Ich wollte bereits aus Münster abreisen, weil ein mittelprächtiger Wetterbericht und eine bereits nach Hause entflohene Familie mich etwas ratlos und alleine im Guferli zurückliessen. Nach den ersten beiden Januartagen auf der Loipe im Goms mit über 80km absolvierten Laufkilometern wollte ich am 3. Januar wieder auf die Tourenski. Dani war mit von der Partie, wollte dies aber abhängig von der Wetterentwicklung machen. Also machten wir nur halbwegs zu einer Tour ab und telefonierten am Morgen zusammen, nach einem Blick aus dem Fenster und der Konsultation der Wetteraussichten. Beides war wenig erfreulich: Wir konstatierten Schneefall beim Aufstehen und höchstens am Nachmittag Aufhellungen. Im kühl gewordenen Guferli entschloss ich mich zur Heimkehr und teilte dies Dani und Felice mit. Dann entwickelte sich aber eine Dynamik, mit der ich nicht mehr gerechnet hatte. Dani hatte Mitleid mit mir (weil ich nur widerwillig nach Hause strebte) und bot an, es morgen mit mir und einer Tour nochmals zu versuchen. Diese Zusage entwickelte ich zur Idee weiter, zu ihm und Daniela nach Oberwald zu dislozieren und dort zu schlafen. Dem wurde seitens Familie Petermann zugestimmt. Ich musste nun also in kurzer Zeit das Guferli endgültig dicht machen (geputzt war weitgehend) und den Zug nach Oberwald erwischen. Das mündete wegen des Zugfahrplans in ein ziemliches Gehetze, weil auch noch Müll entsorgt und das Bad geputzt werden musste. Aber ich sass um halb zwölf im Zug. 

Die Tour auf den Gale kam total ungeplant und unverhofft zu Stande. Nach dem Eintrudeln bei Petermanns in Oberwald wurde zuerst gemütlich ein Apéro kredenzt. Weil es dann aufhörte zu schneien und etwas Sicht aufzukommen schien, entschlossen sich Michelle, Dani und ich spontan zu einer kleinen Tour Richtung Hungerberg. Wir wollten eigentlich nur bis ans Ende der alten Skiliftstation gehen. Aber die sich immer weiter öffnende Wolkendecke und ein paar Sonnenstrahlen liessen uns immer höher steigen. So landeten wir bei forschem Tempo plötzlich beim grossen Kreuz auf der Tällisegg bzw. dem Gale. Zwar blies ein eisiger Wind, aber die Stimmung und der Blick talabwärs waren einmalig. Geniale Lichtverhältnisse und die Überraschung über das unverhoffte Gipfelglück liessen unsere Herzen höher schlagen. 

Auch die Abfahrt war vom Feinsten: der frisch gefallene Schnee und die unverspurten Hänge gaben uns mehr als Recht, diesen Nachmittag nicht in der warmen Stube verbracht zu haben.