Langsam gingen uns nach so vielen schönen Tagen im Val Müstair die Tourenideen aus. Weil immer noch erhebliche Lawinengefahr von der Karte des SLF verkündet wurde, waren wir etwas eingeschränkt bezüglich steiler Aufstiege und Abfahrten. Aber es blieben ein paar neue und gut machbare Berge übrig. Eine Idee, auf welche ich bei der Rundschau am Sonntag auf dem Piz Terza kam, war die Kombination Piz Vallatscha und Fuorcla Starlex. Ersterer ist aus dem kleinen Skigebiet Minschuns schnell und gut erreichbar und die Fuorcla bietet (mindestens auf der Karte) eine tolle Abfahrt nach Müstair. 

Nur Alicia war mit dieser Tourenwahl irgendwie nicht happy: es habe ihr zu wenige Höhenmeter (sic!) und zwei Mal auffellen möge sie gar nicht. Mangels besserer Alternativen bereiteten wir uns an diesem Morgen aber trotzdem auf diesen Ausflug vor. Ein Skibus (Bus da Sport) beförderte Ski- und Tourenfahrer gratis ins Skigebiet. Dieses besteht aus 2½ Skiliften und einem wegen Corona geschlossenen Restaurant. Für 14.- Franken durften wir alle Lifte benutzen und landeten so nur gerade einmal 350 Höhenmeter unterhalb des Piz Vallatscha. Rasch waren die Felle aufgezogen, ein Geschäft verrichtet und die wenigen Spitzkehren bis zum Gipfel hinter uns gebracht. Weil wir auf der anderen Seite des Berges runterfahren wollten, mussten wir mit der ganzen Ausrüstung zu Fuss über die Gratschneide. Es ist dies ein einfacher, aber sehr aussichtsreicher und schöner Gratgang. Felicitas war begeistert, Alicia schmollte immer noch. 

Nicht einmal der tolle Schnee auf der anderen Seite des Piz konnte sie begeistern. Dabei waren die Hänge noch praktisch unverfahren und wiesen besten Pulver auf. Erst die Pause auf der Alp Astras besänftigte ihr Gemüt. Ich stellte ihr in Aussicht, Dani zu einem Gang auf den Lorenziberg zu überreden. Das verschaffte ihr den erwünschten sportlichen Challenge, derweil ich mit dem Rest der Truppe den Weg über die Fuorcla Starlex und Richtung Müstair fortsetzte. 

Diese zweite Abfahrt des Tages war nun weit weniger berauschend als die erste. Wir fanden nur wenig guten Schnee, weil auch hier der Wärmeinbruch von vor zwei Tagen den Spass verdorben hatte. Weil Felice bei diesen Verhältnissen besonders leidet, wichen wir so bald wie möglich auf den Fahrweg ins Val d'Avigna aus. Hier liessen sich die Höhenmeter gut vernichten. Zuunterst trug einem der Harschdeckel sogar wieder, was uns Müstair ohne grössere Verluste erreichen liess. Wir verpassten das Postauto um wenige Minuten und mussten somit fast eine Stunde auf das nächste warten. Das kühle Bier bei frostigen Temperaturen half dem Wärmehaushalt des Körpers nicht wirklich. Bis Dani und Alicia eintrafen, begannen wir wacker zu frieren. Im Gegensatz zu uns erwischten die beiden mit fünf Minuten Reserve den Bus. Jetzt konnten wir gemeinsam den Tourentag abschliessen und noch vor Tagesende ins Hotel einziehen.