Cima de‘ Piazzi

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Dani und Kuno in der Abfahrt von der Cima de' Piazzi (im Hintergrund links), Valdidentro-Lombardia, I

Die Cima Piazzi (oder de' Piazzi, wie sie bei Swisstopo angeschrieben ist), war das erklärte Tourenwochen-Highlight von Dani. Wir sparten diesen rassigen Skiberg bis am Ende der Woche auf, was hauptsächlich wegen der Lawinensituation notwendig war. Bis vorgestern war die Stufe bei SLF nämlich «erheblich», und erst jetzt war nur noch von «mässig» die Rede. Der Neuschnee vom Sonntag hatte also fünf Tage Zeit gehabt, sich zu setzen und viel Windeinfluss war nicht dazugekommen. Sichere Verhältnisse waren absolut imperativ für diese Tour. Im oberen Teil ist die Piazzi nämlich durchgehend über 30° steil und ausweichen kann man diesen Hängen nicht. Zudem herrscht die Hangrichtung Nord vor, welche fast immer spezielle Erwähnung im Lawinenbulletin findet. 

Am Vortag (nach der Saoseo-Tour) hatten wir den besten Ausgangspunkt für die Tour ausgekundschaftet. Dieser befand sich bei einem kleinen Agriturismo im Bachtobel des Viola-Baches. Dank einem Gespräch mit dem freundlichen Besitzer, welcher in Emmenbrücke zur Schule gegangen war (Zufälle gibt es!), durften wir trotz Fahrverbot bis vor seinen Hof fahren und die Autos dort abstellen. Es war sechs Uhr in der Früh als wir das taten. Gleich ennet der Brücke konnten wir die Ski anschnallen. Einige kurze Tragestellen galt es zu überwinden, bevor wir die breitere Strasse nach Presedont erreichten. Diesen Weg hatten Dani und Armin auf der Karte gefunden und er erwies sich als goldrichtig. Auch der Weiterweg ergab sich aus dem Kartenstudium, denn auf Swisstopo war keine Skiroute vorhanden und die Kompasskarte (mit Skiroute) war doch ziemlich interpretationsbedürftig. Auch heute gab es - wie schon an den Vortagen - keine Aufstiegsspur und wir mussten selber ans Werk. Dani und Armin erledigten diese «Arbeit» vorzüglich und wir anderen durften von ihrer perfekten Spur profitieren. 

Auch heute galt es im unteren Teil ein paar flachere Strassenabschnitte zu absolvieren. Bei der Baite di Cardone war es aber fertig mit flach: Es wurde nun kontinuierlich steiler. Durch fantastische und von Skispuren unberührete Geländeabschnitte ging es höher. Zwei alte Biwaks liegen auf diesem Aufstiegsweg: das Ferrario- und das Cantoni-Bivacco. Beim ersten machten wir Pause, wobei wir das gar nicht merkten, denn auf der Karte ist es am falschen Ort eingezeichnet. Das zweite Bivacco liegt etwas abseits der Skiroute und musste sich mit einer Sichtung aus der Ferne begnügen. Wie bereits erwähnt steilt sich die Piazzi gegen oben immer mehr auf. Plötzlich gab es hier auch zwei Abfahrtsspuren, von welchen wir immerhin hoffen konnten, sie hätten die Hänge etwas entladen. Weiter oben kam eine zugewehte Aufstiegsspur dazu, die in vielen Spitzkehren auf die Schulter des kleinen Mittelgrates der Cima de' Piazzi führte. Dort hatten unsere Vorgänger am Vortag wohl die Besteigung abgebrochen und es galt für Armin und Dani, den Weiterweg mit aufgebundenen Ski, zu Fuss und in schneewühlender Manier fortzusetzen. Das taten die beiden wiederum bravourös, was es den Nachfolgern erheblich erleichterte, auch den Gipfel zu erreichen. Wobei sich die obersten Hänge wieder mit Fellen bezickzacken liessen und das Gipfelkreuz am Schluss nur noch eine kleine Felsstufe entfernt lag. Alle schafften den obersten Punkt und genossen - trotz einer hohen Wolkenschicht, die den Himmel zeitweise etwas eintrübte  - abermals ein grossartiges Panorama. Auch heute versteckte sich der Ortler wieder in den Wolken, aber alle anderen Potentaten der Gegend zeigten sich von ihrer schönsten Seite. 

Nach der Gipfelrast hielt uns nun nichts mehr an diesem schönen Aussichtsort. Schon im Aufstieg war klar geworden, dass heute eine Abfahrt der Superlative erwartet werden durfte. Bis fast zur Baita di Cardone zurück reihte sich ein Pulverschneehang an den nächsten und das Schwingen schien endlos. Jauchzer erschütterten die lombardische Luft und waren wahrscheinlich sogar in Mailand zu hören. Sechs glückliche Skifahrerherzen klopften sich bei der Brücke über den Cardonebach den Schnee von den Hosen und rühmten sich und die anderen über den Klee (welcher allerdings noch unter der dicken Schneedecke verborgen lag). Unsere letzte Tour in den Livigno/Valdidentro-Alpen war also wirklich der Höhepunkt, was auf der Chaletterrasse und später beim Tomahawk-Steak im Ristorante Valtellina mehr als gebührend gefeiert wurde. 

Id3221
Datum28.03.2025
TourCima de' Piazzi
Ziel_erreichtJa
RouteAgriturismo Baita de l'All bei San Carlo / Isolaccia - Presedont - Baita Belvedere - Baite di Cardone - Bivacco Ferrario - Vedretta de' Piazzi - Cima de' Piazzi. Gleicher Weg zurück
GipfelCima de' Piazzi 3439m
BegleiterDani, Didi, Jürg, Kuno, Minu
GebietLombardische Alpen
TourentypPas-mal-de-Bière Tour; Skitour
HM_rauf2060
HM_runter2060
Distanz_KM20.99
VerhaeltnisseSehr gute Verhältnisse für die Piazzi. Obere Hälfte Pulver, unten sulzig (am Morgen hart). Steile Hänge im oberen Teil lawinengefährdet.
Huetten
Featured_Fototbi_2025-03-28.jpg
Tourenideen
Aufstiegszeit05:45:00
Abstiegszeit02:10:00
SchwierigkeitS: Schwierig. Ab 40°. Guter Routensinn und effiziente Seilhandhabung erforderlich, lange Kletterstellen, meist Standplatzsicherung. Sehr steile Hänge, meistens Standplatzsicherung notwendig, Viele Spalten, grosser Bergschrund
Wetterschön - leicht bewölkt
MaterialSkitourenmaterial mit Steigeisen
Relive_URLRelive Cima de' Piazzi

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