Nach dem gelungenen Prolog auf den Alvier waren wir gestern in der Dunkelheit in unserem Wochentourengebiet 'Hohe Tauern' angelangt. Die nette Wirtin der Pension "Schöne Welt" im Virgental, welche eben eine gravierende Krebserkrankung überstanden hatte und dies uns freimütig erzählte, stellte uns ein reichhaltiges Frühstücksbuffet bereit. Die Stärkung war nötig, galt es doch heute schwere Rucksäcke für eine Dreitagestour in die Essener und Rostocker Hütte zu hieven. Der etwas sperrige Name für eine Alpenhütte kam dadurch zu Stande, dass die ursprünglich vom Deutschen Alpenverein von Rostock gebaute Hütte nach dem Krieg und dem Fall Rostocks in die sowjetische Besatzungszone für diese Sektion nicht mehr tragbar war. Deshalb kaufte die Sektion Essen im Ruhrgebiet die Hütte, welche fortan unter dem Doppelnamen auf den Landkarten erschien. Item, wir machten uns ganz zuhinterst im Virgental startklar und begannen bei schönstem Wetter unseren Aufstieg. Drei Dinge bleiben davon in Erinnerung: erstens die sechs toten Füchse und zwei Marder, die ein Jäger makabrerweise und für jeden Touristen gut sichtbar gleich am Wegrand und an den Schwänzen aufgehängt vor seinem Hochstand präsentierte. Zweitens war da die Aufstiegserleichterung in Form der Materialseilbahn zur Hütte hoch, welcher wir sofort unsere schweren Rucksäcke anvertrauten. Und drittens war da die steile und kräfteraubende Aufstiegsspur durch allerlei Wald und Lawinenkegel, welche unsere Vorgänger zur Hütte angelegt hatten. Dass wir Dani noch die Funktionsweise von Seilbahnen bzw. die Errechnung ihrer Mitte (logischerweise dort wo sich die beiden Gondeln kreuzen) beibringen mussten, war ein weiteres erheiterndes Detail dieses Anstieges. Um elf Uhr hatten wir jedenfalls die Hütte erreicht, bezogen das Dreierzimmer und gingen uns erstmal verpflegen. Da der Hüttenwart berichtete, dass sämtliche von der Hütte aus erreichbaren Ziele gespurt seien und gute Verhältnisse aufwiesen, entschieden wir uns, mit den nun erleichterten Rucksäcken die mittlere Malhamspitze anzugehen. Wir hatten aber kaum 500 Meter des Weges zurückgelegt, als wir bemerkten, dass dieser Gipfel uns auf dem Rückweg einen Gegenanstieg bescheren würde, auf welchen niemand von uns Lust hatte. Deshalb machten wir rechtsumkehrt und verfolgten nun den zweiten Tipp des Hüttenwarts, das Reggentörl. Dieses lag etwas näher und war ohne Wiederanfellen zu bewältigen. Abermals änderten wir in der Folge auf unserem Aufstieg das Gipfelziel: die Simonyspitzen lockten. Allmählich war so nun vom "moving target" die Rede. Leider neckte uns eine hoch liegende Nebel- (Woken-)decke und trübte die Aufstiegsfreuden. Weil diese Wolkenschwaden nun fast den ganzen spaltenreichen Gletscher zu den Simonyspitzen einhüllten, wichen wir abermals aus und bogen zum Reggentörl ab. Dort hatte es schön anzusehende Spuren vom Vortag und der Nebel konnte einem dort auch nicht wirklich gefährlich werden. Dieses Reggentörl auf gut 3000m war bald erreicht. Überrascht stellten wir fest, dass die Aufstiegsspuren dort nicht endeten, sondern weiter Richtung Gubachspitzen und westliche Simonyspitze zogen. Da wir noch nicht richtig müde waren und zumindest ich eigentlich schon noch Lust auf einen Gipfel hatte, verfolgten wir besagte Spuren weiter (selbstverständlich nicht ohne vorher die Skitourenkarte konsultiert zu haben). Nach gut 2000 Höhenmetern Aufstieg endete dann unsere Spur schliesslich auf dem mittleren Gubachspitz, den wir sofort in "Moving Target Peak" umtauften. (Wir stellten anderntags übrigens fest, dass dieser Gipfel von der Ostseite her betrachtet einen attraktiven Felsturm bildet, der hoch über der Essener und Rostocker Hütte thront.) Die Abfahrt führte durch schönen Pulverschnee, wobei die Sicht aufgrund der umherwallenden Wolkenschwaden leider nicht immer gut war. Trotzdem wagten wir die direkte Abfahrtsvariante hinunter zum Simonysee, welche nur für den Vorausfahrenden beschränkten Genuss bot. Sobald eine erste Spur die Konturen schärfte, konnten die Hinterherfahrenden das Stieben geniessen. So ging es flott zur Hütte zurück, wo wir uns die Zeit bis zum Nachtessen mit einem Nickerchen verkürzten. |
Id | 2634 |
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Datum | 13.03.2016 |
Tour | Essener Rostocker Hütte - Reggentörl - Mittlerer Gubachspitz |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Hinterbichl / Ströden (Parkplatz) - Essener und Rostocker Hütte - Simonysee - Reggentörl - Mittlerer Gubachspitz. Zurück auf gleichem Web bis zur Essener und Rostocker Hütte |
Gipfel | Mittlerer Gubachspitz 3305m |
Begleiter | Dani, Kuno |
Gebiet | Hohe Tauern Osttirol |
Tourentyp | Skitour |
HM_rauf | 1995 |
HM_runter | 1183 |
Distanz_KM | 21.34 |
Verhaeltnisse | Relativ kalt, Lawinenschnee im Aufstieg zur ERH. Oberhalb der Hütte Pulververhältnisse, etwas wärmegeprägt. |
Huetten | Essener und Rostocker Hütte 2208m |
Featured_Foto | P3130207.JPG |
Tourenideen | Simonyspitzen, Malmspitze. Weitere Touren rund um die Essener R. Hütte. |
Aufstiegszeit | 06:30:00 |
Abstiegszeit | 00:50:00 |
Schwierigkeit | ZS |
Wetter | wechselhaft |
Material | Skihochtour mit Seil, Eismaterial |
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