Zu einer Neujahrstour nach einer relativ langen Sylvesternacht konnte natürlich nicht so früh aufgebrochen werden, auch wenn sich das Wetter von seiner besten Seite zeigte. Da wir nach der Heimfahrt von der Oberwald-Party erst um zwei Uhr morgens in die Federn kamen, schien die Sonne bereits auf den Fiescher Wohnungsbalkon, als wir unsere Brötchen im Ofen buken. Ich konnte die beste Ehefrau von allen trotz voraussichtlich problematischer Schneeverhältnisse zu einer kleinen Skitour motivieren. Dies vor allem deshalb, weil der grössere Teil der Abfahrt auf der Piste würde stattfinden können. Der Plan war nämlich in das Bellwalder Skigebiet zu fahren und von der Bergstation aus Richtung Täschehorn zu fellen. Es war für einen Neujahrstag rekordwarm: auf 2000 Metern waren 9 Grad gemeldet. Dies würde uns sicherlich das frieren ersparen und Sonnengenuss war auf der Bellwalder Sonnenterrasse sowieso garantiert. 

Es sollte nicht so unser Tag werden. Zuerst drückte der Sesselbahnmann den Notausknopf, weil wir uns zu früh auf die Sessel gesetzt hatten («Alle gehen bis hier!»). Dann musste ich feststellen, dass ich irgendwie das Kartenlesen verlernt hatte: Wir stiegen alles andere als auf direktem Weg Richtung Täschehorn. Weil es mittlerweile etwas spät geworden war, entschloss sich Felice auf mich zu warten. Trotzdem erreichte ich als drittes Missgeschick des Tages den Gipfel des eigentlich einfachen Täschehorns nicht ganz, weil ich von der falschen (schwierigeren) Seite her kam und keinen Gratbalancierakt riskieren wollte. Als nächstes war auch die Abfahrt (wie befürchtet) wenig berauschend: Die Regenfälle der Vortage hatten eine übel zugerichtete Schneedecke hinterlassen. Meine Angetraute hatte ihren lieben Kampf damit. Zudem ist die "Abfahrt" mit ein paar Träbelistrecken gespickt, was bei dieser Wärme den Schweiss aus den Poren trieb. Zu schlechter Letzt fanden wir auch noch eine Parkbusse unter dem Scheibenwischer bei der Rückkehr zum Auto. Mangels Münz hatten wir die Parkuhr nicht gefüttert. Sie war noch von der altmodischen Sorte ohne die Möglichkeit, seinen Obulus mit einer Kreditkarte, mit Twint oder mit einer Park-App zu bezahlen. 

Trotz all diesen negativen Punkten gewannen wir dem Tag doch auch sein Gutes ab: unsere Rast an der warmen Sonne konnte im T-Shirt stattfinden und die Pistenabfahrt war problemlos. Mit einem kräftigen Après-Ski-Getränk vergassen wir unseren Furor schnell und genossen den Rest des Neujahrstages in der warmen Stube.