Der Clariden stand wie fast jeden Frühling als die (vielleicht) letzte Tour der Saison auf dem Bergwunschzettel. Ursprünglich sollte auch Didi mitkommen, schliesslich war er noch nie auf diesem viel besuchten Skiberg. Aber eine seiner Geburtstagstouren (Foxtrail in Thun) verhinderte sein Mitkommen. Zum Glück rief Kuno am Samstagnachmittag an und überzeugte mich von der Notwendigkeit, trotz Ansage einiger Wolken in der Nacht, den Wecker zu stellen. Ich gewann ihn für die schon 2012 mit Dani und Minu gemachte Tüfelsjochvariante vom Clariden runter, wo man zwar den Aufstieg mit allen anderen Gipfelanwärtern macht, auf der Abfahrt aber mutterseelenallein ist. Er hatte Hans und Philippe Gassmann eingeladen mitzukommen, den Vater und Bruder von Michi, Anjas Boyfriend. Meine Nachfrage, ob die beiden gut zu Fuss seien, bejahte er. Das Tüfelsjoch ist schliesslich nicht jedermanns Sache. Ketten und Tritte sichern zwar mittlerweile den Übergang, aber gemacht wird er -zumindest im Winter - sehr selten. Um sechs Uhr war man auf Klausen Passhöhe startklar. Die eben aufgegangene Sonne schien nur verschleiert vom Himmel. Dieser sollte seine Regenscham dann erst am Nachmittag entblössen. In flottem Tempo ging es Richtung Iiswändli, leider über kaum gefrorenen Schnee. Die Nacht über war es neun Grad warm auf dem Pass, was natürlich sämtliche Schneekristalle vom Aggregatszustandswechsel abhielt. Nach dem Iiswändli und einer kurzen Pause verhüllte uns dann gar der Nebel. Immerhin hatte dies für unsere beiden Clariden-Neulinge Hans und Philippe den positiven Nebeneffekt, dass der furchterregende Tiefblick in die Clariden-Nordwand entfiel. Mit den Steigeisen an den Füssen und den Skiern aufgebunden auf dem Rucksack bewältigten wir den immer wieder beeindruckenden Gratweg zum Clariden Hauptgipfel. Lustigerweise kamen uns eine Menge Bergsteiger entgegen, die die Skier vom Berg runtertrugen. Sie waren allesamt die Nordwand bei Tiefsumpf hochgeklettert. Die Nachfrage, ob wir die Nordwand mit unseren Skiern runterfahren wollten, bejahte nur Hans. Er wusste eben nicht so genau, wie das mit dem Tüfelsjoch gemeint war. So wurden wir als die ganz wilden Kerle angesehen, was einem doch eher selten passiert. Die luftige Kletterei und die haarsträubenden Kreuzungsaktionen mit den absteigenden Nordwandbezwingern brachten uns schliesslich doch auf den Gipfel. Hier herrschte leider fast null Sicht: eine Wolke hatte sich schon seit geraumer Zeit genau über dem Gipfelkreuz installiert. Deshalb verweilten wir nicht lange oben und schwangen den Claridenfirn hinunter, was ein Vergnügen war, weil schon bald nach dem Gipfel das Licht wieder gut war. Nun fehlte noch der Tüfelsjochübergang. Nach einer windigen und kühlen Pause unterhalb des Joches fellte ich Richtung Joch hoch. Meine Befürchtung, dass der Übergang eine arge Pfluderschneewühlerei abgeben könnte, verflüchtigte sich bald, weil ich an der nahen Felswand einige neue Tritte samt Sicherungskette erspähte. Über diese ging es unerwartet easy (die Jungen würden sagen: chillig) ins Joch. Der Blick auf die andere Seite runter war dann etwas gewöhnungsbedürftig. Es war nicht gleich klar, wo man hier runterklettern konnte. Vom letzten Mal wusste ich aber, dass man etwas oberhalb des Joches suchen musste. Da fand ich auch die Ketten und begann vorsichtig mit dem Abstieg. Dieser erwies sich dank der vorhandenen Sicherungen als relativ zahm. Auch Kuno, Hans und Philippe meisterten das Hindernis bravourös. Somit stand dem freien und unbeschwerten Schwingen über 100% unverfahrene Hänge nichts mehr im Wege. Die Verhältnisse waren sogar richtig gut, garantiert besser als auf dem Härdöpfuacher drüben auf dem Aufstiegshang. Meine neuen Movement Response Skier begeisterten und überzeugten seinen Steuermann sehr, denn das Schwingen im auch etwas tieferen Schnee gelang fast mühelos. Allseits zufrieden und mit einigen Tragestrecken ging's an die Klausenpassstrasse bei der Jägerbalm zurück. Dass uns vorerst niemand per Autostopp auf die Passhöhe transportieren wollte, konnte den schönen Tourentag überhaupt nicht verderben. Voller Begeisterung lud uns Hans zum Abschluss im Restaurant Urigen ein, obwohl er schon fahren musste. Vielen Dank für diese herzliche Geste! |
Id | 2590 |
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Datum | 31.05.2015 |
Tour | Clariden - Tüfelsjoch |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Klausenpass - Iswändli - Chammlijoch - Clariden Überschreitung - Claridenfirn - Tüfelsjoch - Tüfels Fridhohf - Gemsfairenhüttli - Wild Boden (Jägerbalm) an Klausenstrasse |
Gipfel | Clariden 3268m; Teufelsjoch 2919m |
Begleiter | Hans, Kuno, Philippe |
Gebiet | Zentralschweiz |
Tourentyp | Skitour |
HM_rauf | 1478 |
HM_runter | 1729 |
Distanz_KM | 13.83 |
Verhaeltnisse | Keine Abstrahlung nachts, deshalb schon weich am Morgen. Neuschnee z.T. tief. Abfahrt trotzdem gut, da Schattenhang. Noch viel Neuschnee im Clariden Gipfelaufstieg. |
Huetten | |
Featured_Foto | DSC_0015.JPG |
Tourenideen | Bocktschingel, Gemsfairenstock |
Aufstiegszeit | 04:30:00 |
Abstiegszeit | 01:50:00 |
Schwierigkeit | ZS |
Wetter | wechselhaft |
Material | Skitourenmaterial mit Steigeisen |
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