Wegen eines sehr warmen Mais herrschten dieses Jahr schon Mitte Juni beste Hochtourenverhältnisse. Die meisten Hütten in den Hochtourenregionen hatten aber noch zu, was die Auswahl an Touren einschränkte. Zudem fand ich keine Freunde, die zwei Tage am Stück auswandern wollten. Dani war aber für eine Samstagtour zu haben. In einem längeren Telefonat einigten wir uns auf das Gwächtenhorn. Da ihn eine Erkältung an grossen Sprüngen hinderte, war das eine gute Wahl. Didi stiess spontan zu uns: Er suchte per Telefon Bewegungseinheiten. Unsere Tournabsicht überzeugte ihn sofort. 

Das prächtige Wetter war der entscheidende Genussfaktor des Tages. Die Tour über den Westgrat des Gwächtenhorns ist einfach, aber abwechslungsreich. Sie weist keine klettertechnischen Schwierigkeiten auf. Und bei der noch guten Schneelage liess sich auch der Steigletscher relativ gefahrlos begehen. Ich schleppte die Firngleiter von Thomas Spöring mit, die er mir vor Jahren einmal geschenkt hatte. Gedacht waren sie für unsere Kids, die damals noch klein waren und so auf eine einfache Skitour mitkommen hätten können. Gebraucht hatten wir sie nie. Somit gab es heute eine Première. Da wir zu dritt waren konnte auf dem Gipfel von einer Dreier- auf eine Zweierseilschaft umgestellt werden. Ich wählte einen weiten Bogen auf dem Steigletscher, wo keine Spalten sichtbar waren. Didi und Dani gingen direkter, waren aber froh um die Seilsicherung. 

Ein Mosthalt in der Tierberglihütte und ein paar Rutschpartien über die Schneefelder brachten uns rasch wieder zum Auto auf dem Parkplatz Umpol zurück. Wir blickten auf eine einfache, aber genussreiche Hochtour zurück, die für uns heute genau die richtige Wahl war.