Die grosse Frage für die heutige Tour ab Grindelwald war, ob wir uns auf das Wagnis einlassen wollten, aufs Jungfraujoch zu fahren und von dort den Mönch über den Südostgrat zu besteigen. Ich hatte zu Hause alles dazu nötige Hochtourenmaterial im Auto verstaut und von guten Verhältnissen – trotz November – gelesen. Fehlte nur noch die Motivation der Frau Gemahlin, die ich mit den üblichen Beschwichtigungen versuchte anwachsen zu lassen. In der Mitte der Diskussion musste ich aber einsehen, dass die Gemütslage und der Begeisterungslevel für dieses Unterfangen zu diffus waren, als das aus dieser Hochtour ein Genuss hätte werden können. Also schlug ich ein Alternativprogramm vor, das ich sowieso in petto hatte und auch nicht gerade unattraktiv war: gemütlich frühstücken, NZZ am Sonntag auf dem Balkon lesen und dann mit den eMTBs Richtung Kleine Scheidegg radeln, um den Westgrat des Rotstocks zu klettern. Der Slowmotion-Sonntagmorgen war deshalb angebracht, weil die ganze Kleine Scheideggseite von Grindelwald im kalten Eigerschatten lag und gar nicht anziehend aussah. Das alles entsprech viel eher dem Gusto von Felice. Nach elf Uhr schwangen wir uns auf die Räder, ich mit einem neuen Gefährt, weil das andere gestern ja nicht wirklich motörlen wollte. Es war in Grindelwald Grund noch bitterkalt und in einigen Kurven lag nächtlicher Rauhreif. Mit dem neuen eMTB ging es heute sehr flott höher und wir gelangten unterhalb der Kleinen Scheidegg, nach 45 Minuten Bergfahrt, an die Sonne. Jetzt war die leichte Pedalerei ein Genuss. Bis kurz unterhalb der Station Eigergletscher ging es gut mit unseren Bikes. Dort mussten wir sie aber wegen Treppenstufen in einer Kurve liegenlassen. Wir schlossen die braven Stahlrösser ab und schulterten die schweren Kletterrucksäcke. Der Stimmungsdämpfer des Tages kam kurz unterhalb des Einstiegs: Beim Blick auf die Uhr musste ich schweren Herzens den Vorschlag machen, das Kletterzeug zu deponieren und statt über den Westgrat zu klettern entlang des blauweissen Weges auf den Rotstock zu kraxeln. Es war mit unserem gemütlichen Morgen schlicht zu spät geworden, um am Westgrat noch einsteigen zu können, ohne dass wir das Einnachten riskiert hätten. Nun gut, der blauweiss markierte Weg (welcher als Abstiegsweg des Rotstock Klettersteigs dient (im Jahr 2001 & 2003 gemacht), vermittelte einen einfachen Aufstieg auf den Gipfel und ist mit seinen Seilen und Schiefergestein auch nicht unattraktiv. So erreichten wir zwar das anvisierte Gipfelziel, aber nicht auf der ursprünglich vorgesehenen Route. Im Banne des Eigers waren wir aber trotzdem und die Nähe zu den Gletschern der Jungrau- und Mönch-Nordseite war sowieso eindrücklich. Mit der Drohne ging ich die berühmte Eigernordwand inspizieren, wobei ich mich nicht getraute, nahe an die Wand oder sehr weit weg vom Rotstock zu fliegen. Ein Drohnenverlust pro Jahr genügt... Nach einer relativ langen Gipfelrast ging es flugs wieder zu den Bikes runter und «heim» nach Grindelwald. Das Spätherbstlicht war magisch, die hohen Berge effektvoll beleuchtet und die Farben goldig, wie es sich für die Jahreszeit gehört. Trotz Verzicht auf den Westgrat war die Dämmerung beim Eintreffen im Hotel nahe. Wellness-Genuss und ein feines Menü (Wachteln mit Herbstgemüse und Kroketten) liessen den kleinen Wermutstropfen des Tages jedoch problemlos verblassen. |
Id | 3188 |
---|---|
Datum | 10.11.2024 |
Tour | Rotstock am Eiger |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Grindelwald Dorf - Grindelwald Grund - Wärgistal - Alpiglen - Arvengarten - Kleine Scheidegg - Eigergletscher - Rotstock. Gleicher Weg zurück. |
Gipfel | Rotstock 2663m |
Begleiter | Felice |
Gebiet | Berner Oberland |
Tourentyp | eMTB; Wanderung blau-weiss |
HM_rauf | 1849 |
HM_runter | 1849 |
Distanz_KM | 33.89 |
Verhaeltnisse | Herbstlich trocken und problemlos |
Huetten | |
Featured_Foto | tbi_2024-11-10.jpg |
Tourenideen | |
Aufstiegszeit | 02:30:00 |
Abstiegszeit | 01:30:00 |
Schwierigkeit | T4 |
Wetter | schön - wolkenlos |
Material | Klettermaterial |
Relive_URL | Relive Rotstock am Eiger |