Wegen des abendlichen Schneefalles erwarteten wir den Sonntagmorgen mit gedämpfter Vorfreude. Trotz Sommerzeitumstellung verbrachten wir eine für Tourenverhältnisse lange Nacht und standen erst um 7 Uhr 30 auf. Ein verheissungsvoller Himmel erwartete uns beim Blick aus dem Fenster. Mamie Anna bereitete uns ein leckeres und reichhaltiges Sonntagsfrühstück, während wir vom Hausherrn unterstützt die letzten Beratungen über die heutige Tour abhielten. Entgegen der ursprünglichen Absicht wollten wir nicht via das Avérole-Tal zur gleichnamigen Hütte hochsteigen, sondern liessen uns vom offenbar kundigen maître de maison eine Variante unter Ausnützung der Bergbahnen von Bonneval schmackhaft machen. Mit schweren Säcken beladen machten wir uns auf den Weg. Beim Ticketkauf bei den Sesselbahnen setzte es eine unerwartete Diskussion wegen unserer inexistenten Bergführerbegleitung ab. Man wollte uns keine Karten verkaufen, weil dies in diesem Gebiet für "randonneurs" nur in Begleitung von Führern möglich sei. Auch mein gezückter SAC Ausweis überzeugte die Kassiererin nicht. Erst die Offenlegung unserer Pläne und nach einem Telefonat mit dem Chef liess man uns für 8 Euro den Berg hochfahren. Der Preis war "très fovorable", nutzten wir doch 4 Sesselbahnen und Skilifte inklusive unserer 20-kg-Säcke mit Ausrüstung für vier Tage Hochtour. Oben angelangt ging das Abenteuer "Vanoise" mit einer abfallenden, langen Hangquerung los, die bei gefährlichen Lawinenverhältnissen kaum angezeigt sein dürfte. Um eine Felsnase herum erreichten wir ein Gletscherbecken und fellten an. Die Schneebeschaffenheit schien uns nicht ganz geheuer, wechselten doch tiefe und eingeblasene Schneeschichten mit vom Wind blankgefegten Hängen in kurzer Folge. Dass die Franzosen noch nie gesehene Druckluft-Lawinensprengkanonen an die Hänge montiert hatten liess das Vertrauen in die Stabilität der Hänge auch nicht gerade grösser werden. Als wir die steilen Pörter zur "brêche" (Übergang) hinüber ins Avérole-Tal sahen, kamen erhebliche Zweifel am Gelingen des Unterfangens auf. Da keine Spuren aus den Vortagen sichtbar waren und uns das Gebiet mit seinen Schneeverhältnissen gänzlich unvertraut war, beschlossen wir auf diese brêche zu verzichten und den Col de la fourche (Gabelpass) anzupeilen. Gemäss Karte bestand noch die kleine Hoffnung, jenseits dieses Passes Richtung Albaron steigen zu können. Aber auch diese Variante liessen wir bald aus zwei Gründen fallen: erstens nahte von Westen eindeutig schlechtes Wetter und zweitens sah der Weiterweg hinter dem Col de la fourche derart steil aus, dass gar nicht ernsthaft darüber diskutiert werden musste. Der nahe Gipfel der Pointe d'Andagne musste also als Ersatzziel herhalten, wobei die Verweildauer dort oben rekordverdächtig kurz war. Die Wetterfront zog nämlich bedrohlich schnell heran! So fuhren wir in miserablem Schnee mehr oder weniger der Aufstiegsspur entlang zurück zur Talstation des Sesselliftes und erschlichen uns nochmals eine Bergfahrt. Auf den Pisten war die Orientierung natürlich problemlos, was uns das baldige, aber ungeplante Wiedersehen mit dem Auto bescherte. Weil im Refuge d'Avérole reserviert und bezahlt war und der Aufstieg durch das Val d'Avérole auch bei Schlechtwetter gefahrenfrei ist, machten wir uns auf den etwa 9 km langen Weg durch das Tal, welches bei Sonnenschein ganz abwechslungsreich sein mag. Bei Nieselregen und Windböen glich das ganze eher dem Abspulen einer Pflichtübung. Ziemlich durchnässt kamen wir oben im Refuge an und merkten schon im Skiraum, dass ausser uns und Sébastien, dem Hüttenwart, niemand die Nacht hier oben verbringen würde. Allerdings gab es noch Aufregung wegen dreier Spanier, die überfällig waren und von denen jede Nachricht fehlte. Sébastien alarmierte sogar die Bergrettung. Erst am nächsten Morgen sollte sich herausstellen, dass die Männer offenbar Richtung Italien unterwegs waren und per SMS der Ehefrau berichtet hatten, dass es ihnen gut gehe. Wie schnell man doch am Schicksal unbekannter Menschen teilnimmt, wenn man deren Geschichte auch nur vage kennt! |
Id | 2582 |
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Datum | 29.03.2015 |
Tour | Pointe d'Andagne - Refuge d'Avérole |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Bonneval sur Arc - Les Laurs Andagne - Télésiège Andagne - Col de la Fourche - Pointe d'Andagne - gleicher Weg zurück über die Skipisten. Dann von Bessans Parkplatz le Vilaron durches Val d'Avérole via Vincendières und Avérole zum Refuge d'Avérole |
Gipfel | Pointe d'Andagne 3217m |
Begleiter | Dani, Kuno |
Gebiet | Vanoise Alpen |
Tourentyp | Skitour |
HM_rauf | 1050 |
HM_runter | 2164 |
Distanz_KM | 23.64 |
Verhaeltnisse | Viel Neuschnee aus den letzten Tagen oberhalb ca. 2500m. Instabile Schneedecke. Sah eher gefährlich aus. |
Huetten | Refuge d'Avérole 2210m |
Featured_Foto | P3291642.JPG |
Tourenideen | Viel Potential in der Vanoise / Tarantaise / Haute Maurienne. Rückkehr unerlässlich... |
Aufstiegszeit | 04:10:00 |
Abstiegszeit | 01:25:00 |
Schwierigkeit | ZS |
Wetter | wechselhaft |
Material | Skihochtour mit Seil, Eismaterial |
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