Die beiden Velotouren mit Didi von Fribourg bis an den Genfersee waren muskulär noch zu spüren, weshalb der Sonntag als Ruhetag auserkoren wurde. Am Montag wollte ich mit Felice aber ein erstes Mal das Chablais erkunden und wählte die Cornettes de Bise als anzupeilendes Ziel. Alicia und Aurelio blieben im Haus in Lugrin: erstere zwecks Bewältigung ihres Prüfungsstoffes, letzterer wegen  brüderlicher Solidarität. Wir änderten bei der Anfahrt nach "Les chalets de Bise" unsere Tourenpläne sozusagen on-the-drive: Erstens verhüllten sich die höheren Gipfel des Chablais mit tiefhängenden Wolken und zweitens gab es eine Strassensperre, welche einem an der Weiterfahrt zu hindern schien (drei Tage später stellten wir fest, dass es trotz "Route barrée"-Schild eine Umfahrungsmöglichkeit gab). 

Da ich die Tourenmöglichkeiten der Gegend etwas studiert hatte, konnte ich als Alternativziel die Montagnes des Mémises vorschlagen. Diese präsentierten sich bereits hinter der Autofrontscheibe und waren wolkenfrei (da niedriger als die Cornettes). Der richtige Ausgangspunkt (Col de Creusaz) war dank Komoot rasch gefunden, womit einer Wanderung trotz Wolken nichts mehr im Wege stand. Komoot schlug eine Runde über die Mémises in Form einer liegenden "8" vor. Das schien uns vernünftig und lohnend, wenn auch relativ kurz. Abwechslungsreich war es aber alleweil. Nach einem Abstecher in den Märchenwald unterhalb des César (wahrscheinlich die Installation einer Waldspielgruppe), erreichten wir die "Échelle", also eine Leiter, welche das Überwinden einer Felsstufe ermöglichte. Die Leiter war etwa 12 Meter hoch und in gutem Zustand. Pas de souci, also. 

Nach dieser Leiter erreichten wir einen kleinen Pass: den Col de Pertuis. Er bildete den Kreuzungspunkt unserer 8er-Wanderung. Nach einem kleinen Abstecher auf die Colombière, wo ich erstmals den fantastischen Blick auf den ganzen Genfersee genoss, wanderten wir den Kuhweiden entlang weiter. Bei der Bergstation der Seilbahn, welche wir rechts liegen liessen, bogen wir scharf links ab und erreichten bald den Pic des Mémises. Dort waren wir alles andere als einsam: dieser Pic ist nämlich von der Seilbahn leicht erreichbar. Wir blieben nicht lange in diesem Pulk von Leuten und setzten die Gratwanderung über die Mémises fort. Ein sehr reizvoller Weg, weil rechter Hand immer der Lac Léman heraufgrüsst. Auf einem der Spitzen gab es dann endlich die Sandwiches und ein paar Schlucke aus der Trinkflasche. Ich machte mit dem Handy Jagd auf Schwalbenschwänze und kriegte einen schlussendlich in voller Pracht vor die Linse. 

Frisch gestärkt waren wir relativ rasch wieder beim Auto. Da die Beiz geschlossen hatte, wendete sich unser Fahrwerk bald Richtung Lugrin, wo zuerst ein Bier und dann ein erfrischendes Bad im Léman warteten.