Armin plädierte als heutige Tour für den Ausgangspunkt Champex-Lac beziehungsweise unser Chalet. Oberhalb unserer Behausung führte laut Skitourenkarte ein Weg ins Tal des Torrents du Darbellay. Dies entspricht dem sommerlichen Hüttenweg in die Cabane d'Orny und die um eine Stunde höher gelegene Cabane du Trient. Der Weg ist allerdings nur gestrichelt als Skiroute eingezeichnet. Das bedeutete in unserem Falle wenig oder kein Schnee (obwohl letzte Woche genügend neuer gefallen war). 

Unser Morgenessenritual mit Zmorgechef Dani hatte sich inzwischen ritualisiert. Gefrühstückt wurde um 7 Uhr und gestartet kurz nach acht. Da heute die Autofahrt in eines der Täler entfiel, konnten wir diese lange Tour auf die Pointe d'Orny mit etwas Vorsprung gegenüber den Vortagen angehen. Besagter Weg wies im Hinweg gerade noch genügend Schnee auf, sodass wir fast das ganze Stück fellen konnten. Aber kraftsparend war das nicht, insbesondere auch des ständigen Auf- und Abs wegen, dem wir ausgesetzt waren. Nach dieser Querung gelangten wir in das Bachtobel des  Darbellaybaches. Auch hier war das Steigen eher mühsam. Erst nach gut einer Stunde waren wir endlich in den schönen Pulverschneehängen, die man schon von Orsières herauf sieht. Und endlich war es eine richtige Skitour mit anständigen Spitzkehren und so. 

Trotz dem Skitourengelände, das nun vorherrschte, wartete bald neuer Ärger in Form von Stollen an den Fellen. Und die waren so richtig hartnäckig. Mit vereisten Kanten, Kilobrotdimensionen und schwer wie ein toter Fuchs. Zwischen erster und zweiter Pause liess ich manchen Fluch in den Spitzen der Aiguilles Dorées verhallen. Erst als wir den Glacier d'Orny erreicht, die Felle etwas an der Sonne trocknen gelassen und uns gletschertauglich aufgezäumt hatten, besserte sich die Stollenlage. Der Wind hatte in den letzten Sturmtagen hier oben den Schnee auf dem Gletscher als griffige Piste zurückgelassen, was sowohl gute Auf- wie später auch Abfahrtsbedingungen bot. Erst nach sechs Stunden Aufstieg - es war bereits 14 Uhr - erreichten wir den Gipfel der Pointe d'Orny. Zum ersten Mal in dieser Woche konnten wir einen Gipfelhock veranstalten, ohne dass es einem Ski und Felle um die Ohren blies. Die Aussicht und die Sonnenwärme wären auch formidabel gewesen, hätten da nicht zwei Gletscherflugzeuge mit ihren Landeversuchen auf dem Plateau du Trient die Bergidyllle nachhallig gestört. 

Immerhin liess uns dieser Krach relativ zügig wieder aufbrechen. Sonst hätten wir den Rundblick wohl noch bis zum Einnachten genossen. Die Abfahrt hielt nun alle Versprechen ein, die wir uns von ihr beim Aufstieg erhofft hatten. Oben war's wie beschrieben pistenhart, aber trotzdem schön zum Fahren. Die zweite Hälfte vollzog sich dann im wahren Pulverrausch. Didi und Dani wollten diesen rauschhaften Zuständen allerdings ausweichen und wählten stattdessen eine abenteuerliche Schlucht. Sicher auch spannend, mir persönlich gefielen die schönen Skihänge aber besser. 

Den Abschluss der Tour bildete der Sommerweg zurück nach Champex. Wir schnallten die Ski an den Rucksack, weil die Tageswärme nun fast den ganzen Schnee weggeschmolzen hatte. Es war weniger mühsam als befürchtetz und eigentlich schnell abmarschiert. Auf direktem Weg über ein paar Chaletbalkone ging's zurück zu unserer "Hütte". Dort wartete wie immer reichlich Bier und Apéro-Gebäck, was den Tag in Minne und guter Stimmung zur Neige gehen liess.