwierigkeit | WS |
Wetter | schön - wolkenlos |
Material | Skitour normal |
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