Barrhorn – Turtmannhütte

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Im Aufstieg aufs Barrhorn, VS, kurz nach dem Gässji. Chregu

Nach einem ziemlich verregneten und kühlen April versprachen die Auffahrtstage laut Meteo dieses Jahr prächtiges Wetter. Sieht man von der handstreichartigen Niderbauen-Tour am 29. April ab, waren seit der Tourenwoche sechs Wochen ins Land gezogen, wo es kaum einen Tag mit gutem Skitourenwetter gab. Und dies zur normalerweise besten Tourenzeit! Nun kamen aber vier Tage mit purem Sonnenschein und auch Schnee lag dank dem Aprilwetter noch genug. Als Optionen boten sich Tagestouren von zu Hause aus sowie Hochtouren in den Walliser oder Berner Alpen an. Ich erinnerte mich anfangs Woche an Geburtstagsschulden, die ich bei Beni und Mäde von ihren 50. Geburtstagen her noch hatte und versuchte also zuerst mein Tourenpartnerfinderglück bei Beni. Er war schnell von der Idee überzeugt, ins Wallis zu fahren, eine Nacht im "Gretihüüs" zu verbringen und dann zwei schöne Touren anzugehen. Die eine davon, das Bishorn, hatte ich ihm vor gut zwei Jahren zum Geburtstag geschenkt. Die andere Tour sollte das Barrhorn werden, welches direkt oberhalb der Turtmannhütte liegt. Da ich bei Mäde ähnliche "Schulden" hatte (allerdings nur vier Monate zurückliegend), wurde auch er an der Orchesterprobe vom Dienstagabend angefixt. Auch bei ihm waren die familieninternen Abklärungen positiv, sodass wir zu dritt über die Gletscher robben konnten. Ausschlaggebend beim Planen war sicher auch noch, dass wir die beiden mittleren der vier freien Auffahrtstage wählten, sodass auch unsere Familien nicht zu kurz kamen. Schliesslich meldete Beni am Mittwochabend noch einen weiteren äusserst günstigen Planungsaspekt: dass nämlich die Strasse ins Turtmanntal ab heute Abend geöffnet sei und man bis nach Gruben fahren könne. Last but not least meldete auch die Turtmannhütte auf Anfrage freie Betten. 

Nun war also die Tour fertig geplant und es konnte losgehen. Zu einer unüblichen Stunde verabredeten wir uns am Donnerstagnachmittag im Wesemlin und fuhren alsbald Richtung Wallis los. Weil wir es als letztes Auto minutengenau auf den Autoverlad am Lötschberg schafften, dauerte die Fahrt nach Eischoll nur knapp 2½ Stunden. Dort oben angelangt bestaunten wir den üppigen Frühling auf 1200 Metern Höhe mit den prächtig blühenden Obstbäumen samt Sonnenuntergang am Bietschhorn. Im Hotel Schwarzhorn verköstigten wir uns für die morgige frühe Tagwache, suchten aber bald danach die Heia im Gut'schen Ferienhaus, genannt "Gretihüüs", auf. 

Schon um vier Uhr morgens dudelte die Wecker-App im Smartphone. Ohne viele Worte zog man sich an, putzte notdürftig die Wohnung (viel Dreck hatten wir aber nicht gemacht) und nahmen um 4:30 Uhr die vielen Kurven zwischen Eischoll und Oberems bzw. ins Turtmanntal unter die Räder. Kurz vor Oberems jagte uns ein halsbrecherisch talwärts fahrender Lastwagen einen gehörigen Schrecken ein. Ich konnte nur noch geistesgegenwärtig nach links ausweichen und in eine Hauseinfahrt flüchten. Schon rumpelte das schwere Gefährt im Garacho an uns vorbei! Nach den beiden Hochtourentagen waren wir uns einig, dass dies der gefährlichste Moment der Bergfahrt war. 

Es war schon zwanzig vor sechs, als wir unseren Aufstieg Richtung Turtmannsee und der gleichnamigen Hütte begannen. Der Weg war unschwierig und wies erst kurz unterhalb der Hütte einen steilen und hart gefrorenen Hang auf. Mit Harsteisen war dieser aber gut zu bezwingen und so standen wir nach zwei Stunden in der warmen Stube der Turtmannhütte. Erst hier oben gab es ein Morgenkaffee mit feinen Krapfen dazu. Auch alles überflüssige Material konnte deponiert werden, sodass wir um das Hochtourenmaterial erleichtert Richtung Barrhorn weiterziehen konnten. Die Steigeisen liessen wir nicht zurück, denn diese brauchten wir schon bald im pickelhart gefrorenen Couloir, auch "Gässi" genannt. Mäde und ich mussten noch die Steigeisen tauschen, weil seine Skischuhe zu lang waren und meine Eisen im letzten Loch gerade noch so passten.

Oberhalb des Gässi ging es zuerst flacher in Richtung des riesigen Steinmanns weiter, der auf dem Titelbild dieses Blogeintrags abgebildet ist. Bald wurde es aber wieder steiler. Zum Glück, denn von der Hütte zum Gipfel sind es nochmals 1100 Höhenmeter. Auf dem Nordgrat machten wir Pause. Ich verkündete, dass nur noch eine Viertelstunde bis zum Gipfel fehlen würde. Das war etwas arg optimistisch geschätzt. Wir zollten der Höhe und der länger oder kürzer verbrachten Skitourenpause Tribut. Je länger diese Pause gedauert hatte - bei Mäde über ein Jahr - desto härter musste man den Gipfel verdienen. Mir verschaffte das eine lange und gemütliche Gipfelrast, wobei ich kurz nach dem Erledigen der Umrüstarbeiten auf Abfahrt ein herrliches Schläfchen geniessen konnte. Mäde traf ziemlich abgekämpft auf dem höchsten Punkt ein und blieb dort oben für seine Verhältnisse aussergewöhnlich wortkarg. Aber wir alle genossen die fantastische Rundsicht, die Windstille und das Glück, hier oben stehen zu dürfen. 

Die Abfahrt war im oberen Teil durchmischt, das heisst auch mal decklig. Im grossen Westhang zum Bruneggbach hinunter waren aber tadellose Frühlingsskiverhältnisse zu verzeichnen. Auch zu dieser relativ späten Stunde (zirka 14 Uhr) war der Schnee trotz der Wärme noch sehr gut fahrbar. Ich beschloss, das ganze Tälchen Richtung Turtmannsee zurückzufahren, was mir einen etwas längeren Gegenanstieg eintrug. Beni und Mäde nutzten jedoch die erste Gelegenheit um zur Hütte hinüber traversieren zu können. Ohne neuerliches Fellaufziehen war aber auch dies nicht möglich. 

Endlich waren wir dann aber in der wunderbar gelegenen Turtmannhütte angelangt, wo als Erstes der Durst bekämpft werden musste. Ein riesiges Stück Schwarzwäldertorte mundete ebenso vorzüglich! Es blieben uns dreieinhalb Stunden bis zum Nachtessen, was der Erholung sehr gut tat. Nachdem uns auch noch ein Bartgeier sowie ein Steinadler die Reverenz erwiesen hatten, waren wir vollends glücklich mit diesem langen und intensiven Tag!

Id2642
Datum06.05.2016
TourBarrhorn - Turtmannhütte
Ziel_erreichtJa
RouteVorder Sänntum bei Gruben im Turtmanntal - Turtmannsee - Turtmannhütte - Gässi - Barr - Üssers Barrhorn. Zurück via Brunegggletscher und Bruneggbach zur Turtmannhütte
GipfelÜssers Barrhorn 3610m
BegleiterBeni, Mäde
GebietWalliser Alpen
TourentypSkitour
HM_rauf1997
HM_runter1374
Distanz_KM14.40
VerhaeltnisseEher wenig Schnee für die Jahreszeit, aber beste Frühlingsverhältnisse. Gipfelhang in der Abfahrt decklig, Rest schöner Sulz.
HuettenTurtmannhütte 2519m
Featured_FotoIMG_6140.JPG
TourenideenBrunegghorn, Wasuhorn, Wängerhorn
Aufstiegszeit06:10:00
Abstiegszeit01:30:00
SchwierigkeitZS
Wetterschön - wolkenlos
MaterialSkitourenmaterial mit Steigeisen
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