Meteo meinte für das Wochenende, dass der heutige Freitag der letzte gute Tourentag werden würde. Bisher hatten wir uns noch an keinen der grossen und berühmten Berge der beiden Täler herangewagt. Gemeint sind der Grand Combin, der Mont Vélan oder der Mont Dolent. Grund waren die Wind- und Lawinenverhältnisse. Beides hatte sich nun gegen Ende der Schönwetterperiode gebessert, sodass als Abschlusstour "ein Grosser" geplant werden konnte. Der Combin fiel allerdings ausser Betracht. Seine Flanken waren noch stark vereist und sahen wenig einladend aus. Blieben also noch Dolent und Vélan. Schnell war klar, dass es die einen (Dani und mich) auf den Vélan zog, den Rest aber auf den Dolent. Auf dem Dolent war ich schon zwei Mal, auf dem Vélan noch nie. Wir beschlossen die Aufteilung der Truppe. So konnte auf alle Wünsche Rücksicht genommen werden und kompetenztechnisch war dies auch gut machbar. Nur die Autos mussten wir switchen: Weil es im Japaner eher Platz für vier gab, nahmen Dani und ich den Peugeot von Jürg und die anderen vier unseren Toyota. Somit durften sich auch Dani und ich heute als Mitglieder des "Teams Peugeot" fühlen. Zwei Stunden früher als an den Vortagen wollten wir los: um 5 Uhr 30. Das bedeutete aufstehen um 4 Uhr 30 und loslaufen um sechs Uhr (wegen der Anreise nach Bourg St. Pierre). Das schafften wir sogar mit einer Viertelstunde Reserve und gerade so, dass das Tageslicht ausreichend war, um ohne Stirnlampe loslaufen zu können. Die Einlaufstrecke entlang des Torrent du Valsorey bis fast zur Vélan-Hütte ist lang. Zweieinhalb Stunden macht man vor allem Strecke. Da die Schneelage nicht mehr üppig war, mussten wir ein paar Mal die Ski tragend dem Sommerweg folgen. Unterhalb der Hütte wurde dann endlich gutes Skitourengelände erreicht. Mit einer kleinen Abkürzung strebten wir dem Col de la Gouille zu. Das ist der Zugang zum oberen Teil des Mont Vélan. Es ging nordseitig ein Couloir hoch und südseitig ebenso steil wieder runter. Beide Seiten sind mit Ketten gesichert und dank unserer Steigeisen konnten wir diese Schlüsselstelle der Tour gut passieren. Nun waren wir im oberen Teil des Berges. Die Stürme von Anfang Woche hatten sichtbar gewirkt und die Schneeoberfläche zu Windgangeln, Zastrugis und pistenähnlichen Hartschneeflächen verwandelt. Mit Harsteisen klappte der Aufstieg problemlos, und auch in der Abfahrt war das Ganze nicht so übel. Die vielgerühmte Vélan-Aussicht konnten wir nicht so lange geniessen: die angekündigte Front schickte bereits ihren Wind voraus. Das liess uns nicht lange zuoberst verweilen. Aber nur knapp unterhalb des Gipfels fanden wir ein gutes Plätzchen. Jetzt konnten die Luxus-Sandwiches und die Prachtsaussicht doch noch ausgekostet werden. Der nahe Grand Combin und die übrigen Walliser Viertausender grüssten herüber. Wir waren happy. Die zweite Schlüsselstelle des Tages war der Steilhang auf der rechten Seite des Glacier de Valsorey. Will man nicht wieder über den Col de la Gouille zurück, kann diese Route befahren werden, wenn die Verhältnisse gut sind. Sie waren es: zwar war der Schnee hart gepresst, aber griffig. Abrutschen ging gut und schon bald liessen sich auch wieder Kurven drehen bzw. springen. Nach diesem Steilstück folgte der beste Schnee des Tages: wunderschöner Powder auf dem unteren Teil des Valsorey-Gletschers. Auch heute also wieder Skigenuss pur. Diese Woche hat uns wirklich mit tollen Verhältnissen verwöhnt! Unten raus galt es nun noch die Kilometer zum Auto zurück zu absolvieren. Das ging meistens gut und fahrend. Zwei Mal nahmen wir eine kleine Gegensteigung in Kauf. Das erste Mal zwecks Befahrung eines weiteren Pulverhanges, das zweite Mal weil wir nicht sicher waren, ob man direkt durch die Schlucht des Torrents du Valsorey fahren könne (man hätte gekonnt...). So ergab sich noch der eine oder andere zusätzliche Höhenmeter zur ohnehin beträchtlichen Tagesleistung. Wir trafen aber fidel und zufrieden beim Auto ein und gratulierten uns zum schönen Bergerlebnis, ohne dass uns Krämpfe oder dergleichen gequält hätten. Dank Whatsapp wussten wir, dass auch die anderen am Mont Dolent erfolgreich gewesen waren und sich bereits auf der Rückfahrt zum Chalet befanden. Sie konnten also den Wochenrückblichs-Apéro präparieren und Bierdosen öffnen. Auch sie waren sehr zufrieden mit ihrer Tour. So beschlossen wir die Tourenwoche mit vielen grinsenden Gesichtern, bester Laune, träfen Sprüchen und der gegenseitigen Versicherung, es nächstes Jahr wieder zu wagen. |
Id | 2928 |
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Datum | 26.03.2021 |
Tour | Mont Vélan |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Bourg St. Pierre - Cordonne - Le Plan de Botse - Torrent du Valsorey - Cabane du Vélan - Le Glacier du Tseudet - Col de la Gouille - Le Glacier de Valsorey - Mont Vélan. Fast gleicher Weg zurück - statt über den Col de la Gouille direkt über Glacier de Valsorey und Pt. 2994 |
Gipfel | Mont Vélan 3731m |
Begleiter | Dani |
Gebiet | Walliser Alpen |
Tourentyp | Hochtour; Skitour |
HM_rauf | 2162 |
HM_runter | 2162 |
Distanz_KM | 29.70 |
Verhaeltnisse | Wenig Schnee im Hüttenanstieg. Col de la Gouille mit Steigeisen gut bezwingbar. Obere Gletscher stark sturmgeprägt. Abfahrt auf dem Gl. de Valsorey wunderbar pulvrig. |
Huetten | Cabane du Vélan 2642m |
Featured_Foto | tbi_2021-03-26.jpg |
Tourenideen | |
Aufstiegszeit | 06:20:00 |
Abstiegszeit | 03:00:00 |
Schwierigkeit | ZS |
Wetter | schön - windig |
Material | Skihochtour mit Seil, Eismaterial |
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