Seit gefühlten zweieinhalb Dekaden warteten wir auf einen Sommeranfang oder wenigstens auf einen brauchbaren Abend zum Draussensitzen und Wurstbräteln. In all dem Meteo-Einheitsgrau und -nass der vergangenen Wochen versprach der Freitag aber brauchbares Tourenwetter. Dass der einzig schöne Tag der Woche auf meinen und Benis arbeitsfreien Tag fiel, erübrigte Terminjonglagen beim Arbeitgeber. Es stellte sich nur die Frage, ob wir noch eine letzte Skitour von einem offenen Alpenpass aus wagen sollten oder eher die Bikes besteigen wollten. Auch diese Frage klärte sich rasch, weil sich Benis Tourenski im Service befanden. Als Ausgangspunkt diskutierten wir den Brünig oder die heimische Dottenbergstrasse, was beides schöne Bike-Runden ergeben würde. Als Treffpunkt wählten wir schliesslich Küssnacht a.R., was beiden einen individuellen Start erlaubte. Kurz bevor ich losfahren wollte vibrierte mein Smartphone: Beni am Apparat. Er hätte einen Platten und müsse unseren Start bis nach der Reparatur nach hinten verschieben. Fast eine Stunde später als geplant fuhr ich los und traf Beni in Meggen-Tschädigen. Wir wollten in einer ersten Etappe bis nach Brunnen kommen. Bis nach Weggis wählten wir schöne Bikeweglein, mussten nachher aber der Strasse folgen. Zum Glück war heute sehr wenig Verkehr auf dieser beliebten Ausflüglerstrecke, was die Fahrt dem See entlang entspannend machte. Nach eineinhalb Stunden hatten wir Brunnen erreicht und stellten fest, dass in einer halben Stunde ein Schiff nach Treib fahren würde. Perfekt für eine Cola auf der Seeterrasse des Waldstätterhofs. Preislich wähnte man sich eher in einem feinen Etablissement der Zürcher Bahnhofstrasse. So «kostbare» (dafür kleine und nicht mehr frische) Buttergipfel haben wir schon lange nicht mehr «genossen». Die schöne Aussicht ist halt nicht einmal in Brunnen günstig zu haben. Der Tag war aber viel zu schön, um ihn sich mit solchen Lappalien verderben zu lassen. Auf der kurzen Schifffahrt nach Treib lohnte es sich nicht, einen Sitzplatz zu suchen. Diesen nahmen wir kurz darauf auf unseren Sätteln wieder ein und begannen die Steigung über Seelisberg in den Brennwald hinauf. Sie war gemächlich und führte im oberen Teil auf einer Waldstrasse höher. Eigentlich begann die Biketour erst mit dieser Steigung. Und die Sicht über den einmalig schönen Vierwaldstättersee wurde auch immer besser. Auch der kleine Seelisbergsee fügte dieser hinreissenden Landschaft eine ganz besondere Note hinzu. Dies hielten wir natürlich fleissig per Kamera fest. Wir diskutierten kurz, ob wir der Höchflue noch einen Besuch abstatten sollten, entschieden uns aber der knurrenden Mägen wegen dagegen. Eine erste Abfahrt führte uns also nach Emmetten hinunter und dort ins Restaurant Boden, wo es ein feines und üppiges Mittagsmenü gab. Mit einem Hängebauch wurde die Biketour um etwa 20 vor 2 Uhr fortgesetzt. Nun folgte die lange Steigung über fast 1000 Höhenmeter zur Stöckalp und weiter zur Twäregg und zum Stafel (Klewenalp) hinauf. Weil meine Oberschenkelmuskulatur trotz reichlich Brennstoffzufuhr in Emmetten langsam in den Streikzustand überging und Beni munter vorausfuhr, verpasste ich die richtige Abzweigung zum Stafel. So ergaben sich einige zusätzliche Höhenmeter, auf die ich im Nachhinein und angesichts der beträchtlichen Tourenlänge gerne verzichtet hätte. Mit einem arg verhärteten Quadriceps traf ich im Stafel ein. Jetzt sah man auch den höchsten Punkt der Tour, die Bärenfalle. Das schien machbar! Nach einer kleinen Suchaktion nach einem Smartphone-Deckeli, welche erfolgreich verlief, setzten wir den Aufstieg fort. Hier war richtiges Bikegelände, wo die Dämpfungseigenschaften meines nagelneuen Velos so richtig getestet werden konnten. Weil ich der Sache noch nicht so traute, ging ich das erste kurze Stück der Abfahrt Richtung Niederrickenbach aber doch zu Fuss. Dann folgte jedoch bestes Abfahrtsgelände. In Rickenbach wollte mir Beni den Weg zur Buochserhornstrasse hinüber zeigen, den sogenannten Gibel. Dieser Weg war gesperrt, was uns jedoch nicht davon abhielt, nachzusehen weshalb. Der Grund für die Sperrung war bald ersichtlich: ein Hangrutsch machte ein 20 Meter langes Wegstück unpassierbar. Man hatte die Stelle mit einer Plane abgedeckt. Wir beschlossen, es trotzdem oben herum in einer halsbrecherischen Bike-Wucht-Aktion zu versuchen. Ohne das Velo zu versenken gelang das Unterfangen, worauf wir auf dem superschönen Pfad zum Gibel hinüber den Weg fortsetzen konnten. Neben dem Quadriceps streikte nun auch noch der Rectus femoris, was neben Beni und mir auch ein paar Kühe stutzig machte. Endlich waren wir aber drüben auf der Buochserhornstrasse, welche nur noch eine Richtung kannte: runter! Ich beschloss, die Tour in Stans ausklingen zu lassen und den Luzern-Stans-Engelberg-Express zu frequentieren. Beni wollte aber die Waldstätterrunde ganz zu Ende fahren und liess sich das letzte Stück bis Luzern nicht mehr nehmen. Auch für mich gab es dann am Abend noch einen Bike-Epilog: zuerst galt es bis zum Sportplatz Löösch raufzustrampeln, wo Aurelio auf dem Fussballplatz wartete. Dann sollte ich auch noch nach Inwil gelangen, weil unser Auto bei Hess im Service war. Normalerweise und mit frischer Muskulatur wäre das kein Thema gewesen, aber heute Abend hätte ich gerne auf den Bueri-Hoger verzichtet. Bis ich unter der Dusche war schlug die Kirchenuhr somit 21 Uhr! |
Id | 2645 |
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Datum | 10.06.2016 |
Tour | Waldstätter Biketour |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Adligenswil Dottenbergstr. - Meggen Tschädigen - Küssnacht a.R. - Greppen - Weggis - Vitznau - Gersau - Brunnen - Treib (Schiff) - Seelisberg - Brennwald - Emmetten - Stockhütte - Twäregg - Stafel - Bärenfallen - Maria Rickenbach - Gibel - Buochserhornstrasse - Büren - Stans |
Gipfel | |
Begleiter | Beni |
Gebiet | Zentralschweiz |
Tourentyp | Biketour |
HM_rauf | 2219 |
HM_runter | 2315 |
Distanz_KM | 81.34 |
Verhaeltnisse | Trotz intensiver Regenfälle in der Vorwoche meist trocken und perfekt fahrbar |
Huetten | |
Featured_Foto | IMG_1934.JPG |
Tourenideen | Ganze Runde um den Vierwaldstättersee, 2-tägig mit Bergstrecken |
Aufstiegszeit | 06:45:00 |
Abstiegszeit | |
Schwierigkeit | ZS |
Wetter | schön - leicht bewölkt |
Material | Bikematerial |
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