Dank unserer «Einlauftour» auf die Kleine Gaisl gestern wussten Dani, Jürg und ich nun Bescheid über die Schneeverhältnisse im Gebiet und welche Touren Berggenuss versprachen. Dieses Wissen teilten wir mit den nach uns angereisten übrigen Pas-mal-de-bière-Gruppenmitgliedern und schlugen den Klassiker «Seekofel» vor. Da alle Lust auf eine ausgewachsene Skitour - bei angekündigtem sehr gutem Wetter - hatten, verlängerten wir den Seekofel mit dem Grossen Jaufen. Das ergab eine schöne Runde oberhalb des Pragser Wildsees - einem klassischen Ausgangspunkt für Touren in den Pragser Dolomiten. Die Anreise war zudem mit 10 Minuten sehr kurz und der Gipfel lag nicht weit von der gestern erreichten Gaisl weg. Schnell hatte man sich auf eine passable Frühstückszeit (6:30h) geeinigt und konnte somit eine Stunde später losfahren. 

Beim Pragser Wildsee stellte sich die Frage, ob man sich über den zugefrorenen See traute oder nicht. Gestern hatte uns ein Tourenfahrer berichtet, dass er sich nicht auf den See gewagt hätte. Uns schien die Eisschicht aber genügend stabil. Es waren viele Spuren auf dem See sichtbar und die Nacht war kalt gewesen. Niemand brach ein, es waren auch keine komischen Geräusche zu hören. Also war diese Abkürzung gerechtfertigt, befanden wir einhellig. Nach der Seeüberquerung ging es zuerst gemächlich, später etwas ruppig durchs sogenannte Nabige Loch Richtung Seekofel. Das Steigen ging leicht vom Fuss. Nach einer Pause wartete die Schlüsselstelle der Tour: die Steilstufe Richtung Seekofelgipfel nach der Ofenpasslücke. Sie erwies sich bei der herrschenden Schneelage als zahm und gut begehbar. Die montierte Kette verlieh zusätzliche Sicherheit, wäre aber nicht unbedingt nötig gewesen. Die mitgeführten Steigeisen konnten jedenfalls im Rucksack bleiben. Nach der Steilstufe flachte das Gelände zunehmend ab. Der Gipfel des Seekofels war schnell und bequem erreicht. Erstmals grüsste nun die ganze Gruppe von ihrem ersten Dolomitengipfel und bewunderte die prächtige Aussicht. Wir konnten nur wenige Gipfel mit Namen benennen, darunter Gross Venediger, Grossglockner, drei Zinnen und Monte Cristallo. 

Bei der Abfahrt gab es noch ein Novum für uns: Skihelm. Vier von uns entschieden sich für diesen Kopfschutz, nachdem ein paar Vorkommnisse dieses Winters unsere lange gepflegte Helmloskultur in Frage gestellt hatte. Stören tat der Topf ja nicht wirklich beim Abfahren. Höchstens das Hochschleppen war etwas müssig. Über guten Schnee im Gipfelbereich (Sulz) ging's zurück zur Ofenmauer. Dabei wählten Armin, Dani und Kuno ein Steilwandcouloir, derweil ich mit den übrigen entlang der Aufstiegsspur abrutschend die Steilstufe überwand. Bei der Ofenmauer wurde wieder angefellt und die verbliebenen 400 Höhenmeter zum Grossen Jaufen in Angriff genommen. Dieser Anstieg war einfach und verlief über sanft gewellte Hänge. Trotz Gipfelnähe machten wir kurz unterhalb des Jaufen eine wohlverdiente Pause, nachdem es auf dem Seekofel dafür etwas zu frisch gewesen war. 

Trotz des inzwischen mit hohen Wolken eingetrübten Himmels genossen wir unseren zweiten Gipfel und insbesondere auch die Abfahrt vom Grossen Jaufen durchs Nordwestcouloir. Wir waren inzwischen  für sehr guten Schnee etwas zu spät dran. So gab es nur ein 4-5 für diese vielgerühmte Abfahrt über fast 1000 Höhenmeter vom Jaufen zum Pragser Wildsee runter. Eindrücklich war sie aber besonders im oberen Teil alleweil. Beim See angelangt getrauten wir uns jetzt nicht mehr auf dessen Eisfläche und skateten stattdessen über den Fussweg am Westufer. Auch das war schmerzlos und kurz, sodass bald in der Bar am Seeende eingekehrt und der tolle Tourentag mit ein paar Jagertee begossen werden konnte.