Der Himmel war zwar die ganze Nacht über klar, aber der Wind machte trotzdem 10 Stunden Nachtschicht. Es rauschte dermassen in den Lärchen vor der Hütte, dass die nächtlichen WC-Gänge niemanden extra aufwecken konnten. Unser Schlaf war eh nicht tief. Der Wind war nicht nur stark und dauerhaft, er war auch relativ warm. Die Schneegefrierkonditionen waren also höchstens suboptimal. All das hielt uns aber nicht von einer Unternehmung ab. Gemäss Tipp des Hüttenwartes und aufgrund unserer Gebietsunkenntnis wählten wir ein Ziel am Gegenhang der Hütte mit Abfahrt nach Acceglio. Auf der Karte versprach das eine schöne Überschreitung mit zwei Gipfeln. Dass im unteren Teil nur noch sehr wenig Schnee lag beunruhigte uns nicht stark, weil ja die Abfahrt über andere Hänge vonstatten gehen würde. Aufgrund der Temperaturen starteten wir um sieben Uhr etwas spät. Wie befürchtet musste das eine oder andere Gefecht mit Stauden ausgetragen werden und die Ski konnten nicht immer an den Füssen bleiben. Im Windschatten des Castello stiegen wir aber angenehm höher, unter genauer Beobachtung etlicher Gämsen und Steinböcke, von denen es in diesem Talabschnitt reichlich zu geben schien. Unterhalb unseres ersten Gipfels Monte Eighier - die halbwegs gefrorene Schneedecke trug uns nun meistens - wollte Kuno seine ohnehin schon leichten Ski nochmals gewichtsoptimieren. Schon beim Harsteisen-Montieren stellte er das bedrohliche Wackeln seines Bindungskopfes fest. Nur wenig später stand er neben der Spur und konstatierte, dass er mit ausgerissenem Bindungskopf unmöglich weitersteigen konnte. Er entschloss sich nach kurzer Beratung zur Rückkehr zum Campo Base, worauf ich ihm den Autoschlüssel überreichte, damit er reparaturmässig etwas unternehmen konnte. Der Autoschlüssel spielte kurz darauf eine weitere Hauptrolle des Tages. Nachdem Kuno sich nämlich entschieden hatte, auf einem Ski - also halb zu Fuss, halb fellend - mit uns trotzdem noch zum nahen Monte Eighier zu kommen, testete er Danis Reaktionsschnelligkeit. Beim Hervorziehen der Handschuhe aus der Jackentasche beförderte er auch den Autoschlüssel ans Tageslicht und auf den harten Schneehang, worauf dieser unverzüglich seine Talfahrt antrat. Zum Glück war Dani noch eine halbe Spitzkehre weiter unten und konnte mit einem Zwischensprint das wichtige Teil reaktionsschnell vom Verschwinden in einer Felsspalte abhalten. Uff, nochmal Glück gehabt! Der Gipfel des Monte Eighier erwies sich mehr oder weniger als Steinmännchen im Gratverlauf. Dafür war es schön windig dort oben, weshalb wir keine grosse Rast veranstalteten. Während es für Kuno auf einem Ski doppelt mühsam war, talwärts zu "sausen", konnten auch Dani und ich der kurzen Abfahrt wenig Löbliches abgewinnen. Die Sonne hatte die dünne gefrorene Schicht bereits wieder zum Deckel werden lassen. Während Kuno nun wieder zum Rifugio Campo Base zurückfuhr, fellten Dani und ich wieder auf und strebten über steiler werdende Hänge dem Monte Cervèt zu. Den Gipfel sah man schon vom Eighier her: er sah schön aus! Und das war er auch: ein interessanter und gut erreichbarer Skigipfel, der aufgrund der vielen Spuren offenbar schon oft besucht wurde. Der Wind hatte inzwischen auf ein gut erträgliches Mass nachgelassen, was es uns erlaubt hat, einige Zeit das prächtige Panorama und insbesondere den Blick auf Monviso und die westliche Poebene zu geniessen. Die Abfahrt war besser als befürchtet: zwar war der Schnee schon arg lind, wie Dani sich ausdrückte, aber dennoch gut fahrbar. Oberhalb von Olivia war er dann ganz weggeschmolzen, was uns noch 15-minütiges Skitragen auferlegte. Weil am Ende dieser Strecke aber ein Bar-Ristorante, das "La Pauso" lag, war das Ganze mehr als erträglich. Bald sassen Dani und ich vor einem prächtigen Franziskaner Weissbier und warteten auf Kuno, den wir natellonisch avisieren konnten. Gespannt lauschen wir seinen News in punkto Skireparatur. Das freundlichen Personal im Campo Base hat ihm sehr geholfen und die Adresse einer "Guida" namens Fulvia Girardi vermittelt, die ihm mit Mietski und Bindungsreparatur helfen konnte. Nach kurzem Verwirrnis wegen des Treffpunktes trafen wir dann die liebenswürdige Fulvia. Sie hatte ein paar Ski dabei, auf die Kunos Schuhe leider nicht passten. Sie versprach aber, uns abends ein anderes Paar ins Campo Base zu bringen. Und Kunos Völkl könne man ihr auch mitgeben, ihr Mann würde sie in Cuneo unten reparieren lassen. Super! Alles in unserem Sinne! Aus lauter Freude bestellten wir in der Folge noch mehrere weitere Apéros und liessen den ereignisreichen Tag feuchtfröhlich ausklingen. Wir wurden dabei von einer Gruppe Vorarlberger und Wiener kräftig unterstützt. So lange waren wir schon lange nicht mehr im Après-Ski geblieben und hatten es lustig mit Susanne und Herbert, der Andrea, Thomas und Ulli. |
Id | 2584 |
---|---|
Datum | 31.03.2015 |
Tour | Monte Eighier - Monte Cervèt |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Rifugio Campo Base Val Maira (Chiappera) - Tal östlich Rocca Castello - Monte Eighier - Pt. 2461 - Monte Cervèt - Valle di Cervèt - Ricoverino - Gr. Brisset - Gr. Bondella - Olivia - Villaro (Acceglio) |
Gipfel | Monte Cervèt 2981m; Monte Eighier 2576m |
Begleiter | Dani, Kuno |
Gebiet | Piemont |
Tourentyp | Skitour |
HM_rauf | 1603 |
HM_runter | 1845 |
Distanz_KM | 15.64 |
Verhaeltnisse | Warme Nacht mit Wind. Schnee kaum gefroren. Abfahrt ziemlich weich, aber noch gut fahrbar. |
Huetten | Rifugio Campo Base 1650m |
Featured_Foto | P3311671.JPG |
Tourenideen | Sehr viele (weit über 100) Tourenmöglichkeiten im Val Maira. Siehe Karte und Buch. |
Aufstiegszeit | 04:00:00 |
Abstiegszeit | 02:10:00 |
Schwierigkeit | WS |
Wetter | schön - windig |
Material | Skitour normal |
Relive_URL |