Eine seltsame Wetterküche war auf der Fahrt zum Tiefenbach in Betrieb: grau und bedeckt zu Hause, die nahen Berge verhangen und vor Amsteg auf der Autobahn gar ein Platzregen! Eigentlich verheisst das ja nichts Gutes, aber der Wetterbericht war so eindeutig gut, dass Dani und ich übers Umkehren kein Wort verloren und unbeirrt die Schöllenen hochkurvten. Durch mehrere Wolkendecken hindurch trug uns Danis Mercedes höher, selbst in Andermatt oben waren Oberalp und Gemsstock nicht zu sehen, da von Wolken verhüllt. Erst kurz vor dem Ziel im Tiefenbach zeigte sich dann der Galenstock frei von allen Wolken und es kam Hoffnung und Vorfreude auf! Nur über die erste Rampe hoch, dem Tiefenbach entlang, mussten wir die Ski tragen. Bereits auf der ersten Ebene konnten wir anfellen und die Ski anschnallen, was mir aber wegen der immer noch nicht tadellos funktionierenden Fritschi Viper Bindung gleich den ersten Rückstand auf Dani eintrug. Über den Chräiennest-Hang kamen wir flott höher und genossen darauf die flachere Gletscherlandschaft des Tiefengletschers. Das Pièce de Résistance der Tour bildet der Aufstieg auf den Tiefensattel. Als ich vor 13 Jahren im Juni 2001 mit Armin zum letzten Mal hier hochkletterte war der Aufstieg trotz Wächte am Übergang noch gut machbar. Mit dem Gletscherrückgang wird er nun aber zu einem Problem: die erste Stufe ist trotz alten Stricken nicht mehr ohne Partieseil und Haken sicher zu schaffen. Wir wichen deshalb etwas nach Westen in ein anderes Couloir bzw. Felsrippchen aus, welches dank genügend Schnee (allerdings pfluderweich) ganz passabel zu bezwingen war. Dani hat dabei hervorragende Spurarbeit geleistet! Oben landet man dann logischerweise nicht im Joch, sondern rund 300 Meter weiter südlich auf dem schmalen Verbindungsgrat zum Galenstock. Also muss wieder etwas abgeklettert werden, um endlich in der Tiefenstock-Südflanke höher steigen zu können. Das ging jetzt wieder einfach, und so standen wir kurz vor 10 Uhr alleine (wie vorausgesagt) auf diesem schönen Gipfel. Die erste Gipfelrast war verdient und es konnte auf Abfahrt umgerüstet werden. In der steilen Flanke hinunter auf den Rhonegletscher brauchte es nochmals etwas Nerven, dafür war der Distanzgewinn zum Rhonestock hinüber beträchtlich. Dani kompensierte diesen Distanzgewinn umgehend mit einer weiten Schlaufe Richtung Dammastock, bevor ich ihm erklären konnte, dass der Rhonestock, auf welchen wir eigentlich wollten, viel näher “um die Ecke” lag als die vielen Leute am Dammastock suggerierten. Macht der Masse halt… Ärger gab es deswegen keinen, nur willkommene Gelegenheit für Sprüche von wegen Spurensuche und so. Im nun folgenden relativ steilen Hang und den letzten 500 Höhenmetern zum Rhonestock hoch musste ich schon etwas schnaufen, aber die Leute, die schon auf der Abfahrt waren, zeichneten derart schöne Spuren in den Hang, dass ein Gipfelverzicht absolut ausserhalb der Erwägungen stand. Auch die Harsteisen brauchten wir noch, weil die Pulverauflage doch ziemlich rutschig war und das Steigen so viel bequemer gemacht werden konnte. Auch die zweite Gipfelrast war also mehr als verdient, mittlerweile hatten wir ja schon 1900 Höhenmeter in den Beinen. Und pressieren mussten wir für die Abfahrt nicht : die schwache Bise hielt den Schnee schön pulvrig und die Hänge blieben verlockend. Die Abfahrt war dann tatsächlich das reinste Vergnügen! Von ganz oben bis ins Belvédère runter schwang es sich wunderbar. Ein würdiger Saisonabschluss, da waren wir uns einig! Das erbärmliche Bild der von Tüchern eingehüllten Eisgrotte am Belvédère konnte die Laune nicht verderben, aber bedenklich stimmten mich diese Bilder schon. Den neu entstandenen (grossen!) Gletschersee, wo einst schöne Eistürme die Touristen beeindruckten, sah ich zum ersten Mal und war eigentlich schockiert über den hier so deutlich sichtbaren krassen Gletscherrückgang. Zurück zum Tiefenbach transportierten uns übrigens zwei nette Deutsche, die in ihrem VW-Bus beim Belvédère übernachtet hatten und uns bereitwillig mitnahmen. |
Id | 396 |
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Datum | 31.05.2014 |
Tour | Tiefenstock - Rhonestock |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Tiefenbach - Chräiennest - Tiefengletscher - Tiefensattel - Tiefenstock - Grossfirn - Hinterer Rhonestock - Rhonegletscher - Belvédère |
Gipfel | Rhonestock 3589m; Tiefenstock 3515m |
Begleiter | Dani |
Gebiet | Zentralschweiz |
Tourentyp | Skitour |
HM_rauf | 1941 |
HM_runter | 1801 |
Distanz_KM | 19.34 |
Verhaeltnisse | Perfekte Frühlingsverhältnisse! Selten durchgehend so schön angetroffen. Einzig im Aufstieg zum Tiefenjoch schon weich. Abfahrt oben noch wenig Pulver auf harter Unterlage. Unten bester Sulz. |
Huetten | |
Featured_Foto | tbi_2014-05-31.jpg |
Tourenideen | SW-Couloir am Galenstock |
Aufstiegszeit | 06:19:00 |
Abstiegszeit | 01:32:00 |
Schwierigkeit | S |
Wetter | schön - leicht bewölkt |
Material | Skitourenmaterial mit Steigeisen |
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