Einmal mehr starteten wir die Skitourenwoche mit einem Prolog auf der Anreise. Für unser Wochenziel "Vanoise" kamen im Prinzip zwei Anreisewege in Frage: entweder über Genf oder Mailand. Weil der Wetterbericht in der Vorwoche fleissig zwischen Hoch- und Tiefdruckgebieten mit Tendenz zu besserem Südwetter oszillierte, entschieden sich Kuno und ich für die Anreise über Italien. Dani war am Entscheidprozess nicht mitbeteiligt, weil er geschäftlich in Mannheim weilte. Er war aber gemäss Whattsapp-Kontakt mit allem einverstanden, was uns die Beschlussfassung wesentlich erleichterte. Ich schlug Kuno die Cima di Piancabella eingangs Bleniotal vor, womit er einverstanden war. Schon um 5 Uhr 30 holte ich Dani zu Hause mit Sack und Pack für eine Woche ab und Kuno luden wir 15 Minuten später am Bahnhof Luzern hinzu. Ab durchs Gotthardloch und hinein ins Bleniotal! Die Schneelage schien bei der Fahrt durch die Leventina ausreichend, ziemlich ähnlich wie letztes Jahr, als wir den Madone auf der Hinfahrt zur Skitourenwoche in der Dauphiné besuchten. Schon bald kurvten wir die schmale Strasse ins Malvaglia hoch, wurden aber bald von einer Barriere gestoppt, die alle Unberechtigten im Winterhalbjahr vom Besuch des kleinen Tessiner Bergtales abhält. Dass wir keine Lust auf 7-8 km Skitragen auf Asphaltstrasse hatten war schnell ausgemacht. Wir suchten die Karte hervor und identifizierten sofort ein Alternativziel: die Cima die Biasca. Armin sei schon dort gewesen und die Tour sei steil aber gut, wusste Kuno. Weil die Strasse ins Val Pontirone nur gerade eine Kurve weiter unten abzweigt, war der Umweg verkraftbar. Unsere Befürchtung, auch die Strasse in dieses Tal könnte per Barriere versperrt sein, bewahrheitete sich leider sehr rasch. Wieder nix, dachten wir und hatten das Auto bereits gewendet, als ein Einheimischer in seinem Lieferwägelchen herantuckerte. Ich fragte ihn sogleich, ob er einen Schlüssel für die Barriere hätte, worauf er nur meinte, "si alza la barriera solo un pò e poi si apre da solo". Nachdem wir genau das auch schon bei der Malvaglia-Barriere ausprobiert hatten trauten wir unseren Augen kaum, als sich der Schlagbaum nach einer kurzen Anhebung wie von Geisterhand selber öffnete. Das fanden wir natürlich super und passierten das Hindernis unverzüglich. Die Strasse wand sich nun etliche Kilometer und Kurven den Berg hoch bis zum Weiler Biborgh auf immerhin schon 1301m ü.M. Auf der gegenüberliegenden Talseite, wo die Cima di Biasca stand, lag genügend Schnee, während auf der Sonnenterrasse "Fontana / Biborgh" alles braun war, ausser der Strasse hinunter zur "Ponte di Cengio". Der Aufstieg begann also mit einer kleinen Abfahrt hinunter zur Brücke. Dort fellte man auf und stieg weiter der Strasse entlang mit entsprechend gemächlicher Steigung Richtung Alpe di Sceng. Schon bald fand dies im schönsten Sonnenschein und bei angenehmen Temperaturen statt. Die Sicht auf die unbekannten Berge des Calancatales und die wunderschöne Tessiner Alpgegend hoben unsere Stimmung bis in Euphoriesphären. Nach einer Rast auf der Alpe di Cava erreichten wir zügig und über steile Hänge den schönen Gipfelgrat der Cima di Biasca. Erst auf dem höchsten Punkt muss man die Ski losschnallen und auf Abfahrt umrüsten. Die Sicht in die Leventina, nach Bellinzona, ins Bleniotal und ins weite Alpenrund war atemberaubend. Mei ging das nitzi! Die Abfahrt war trotz leicht gedeckelter Schneeoberfläche erstaunlich gut, neuartigen Rocker-Ski sei Dank! Nach dem steilen Gipfelhang trafen wir auf schönen Sulz, der im Verlaufe der Woche noch einen schönen italienischen Namen kriegen sollte. Weil wir einen guten Durchschlupf durch die Bäume fanden und nur noch kurz auf der Strasse abfahren mussten, waren wir bald wieder bei der Brücke vor dem Schlussgegenanstieg zum Auto zurück. Unsere ausgezeichnete Stimmung konnten die paar Schneetöfffahrer mit ihrem Saukrach ebenso wenig trüben wie die nun folgende lange Autobahnfahrt über Milano, Torino und den Fréjus Tunnel nach Bessans in Frankreich. Beinahe fünf Stunden nahm dies in Anspruch, auch weil wir uns auf der Tangenziale Milano und jener in Torino zwei Mal verfuhren. Die beiden letzten Highlights des Tages waren der Bezug der von Kuno organisierten Unterkunft "Chez Mamie Anna" in Bessans und das opulente Abendessen im Restaurant "La Bocona". Das Chambre d'hôte von Mamie Anna ist sehr geschmackvoll eingerichtet und bot uns Bergsteigern allen Komfort. Ein sehr langer Tag liess sich somit genussvoll und angenehm beenden. |
Id | 2581 |
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Datum | 28.03.2015 |
Tour | Cima di Biasca |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Val Pontirone Biborgh - Ponte di Cengio - Alpe di Sceng - Alpe di Cava - Laghetti di Cava - Spiancri - Cima di Biasca. Gleicher Weg zurück. |
Gipfel | Cima di Biasca 2574m |
Begleiter | Dani, Kuno |
Gebiet | Ticino und Misox |
Tourentyp | Skitour |
HM_rauf | 1473 |
HM_runter | 1473 |
Distanz_KM | 19.20 |
Verhaeltnisse | Tragfähiger Harschdeckel bis ca. 2200m. Gipfelhang (=Osthang) Pulver mit leichtem Deckel, der aber fahrbar war. |
Huetten | Capanna Cava 2066m |
Featured_Foto | P3280018.JPG |
Tourenideen | Cima di Gana Rossa und Cima di Piancabella (Val Malvaglia). Pizzo di Cassimoi (Luzzone-Stausee, Olivone) |
Aufstiegszeit | 04:25:00 |
Abstiegszeit | 01:20:00 |
Schwierigkeit | ZS |
Wetter | schön - wolkenlos |
Material | Skitour normal |
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