Zur heutigen Tour kam ich eher unverhofft: Zwar hatte ich den schönen Wetterbericht durchaus registriert und hätte gerne etwas in den Bergen unternommen, aber die familiären Abmachungen für diesen Montag lauteten wie immer an meinem 80%-Tag auf 'Haus- und Kochdienst'. Ich hatte eine Tour bereits abgeschrieben, als beim Besuch des Muttertagskonzerts in Hochdorf Didi auf mich zukam und den Reissend Nollen für den morgigen Tag vorschlug. Da auch Mama am Konzert anwesend war und ich natürlich Lust auf diese Tour hatte, konnte die Kochfrage für den Montagmittag elegant gelöst werden. Dass auch Kuno mit von der Partie sein würde machte das Ganze dann zu einem Bruderschaftsunternehmen, was natürlich einen zusätzlichen Reiz ausmachte. Am eigentlich vereinbarten Tourenziel Reissend Nollen wurde später nochmals gerüttelt: nach der frühlingshaft frühen Abfahrt um 5 Uhr morgens meinten Kuno und Didi, dass auch der Titlis ein lohnendes Ziel wäre: etwas mehr Aufstieg und eine attraktivere Abfahrt. Weil aber Kuno und ich schon im Mai 2012 (inmitten von Nebelbänken) dort oben waren, und man sich doch immer sehr nah an den zivilisatorisch erschlossenen Hängen bewegt, begeisterte mich die Idee weniger. Ich willigte aber ein. Erst im Verlauf des Anstiegs Richtung Talstation der Jochpass-Sesselbahn kam ich auf den genialen Kompromissvorschlag, dass wir heute doch durchaus beides probieren könnten: den Reissend Nollen zuerst und den Titlis nachher, letzteres einfach unter Ausnützung der Bahninfrastruktur. Diese Idee fand nun Zustimmung per einfachem Mehr. Zwar bewegt man sich beim Reissend Nollen ebenfalls im Reich der Titlis-Skiliftinfrastruktur, weil aber jene am Jochpass schon seit Wochen stillgelegt ist, sieht man kaum noch alte Spuren und präparierte Pisten. Dafür hatte der Regen der vergangenen Tage im unteren Teil des Aufstiegs eine Kraterlandschaft hinterlassen, die für die Abfahrt ein arges Geratter befürchten liess. Der Aufstieg auf den Reissend Nollen hat es durchaus in sich und ist nichts für schwache Nerven. Mehr als einmal bewegt man sich auf Hängen, die so steil sind, dass ein Ausrutschen fatal enden würde. Das steilste dieser Wegstücke legten wir zu Fuss und mit aufgebundenen Ski zurück, was im perfekten Trittschnee auch ohne Steigeisen die mit Abstand sicherste Variante war. Die grosse Querung unter dem Gipfel, auch sie atemberaubend abschüssig, bewältigten wir selbstverständlich mit Harsteisen. Das ging eigentlich ganz gut, sodass erst das allerletzte Gratstück auf den Gipfel eine ernsthafte Sicherheitsfrage für uns drei aufwarf. Weil wir alle schon einmal ganz oben waren und die Steigeisen im Auto zurückgelassen hatten, verzichteten wir auf die letzten paar Meter zum Gipfel. Zum Rasten fanden wir ein schönes Plateau und genossen die Sicht ins Mittelland und in die Berner Alpen. Wunderbar! Wie befürchtet war die Abfahrt im oberen Teil des Nollens noch nicht sehr berauschend, da noch hart und von Lawinenböllen durchsetzt. Kaum wurden die Hänge aber etwas flacher, war es aufgeweichter und das Skivergnügen stellte sich ein. Viel zu schnell waren wir via kleines Sulzli im Trübsee unten und diskutierten nur kurz, ob wir auch den zweiten Teil des Tagesplanes in Angriff nehmen sollten. Da der Titlisgletscher eher westausgerichtet ist und die Sonne noch nicht so darauf brannte, durften wir auf gute Verhältnisse hoffen. Beinahe wurden unsere Pläne aber vom Billettmann der Titlisbahnen durchkreuzt, weil es für unsere Tourenvariante auf Trübsee kein entsprechendes Ticket im Kassencomputer gab. Mit Verhandlungsgeschick und gutem Zureden verkaufte uns der gute Mann dann aber doch zwei Retourfahrten für uns drei, was insgesamt ein guter Deal war. Die Alternativen wären drei teure Halbtageskarten oder gar keine Titlisfahrt gewesen. So ging es also mit dem Chinesentumbler bis zum Kleintitlis hoch, wo unsere Fellaufkleberei grosses Staunen bei den anwesenden Touristen auslöste. 40 Minuten später standen wir beim grossen Triangulationsdreieck des Grosstitlis und gratulierten uns zum zweiten Gipfel. Nun waren wir alle happy! Hier oben beeindruckte uns der Tiefblick ins Surenen und aufs Grassenbiwak runter. Danebst wurden auch eine Cola genossen (auf Kleintitlis erstanden) und die Mägen gefüllt. Dass der Schnee auf dem Gletscher auch um 13 Uhr noch ausgezeichnet sein würde, wagten wir kaum zu hoffen. Doch das Überqueren der Pistenabschrankungen lohnte sich. Der Gletscher präsentierte sich in glänzender Verfassung und das Schwingen war das reinste Vergnügen. Kuno fand eine schöne Variante im Sulzli unter Ausnützung eines steilen Couloirs. Der Epilog der Tour in Form des Stöckelns über Trübsee und Melchplatz fand seinen Abschluss im Restaurant in Grafenort, wo wir ein feines Zvieriplättchen genossen und auf einen rundum geglückten Tag zurückblicken durften. Das war Klasse mit Euch, brothers! |
Id | 2589 |
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Datum | 11.05.2015 |
Tour | Reissend Nollen - Titlis |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Untertrübsee Melchplatz - Herrenhütte - Jochpass - Jochstock Bergstation - Jochgletscher - Reissend Nollen - Abfahrt über Jochstock Chli Sulz - Trübsee - Stand - Stand - Kleintitlis - Gross Titlis - Titlisgletscher - Sulzli - Trübsee - Unter Trübsee |
Gipfel | Reissend Nollen 3003m; Titlis 3238m |
Begleiter | Didi, Kuno |
Gebiet | Zentralschweiz |
Tourentyp | Skitour |
HM_rauf | 1620 |
HM_runter | 2820 |
Distanz_KM | 20.68 |
Verhaeltnisse | Unten grosse Wasserlöcher in der Schneedecke (kompakt). Weiter oben hart gefroren. Im Steilhang Lawinenbölen. Abfahrt Reissend Nollen oben hart, unten schöne Crema. Titlisabfahrt beste Frühlingsverhältnisse, auch noch um 13:30h |
Huetten | |
Featured_Foto | P5110091.JPG |
Tourenideen | Klein Wendenhorn |
Aufstiegszeit | 04:40:00 |
Abstiegszeit | 02:30:00 |
Schwierigkeit | S |
Wetter | schön - leicht bewölkt |
Material | Skitour normal |
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