Wenn man - wie wir am Vortag - über einen schönen Alpengrat turnt, kann man sehr gut Pläne schmieden und von den nächsten Touren träumen. Wir wussten in etwa, wie das Wetter werden würde und wie die Verhältnisse waren. Ich kam auf die Idee, an diesem langen Auffahrtswochenende das Ziel anzupeilen, in vier Tagen vier alpine Disziplinen auszuüben. Wandern, Skitouren, Klettern und Biken. Dabei war der Teil Skitour der schwierigste, weil am meisten zusammenpassen musste. Schnee lag im ganzen Alpenraum nicht mehr viel. Auf den einschlägigen Tourenportalen tauchten nur noch sporadisch Einträge auf, bei deren Lektüre man dachte, eine Skitour sei eine lohnende Sache. Ich fasste trotz allem den Galenstock ins Auge. Den kannte ich gut, er hatte seit über zehn Jahren keine Besuch mehr von mir bekommen und ein Blick auf die Webcam der Albert Heimhütte verriet, dass zwar mit etwas Skitragen gerechnet werden musste, es sich aber durchaus lohnen würde, die Latten mitzunehmen. Alicia war schnell überzeugt, weil die Aussicht sie sofort begeisterte, nochmals Steigeisentechnik zu üben. Trotz der sehr frühen Tagwache um 3 Uhr. Es hatte über Nacht abgekühlt und die Restwolken waren verschwunden. Dies verhinderte, dass ich um besagte frühe Stunde wieder zurück ins Bett fiel. Schnell ein Müsli und einen Kaffee - und weg waren wir. Im Urner Reusstal kamen leise Zweifel über die Sinnhaftigkeit des Vorhabens auf, weil eine Wolkendecke über dem Tal lag. Diese entpuppte sich aber beim Cruisen über die Furkapasskehren als Nebeldecke. Als wir unser Auto auf dem Tätsch parkierten, präsentierten sich ein wolkenloser Himmel und ein stolzer Galenstock, der bald in der Morgensonne aufleuchtete. Die Skitragezeit war mit etwa 30 Minuten erträglich. Hingegen stellte der Tiefenbach ein grösseres Hindernis dar, weil nicht klar war, wo er sich überqueren liess. Wir mussten entlang seines Ufers stolpern, bis sich eine Stelle fand, wo noch eine einigermassen vertrauenserweckende Schneebrücke über den Bach übriggeblieben war. Das Ansteigen bis zum Skidepot war mehrheitlich angenehm. Nur im Steilhang über dem abgetrennten Gletscherteil des Tiefengletschers mussten Harsteisen montiert werden, weil es pickelhart war. Der zweite Teil des Skiaufstiegs vollzog sich an der Sonne, was dem böigen Wind seine Schärfe nahm. Der Nordgrat präsentierte sich im unteren Teil praktisch aper. Von weitem gesehen war nicht klar, wo man einen Durchschlupf durch die unterste Felswand finden würde. Erst ganz nahe an der Wand erblickte ich die Eisenbügeltreppe, die man wegen des Gletscherrückgangs vor ein paar Jahren montieren musste. Damit liess sich natürlich die Felswand, nachdem wir das Skidepot errichtet hatten, sehr gut bezwingen. Nach ein paar Turnübungen in den Blöcken erreichten wir den eigentlichen Nordgrat. Dort seilten wir an und wir montierten die Steigeisen an die Skischuhe. Es war nun definitiv alpin mit Hochtourencharakter. Alicia hielt sich tapfer und stieg trotz der spürbaren Höhe ein wenig schwerer atmend mit. Nach etwas mehr als den zu Hause veranschlagten fünf Stunden erreichten wir den Gipfel. Dieser Galenstock ist halt schon ein vorzüglicher Aussichtspunkt. Besonders der Blick ins Goms ist atemberaubend. Wir waren beide ganz schön beeindruckt und hielten die Pracht fleissig auf unseren Fotochips fest. Auch der Rückweg über den Nordgrat erheischte Vorsicht: Felsabwärtsklettern mit Steigeisen ist ja nicht so angenehm. Wir liessen uns Zeit und brachten somit auch den Rückweg ohne Zwischenfälle hinter uns. Zwei um etliche Jahre jüngere Typen, die zu Fuss bzw. mit Schneeschuhen unterwegs waren, hatten wir schon im Skiaufstieg überholt gehabt. Im Grat waren sie noch langsamer, ganz zu schweigen von ihrem Zeitbedarf beim Fussabstieg. Wir hingegen schnallten die Ski an unsere Füsse und genossen zwar nicht die beste Abfahrt des Winters, ersparten uns aber nasse Füsse und tiefes Einsinken. Flugs hatten wir die letzten Schneereste unterhalb der Albert Heimhütte erreicht und brachten auch noch die letzte Schneebrücke ohne Einsturz hinter uns. Mit 20 Minuten Skitragen waren wir wieder beim Auto, ich mit einem Riesendurst. Diesen stillten wir mit viel Flüssigem im Coop zu Andermatt. Die letzte Skitour der Saison war somit absolviert und Alicia war äusserst zufrieden mit dieser alpinistisch anspruchsvollen, aber sehr lohnenden Tour. |
Id | 3012 |
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Datum | 27.05.2022 |
Tour | Galenstock |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Tiefenbach/Tätsch - Tiefenbach (Fluss) - Tiefengletscher - Skidepot am Nordgrat - N-Grat - Galenstock. Gleicher Weg zurück. |
Gipfel | Galenstock 3586m |
Begleiter | Alicia |
Gebiet | Zentralschweiz |
Tourentyp | Hochtour; Skitour |
HM_rauf | 1343 |
HM_runter | 1343 |
Distanz_KM | 16.22 |
Verhaeltnisse | Nach 30 Min. Ski tragen gefrorenen Schnee angetroffen. Gute Aufstiegsbedingungen, Sommerschnee. Nordgrat unten trocken, oben gute Trittschneeverhältnisse. Abfahrt Nassschnee, aber gut machbar |
Huetten | |
Featured_Foto | tbi_2022-05-27.jpg |
Tourenideen | |
Aufstiegszeit | 05:15:00 |
Abstiegszeit | 02:30:00 |
Schwierigkeit | ZS |
Wetter | schön - leicht bewölkt |
Material | Skihochtour mit Seil, Eismaterial |
Relive_URL | Relive Galenstock |