Mit Start und Ziel direkt beim Hotel Central in Valchava hatten wir uns heute eine Tour ausgesucht, die uns restlos begeistern sollte. Wie immer nahmen wir es relativ gemütlich am fantastischen Frühstücksbuffet, sodass wir statt meiner durchgegebenen Startzeit vor 9 Uhr erst im 9 Uhr 30 startklar waren. Aber die nach wie vor tiefen Temperaturen liessen solche Bummeleien durchaus zu: Man musste nicht befürchten, nachmittags auf gefährliche oder mühsam-warme Verhältnisse zu treffen. 

Da es noch keine direkte Aufstiegsspur ins Val Vau gab, musste ich selber ans Werk. Der viele Schnee nötigte einem zwar ein paar Schweisstropfen ab, aber bei der Abfahrt sollte er umso willkommener sein. Bei Palüetta trafen wir auf den Fahrweg ins Val Vau, welcher von einigen Schneeschuhläufern schon gut präpariert war. So war dieses flache Stück gut und schnell machbar. Bis auf Quote 2000 verlief der Aufstieg relativ flach und kostete wenig Anstrengung. Bei Praveder beginnt aber der 900 Höhenmeter messende Südosthang Richtung Piz dal Doss Radönd und Piz Turettas. Er ist zum Glück nie steiler als 30°, sodass trotz erheblicher Lawinengefahr stets auf sicheren Kuppen und Geländerücken gestiegen werden kann. In Gratnähe wurde es dann interessant: die Spur unserer Vorgänger hörte auf und nur das junge Paar - als einzige neben uns im Gebiet unterwegs - stieg Richtung Gipfel weiter. Alicia und ich folgten den beiden, aber ein kleines Felswändchen kurz unterhalb des Gipfels stoppte uns. Den 4-Meter Sprung in den Schnee wagten wir nicht, weil eine weiche Landung nicht garantiert war. Wir schenkten uns also  die letzten 20 Meter und fuhren zu Felice und Aurelio ab, die einen Gipfelversuch gar nicht in Erwägung gezogen hatten. Ein wenig Vorwärtsmachen war auch dem Umstand geschuldet, dass dichte hohe Wolken die Sicht ins Überscheinige zu kippen drohten. Was aber glücklicherweise nicht eintraf. 

Was nun folgte war die beste Abfahrt der Woche. Trotz Südost-Exposition wiesen die Hänge feinsten Powder auf. Am meisten begeistert hat uns dabei das letzte Waldlichtungsstück nach Valchava runter: Böcke und Sprünge überall - das Lieblingsgelände von allen ausser Felice. Wir hatten grossen Spass und zogen gar eine zweite Befahrung dieses Hanges in Betracht. 

Wie immer rundete ein sehr feines viergängiges Nachtessen den Prachtstag ab. Heute hatte es sogar Aurelio als Skitourenskeptiker sehr gut gefallen!