Nach drei erfolglosen Versuchen seit Ostern dieses Jahres, mindestens einen Bruder oder Bergkameraden für einen Skiausflug auf den Aletschgletscher zu motivieren, hat sich überraschenderweise vor Fronleichnam Hermano #3 bei mir gemeldet und seine Lust auf die letzte Saisonskitour bei mir deponiert. Es lockten vier wettermässig ziemlich gute Tage, wobei Samstag und Sonntag eine bessere Prognose aufwiesen als der Feier- und Brückentag. So ergab sich also das sportlich ambitionierte (und schlussendlich auch absolvierte) Programm mit Biketour und zwei Skitouren. Die Details zu den Skitouren wurden am Donnerstag nach besagter Biketour am Bürgenstock bei Brätelgut in unserem Garten diskutiert. Trotz Minus Unlust auf langes Bahnfahren aufs Jungfraujoch war er für den Vorschlag Jungfrau und Mittaghorn mit Hollandia-Übernachtung zu gewinnen. Ich klärte am Freitag noch ab, wie es mit der Bewartung in der Hollandiahütte stünde. Das Telefon war auf den Hüttenwart im Tal umgeleitet, womit klar war, dass auch das Abendessen mit in den Rucksack gepackt werden musste. Hüttenwart Egon Feller war aber sehr nett und hat bereitwillig Auskunft über die Verhältnisse im Gebiet erteilt. Es tönte verlockend und auch der Winterraum auf Hollandia schien ganz gut zu passen. Etwas arg früh ging es am Samstagmorgen mit der Autofahrt nach Interlaken los. Wir rechneten (zu) grosszügig Reserve ein und waren fast eine Stunde vor Zugsabfahrt dort. Umpacken, Billett kaufen, Kaffe trinken. Die Jungfrau glänzte bereits um 6 Uhr 30 in der Morgensonne sodass wir ihr unseren Besuch ankündigen konnten. Gemächlich ging es aufs Joch, wo wir noch vor 9 Uhr die kurze Abfahrt auf bestem Firn zum Beginn des Jungfrau Skiaufstiegs absolvierten. Nun ging es in fast sommerlicher Hitze an den Aufstieg Richtung Rottalsattel. Dieser verlief problemlos, die Spalten auf dem Aletschfirn waren gut eingeschneit. Unterhalb des Sattels deponierten wir die Ski, weil der steile Hang zum Sattel und weiter über den Südgrat der Jungrau schon sehr aufgeweicht waren. Wir versanken tief in den Spuren einiger Vorgänger. Dafür war die gefährliche Querung nach dem Sattel, wo es schon viele Bergunfälle gab, sehr einfach und sicher zu begehen. Mit Steigeisen, einem Skistock und dem Pickel gelangten wir ohne grosse Gegenwehr des Berges innert knapp dreier Stunden ab Jungfraujoch auf den Gipfel der Jungfrau. Dort oben präsentierte sich eine spektakuläre Aussicht. Die vielen (harmlosen) Wolkentürme ringsherum wetteiferten mit den hohen Bergen um den Schönheitspreis. Die Sicht nach Hause in unseren Garten war durch einen dieser Türme über dem Pilatus versperrt. Das tat dem Spektakel aber keinen Abbruch. Es war angenehm kühl und den Gipfel hatten wir exklusiv für uns. Was für ein Traum! Im Abstieg nahmen wir die mitgebrachten Seile aus dem Rucksack und konnten die Querung an den Stangen so mit Sicherheitsreserve hinter uns bringen. Weiter ging es auf den Boden unterhalb des Louwitors in gut fahrbarem Frühlingsschnee. Genussvoll, aber leider zu kurz. Es hiess ein zweites Mal Felle aufzuziehen und aufzusteigen. Auf dem Louwitor deponierten wir die Rucksäcke und statteten dem Louwihorn einen kurzen Besuch ab. Dann folgte die schöne Abfahrt über den Kranzbergfirn hinunter zum kleinen See auf dem Aletschfirn unterhalb der Lötschberglücke. Hier musste schon etwas um die Gletscherspalten herumgekurvt werden. Trotz der fortgeschrittenen Tageszeit waren die Skiverhältnisse tadellos. Ein drittes und letztes Mal galt es nun die Felle aufzukleben und wieder aufzusteigen. Fast eine Stunde war noch notwendig, um die lange flache Strecke zur Hollandiahütte zu bewältigen. Ein kühles Windchen machte auch hier die Tageshitze erträglich, sodass wir noch in guter Verfassung bei der Hütte eintrafen. Schon gut 12 Leute hatten sich im Winterraum breit gemacht. Beim Anblick des Gelages und des kleinen Ofens schwanten uns Schwierigkeiten in der Kochlogistik. Das ersehnte Bier war leider auch alle, aber immerhin gab es Wasser. Jetzt erinnerte ich mich an den freundlichen Hüttenwart Egon und seine Aufforderung, ihn beim Eintreffen in der Hütte kurz zu kontaktieren. Mit gutem Handy-Empfang tat ich das und berichtete ihm vom fehlenden Bier und den knappen Schlafgelegenheiten. Er willigte ein, mir sein Versteck für den Hüttenschlüssel zu verraten. Jetzt wurde es richtig gut! Didi, Minu und ich besetzten nun die "grosse" Hüttenküche, statteten uns und die übrigen Gäste mit neuem Bier aus und begannen unseren Aufenthalt richtig zu geniessen. Weil nun auch die Schlüssel zu den Schlafräumen zugänglich waren, legten wir uns nach dem Spaghettischmaus im Bergführerzimmer zur Ruhe, wo es Duvetdecken und keine Schnarcher hatte. Ein unvergesslicher und sehr angenehmer Hüttenabend! |
Id | 2740 |
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Datum | 02.06.2018 |
Tour | Jungfrau und Louwihorn |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Jungfraujoch - Jungfraufirn - Rottalsattel - Jungrau - Louwitor - Louwihorn - Kranzbergfirn - Grosser Aletschfirn - Hollandiahütte |
Gipfel | Jungfrau 4158m; Louwihorn 3779m |
Begleiter | Didi, Minu |
Gebiet | Berner Oberland |
Tourentyp | Alpen 4000er; Skitour |
HM_rauf | 1595 |
HM_runter | 1704 |
Distanz_KM | 19.06 |
Verhaeltnisse | Sommerschnee Skitourenverhältnisse. Aufstieg auf Jungfrau sehr weicher und tiefer Schnee. Abfahrten gut, Gletscher noch gut eingeschneit. |
Huetten | Hollandiahütte 3238m |
Featured_Foto | tbi_2018-06-02.jpg |
Tourenideen | |
Aufstiegszeit | 04:45:00 |
Abstiegszeit | 03:00:00 |
Schwierigkeit | ZS |
Wetter | schön - leicht bewölkt |
Material | Skihochtour mit Seil, Eismaterial |
Relive_URL |