Die erste (bzw. letzte) Etappe der Via Alta Verzasca VAV führt von der Capanna Barone zur Capanna Cognora, beide gebaut und unterhalten von der Società Alpinistica Verzaschese (SEV). Für diese Tour gibt es zwei Varianten: jene «obenrum» über den Pizzo della Bedéia und jene den Flanken dieser Bergkette entlang. Die erste Variante ist mit mindestens 6 Stunden veranschlagt, «untenrum» mit 4. Die Gipfelvariante hätte mich natürlich gereizt. Aber wegen Felices lädiertem Ellbogen und der gestrigen langen Tour tendierten wir zu Variante zwei. Damit ich trotzdem noch zu einem Gipfelerlebnis kam und die Beinmuskeln zu ausreichend Kontraktion, lag eine Besteigung des Pizzo Barone nahe und im Bereich der Möglichkeiten. Diesen konte ich gut alleine hochsteigen, führt doch ein markierter Wanderweg bis auf seine Kalotte. Ich erhielt unwerwartet Begleitung von Christian Dürr und seinem Hund (Hüttenbekanntschaft). Ohne Rucksack liessen sich die Höhenmeter in forschem Tempo bewältigen, sodass wir schon um halb neun Uhr die zauberhafte herbstliche Gipfelstimmung geniessen konnten. Ein wahres Gipfelmeer lag zu allen Seiten dieses vorzüglichen Aussichtspunktes. Wie geplant war ich nach gut zwei Stunden wieder in der Capanna Barone und konnte nun mit Felicitas zusammen weiter wandern. 

Diese Etappe der Via Alta Verzasca gefiel der holden Gemahlin deutlich besser als die gestrige Etappe. Die Steigungen und die Gesamtlänge sind moderat und der Weg durchaus attraktiv. Es geht auf und ab, der Pfad ist zwar schmal, aber mit T4 gut zu begehen. Die wenigen kurzen und steilen Kraxelstellen waren willkommene Abwechslung. Wir wanderten dem Passo di Piatto entgegen, dem Übergang vom Verzascatal in die Leventina. Ein holzgeschnitztes grosses Paar symbolisiert diese alte wichtige Verbindung der beiden Tessiner Bergtäler. Auch als Rastpunkt ist der Pass wunderbar, was wir natürlich ausnützten. 

Es fehlte nur noch eine gute Stunde bis zur Capanna Cognora, meiner Lieblingshütte auf der Via Alta. Wir trafen sie unbesucht vor, aber bestens aufgeräumt und natürlich ausgerüstet mit genügend Ess- und Trinkbarem. Sogar die Dusche funktionierte. Das liessen wir uns natürlich nicht zwei Mal sagen. Sogar das Bier konnte warten. Mit der Zeit trafen noch sieben weitere Besucherinnen und Besucher ein, was aber nur etwa die Hälfte der Hüttenkapazität war. Somit ergab sich ein sehr entspannter Abend in grandioser Abendstimmung. Einfach ein sensationeller Platz, diese Cognorahütte!