Eigentlich ist es für meine Verhältnisse unglaublich, dass eine Tour ein halbes Jahr im Voraus geplant und dann tatsächlich wie vorgehabt in die Tat umgesetzt wird. Im Falle des Guldergrats und der Übernachtung in der Spitzmeilenhütte war das aber tatsächlich so. Die "Planung" war ein Geburtstagsgeschenk zu Karins 50. inklusive Übernachtung in der SAC Hütte. Die Tour hat mich selber interessiert und beim Blick auf die Karte befand ich sie für machbar, sowohl für Karin, wie auch Felicitas und Beni. Allerdings gab es im Vorfeld schon eine längere Telefondiskussion deswegen. Aber schliesslich befand Karin, dass ein Versuch gestartet werden könne. Schliesslich waren beste Wetterverhältnisse und Tourenbedingungen prognostiziert. Nur der Umstand, dass ab Weissenberge mit acht Stunden Weg gerechnet werden musste, liess mich Akürzungsmöglichkeiten suchen. Ich telefonierte am Vortag intensiv im Glarnerland herum, um mittels Alpentaxi ein paar Höhenmeter sparen zu können. Die Telefonate waren aber  erfolglos. 

Wir entschieden uns für eine Anreise mit öV, was uns alle Optionen für die Fortsetzung der Tour ab Spitzmeilenhütte offenliess. Kein parkiertes Auto konnte uns somit an den Ausgangspunkt zurückzwingen. Die Verbindungen passten zudem hervorragend: Man hätte mit eigenem fahrbaren Untersatz bloss eine halbe Stunde gespart. So gelangten wir also nach Matt im Sernftal/GL. Jetzt versuchte ich an der Talstation der Luftseilbahn Weissenberg nochmals mein Glück mit dem Alpentaxi. Und siehe da: die äusserst freundliche Seilbahnfrau kannte einen Bergbauern, der durchaus bereit war, uns vier Touristen ein paar Strassenkehren den Berg hochzubringen. Fredy Marti, so der Name des pensionierten Bauers, packte uns in seinen kleinen Suzuki und tuckerte bis auf den Sattelberg. Wobei unser Meeting an der Bergstation beinahe gescheitert wäre, weil Fredi eine Abkürzung über die Wiese nahm und uns in seinem Eifer beinahe verpasst hätte. Die ersten Lacher waren somit im Kasten und auch das Autoabenteuer mit Fredi war sehr heiter. 

Nach den gesparten ca. 400 Höhenmetern begannen wir unseren Aufstieg. Zuerst ging es sanft und gemütlich über herrlich blumige Alpwiesen. Der blau-weiss markierte Weg begann relativ bald und führte zuerst aufs Sonnenhörnli. Der Pfad folgte mehr oder weniger dem Grat, was ihn sehr attraktiv machte. Je mehr wir uns dem Gulderturm näherten, desto steiler wurde das Ganze. Aber schwierig oder ausgesetzt war es eigentlich nirgends. Somit konnten wir schon nach knapp drei Stunden vom Gulderstock grüssen, einem vorzüglichen Aussichtspunkt hoch über Elm. Wir blieben über eine Stunde dort oben, obwohl wir noch ein weites Gratstück vor uns hatten. Der Abstieg vom Gulderstock war der vielen Blöcke und des unstabilen Untergrundes wegen der einzige etwas unangenehme Streckenabschnitt. Danach wurde es sofort wieder genussreich und spannend. Insbesondere die Geologie des Glarnerlandes sorgte für wahre Landschaftspracht. Gepaart mit Bergfrühling, ein paar Schneeflecken, Gestein in allen Farben und guter Stimmung unter uns Wandergenuss pur. Zwei Schrecksekunden durften auch nicht fehlen: Einmal rutschte ich auf einem seifigen Stück Fels weg und konnte mich gerade noch am eigens dafür gespannten Seil festhalten. Der andere Aufreger war die schmale Passage über ein luftiges Gratstück inklusive Kriechstelle, welches Karin einiges an Mut abforderte. 

Fast schon gemütlich schlendernd gelangten wir auf die Wissmeilen, den höchsten Punkt des Tages. Von hier sah man bereits die Spitzmeilenhütte, welche eine Stunde Abstieg entfernt grüsste. Über ein grosses Schneefeld abrutschend und vorbei am wunderbaren Madseeli erreichten wir kurz vor fünf Uhr die Hütte und liessen es uns bei Most und Zvieriplättli gut gehen.