Für einmal vereinigten sich die Wünsche von Alicia mit meinen Tourenabsichten: La figlia primogenita (die Erstgeborene) wollte trotz ETH-Lernphase auf eine Skitour mitkommen. Diese solle aber wenn möglich im Glarnerland stattfinden, weil sie dort abends Silja, ihre Freundin aus dem Zigerschlitz, treffen wollte. Neuschneetechnisch und ideenmässig kam mir das entgegen, weil ich die sogenannte Fünflibertour schon lange in petto hatte und momentan gerade Schnee bis zum Walensee runter lag. Nur die frühe Abfahrtszeit vor sieben Uhr bedingte etwas väterlich-töchterliches Verhandlungsgeschick. Ich war allerdings nicht alleine schuld daran: der Taxidienst Ruest in Näfels, den wir zwecks Fahrt auf die Fronalp beanspruchen wollten, hatte seine Abfahrt auf 8:10 Uhr verkündet, weil ihn da schon andere Tourenfahrer gebucht hätten. Vor die Wahl gestellt, eine ganze Taxi-Bergfahrt alleine bezahlen zu müssen oder sich nur an den Kosten von vier anderen beteiligen zu müssen, ergab eine eindeutige Ausgangslage: der frühe Aufbruch von zu Hause. Wie immer hat die frühe Morgenstunde auch ihr Gutes: wir konnten gemütlich starten, mussten tagsüber nie gegen die Uhr laufen und genossen Lichtstimmungen, die nur der werdende Tag bieten kann. Mit dem Taxi gelangten wir also auf den unteren Parkplatz des Skilifts auf der Fronalp. Seltsamerweise hatte der einheimische Unternehmer keine Fahrerlaubnis für die Weiterfahrt auf der Strasse. Das störte uns aber überhaupt nicht: die paar zusätzlichen Höhenmeter würden wir wohl noch schaffen. Wir wählten eine der zahlreich vorhandenen Spuren Richtung Schilt und führten aufschlussreiche Gespräche. Das Höherkommen ging flot und mit wenig Anstrengung, auch wenn ich im Bereich des Färibodens eine neue Spur anlegte, die mir logischer erschien. Da man auf der Nordwestseite des Berges ansteigt, war Sonne erst kurz vor dem Gipfel gewiss. Deshalb zogen wir diesen Aufstieg ohne Pause durch und genossen Aussicht, stahlblauen Himmel und Znünibrot erst auf dem Kulminationspunkt. Eine erste schöne Abfahrt ging bis unter den Mürtschenstock. Ein paar Träbelistrecken verlangsamten die Fahrt, die ansonsten über schöne Pulverschneehänge führte. Wir genossen das natürlich sehr. Die Landschaft in dieser abgeschiedenen, zum Teil arvenbestandenen Hochmoorlandschaft ist auch im Winter ungemein schön. Eine prächtige Ecke im Glarnerland, fürwahr! Nun galt es aber noch einen zweiten Aufstieg auf das Alpbigligenstöckli unter die Felle zu nehmen. Dieser Gipfel mit dem kaum stotterfrei auszusprechenden Namen ist einfach zu erreichen und bietet vor allem eine exzellente Sicht auf die Churfirsten. Erinnerungen an unsere Sommertouren kamen auf, als wir 7 der 13 Gipfel bestiegen hatten. Wir hielten es nicht so lange auf dem Gipfel aus, denn es lockten noch mehr schöne Pulverschneehänge auf der langen Abfahrt bis Mühlehorn. Da wir noch nicht viele Vorabfahrer gehabt hatten, fanden sich immer wieder unverfahrene Hänge. Wir beide waren so richtig im Element und genossen jeden Meter. Nur ein paar Schritte zu Fuss wegen überbauter Hänge verhinderten die Fahrt bis ans Seeufer. Aber der Walensee präsentierte sich in zauberhaften Farben und lag da wie ein norwegischer Fjord. Scandinavia Feelings in Switzerland. Kein Wunder klopften wir hochzufrieden am Bahnhof Mühlehorn den Schnee von den Schuhen und gaben ein high five auf diese superbe Tour. Eine kleine, aber erstaunliche Randgeschichte noch zum Schluss: Mitten auf der ersten Abfahrt vom Schilt hatte mir Swisscom ein "Willkommen in Deutschland" SMS geschickt. Gefolgt von einem weiteren SMS der deutschen Bundesregierung, die mir bei der Einreise nach Deutschland den Gang in die Corona-Quarantäne empfahl. Ein Beweis für das Anrücken der deutschen Kavallerie oder der Potenz eines deutschen Mobilfunksenders und der hindernisfreien Strecke bis zur Grenze? Jedenfalls eine spassige Erfahrung im Glarnerland, wo man doch gut 80 Kilometer Luftlinie von der deutschen Grenze weg ist. |
Id | 2982 |
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Datum | 14.01.2022 |
Tour | Schilt & Alpbigligenstöckli |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Steinböden oberhalb Mollis GL - Fronalp - Mittler Stafel - Chlusen - Färiboden - Schilt - Rotärd - Unter Gloggtel - Mürtschen - Alpbigligenstöckli - Alp Bigiglen - Gäsialp - Katzenboden - Mühlehorn Bahnhof |
Gipfel | Alpbigligenstöckli 1958m; Schilt 2300m |
Begleiter | Alicia |
Gebiet | Glarus und Ostschweiz |
Tourentyp | Skitour |
HM_rauf | 1624 |
HM_runter | 2354 |
Distanz_KM | 21.82 |
Verhaeltnisse | Sehr schöne Hochwinterverhältnisse. Warm im Aufstieg, pulvrig in der Abfahrt |
Huetten | |
Featured_Foto | tbi_2022-01-14.jpg |
Tourenideen | |
Aufstiegszeit | 05:20:00 |
Abstiegszeit | 01:10:00 |
Schwierigkeit | WS |
Wetter | schön - wolkenlos |
Material | Skitour normal |
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