Nach einem Corona-bedingten tourenwochenfreien Jahr 2020 planten wir für dieses Jahr wieder eine gemeinsame skitechnische Challenge. Zwar gab es immer noch Reisebeschränkungen und diverse Verhaltensempfehlungen, aber Skitouren waren nicht mehr "verboten" und unsere Gruppe motivert, die guten Schneeverhältnisse in den Bergen auszunutzen. Schnell war aber auch klar, dass wir uns bei der Unterkunftssuche auf die Schweiz beschränken würden, weil die umliegenden Alpenländer für Touristen nur mit komplizierten Beschränkungen (negativer Corona-Test bei der Einreise, Quarantäne) bereisbar gewesen wären. Wie schon die letzten paar Jahre wollten wir uns erst kurzfristig und gemäss Wetterprognosen für eine Destination entscheiden. Wichtig war bloss, dass alle Ferien geplant hatten und bereit für ein paar Bergabenteuer waren. 

Am Mittwoch telefonierten Armin, Dani und ich zusammen und berieten Wetter- und Schneelage sowie die Tourenaussichten in verschiedenen Schweizer Alpengebieten. Relativ rasch einigten wir uns auf das Unterwallis bzw. das Val d'Entremont und das Val Ferret. Hier schien das Wetter am Stabilsten und der Schnee reichlich. Online wurde nach Unterkunftsmöglichkeiten gesucht, wobei wir nach dem Prüfen einiger Angebote bei einem Chalet in Champex-Lac hängen blieben. Dieses schien ausreichend bequem, gut ausgestattet und bot acht Betten. 

Auf dem Weg nach Champex wollten wir wie immer bei unseren Tourenwochen eine Anreisetour einplanen. Von der Strecke her bot sich die Region Col des Mosses im Waadtland an. Anhand der Skitourenkarte suchten Dani und ich nach guten Zielen und blieben bei der Bergkette östlich des Passes hängen: Pic Chaussy, Châtillon, Le Tarent und La Pare boten kartenmässig gute Skitourenziele. Endgültig entscheiden wollten wir auf der Autobahn, je nach Wetterverhältnissen im Pays d'Enhaut. Kuno, Didi und Jürg reisten zusammen in einem Auto und Dani und ich im Toyota. Treffpunkt war L'Etivaz unterhalb des Col des Mosses um 9 Uhr morgens. Das klappte vorzüglich. 

Ein kalter und sehr zügiger Nordwind toste in den Gipfeln. Neuschnee war in der vergangenen Woche reichlich gefallen und im Lawinenbulletin war von erheblicher Gefahr die Rede. Das liess meinen Vorschlag, die coupierten Hänge des Tarents anzugehen, gegenüber Danis Pic Chaussy obenaus schwingen. Dahin sollte es also gehen. Bei der Begrüssung wurden gleich die neusten Witze zum Besten gegeben und somit gute Stimmung verbreitet. Nur ein paar Autos waren parkiert und kündeten von mässiger Tourenaktivität im Gebiet. Entlang des «Eau Froide» zogen wir los, wobei wir mangels Gebietskenntnis einen kleinen Umweg in Kauf nehmen mussten. 

Nach zwei Kilometern taleinwärts begannen die frisch eingeschneiten Nordhänge Richtung Châtillon und Le Tarent. In einer guten Spur ging es gemütlich bergan. Man hatte einiges zu berichten: schliesslich hatten wir etwa Jürg über ein Jahr lang nicht mehr gesehen. Neuschnee lag wirklich reichlich. Er war ohne sichtbaren Windeinfluss gefallen, womit unser Vorhaben als relativ sicher eingestuft werden konnte. Trotz einer langen Pause erreichten wir nach dreieinhalb Stunden den Gipfel. Der oberste Hang war dann aber weder genügend flach noch windfrei. Aber weil inzwischen schon ein halbes Dutzend Bergsteiger die Hangstabilität getestet hatten, wagten auch wir uns bis auf den Gipfel vor. Dort oben blieben wir aber nur gerade für die Umrüstaktion von Aufstieg auf Abfahrt. Der schneidend kalte Wind war eher ein Sturm. Zum Glück musste man sich aber nur 100 Höhenmeter abwärts bewegen, um akzeptable Pausenbedingungen vorzufinden. Von Pause wollte aber niemand etwas wissen: die Pulverschneehänge übten eine unwiderstehliche Sogkraft aus. Mit Gejohle suchte sich jeder seine Linie. Ein wahrhaft rauschhaftes Vergnügen. Unten angelangt waren wir uns einig, dass das ein toller Auftakt in die Tourenwoche war und diese Verhältnisse ruhig so bleiben dürften. 

Die Weiterfahrt nach Champex unterbrachen wir in Aigle. Schliesslich musste für die ganze Woche Futter beschafft werden und Durst würden die Touren sicherlich auch erzeugen. Mit eindrücklich beladenen Einkaufswagen verliessen wir Migros und Denner in Aigle und trafen um etwa 17 Uhr in unserem Chalet in Champex ein.