Für den heutigen Freitag galt es einen familiären Kompromiss für eine gemeinsame Tour zu finden: Alicia plagte sich mit einem Schnupfen herum und sei nicht so fit, Felice laborierte nach wie an ihrer überlasteten Achillessehne und ich sollte daraus eine kompatible Tour schmieden, welche auch meine alpinen Ambitionen befriedigen konnte. Wir hatten ursprünglich eine Übernachtung auf dem Pilatus angepeilt (mit Aufstieg über den gesamten Ostgrat), aber es gab keine freien Zimmer auf unserem Hausberg. Die weiter weg liegenden Optionen verwarf ich: es ist ja auch schön, abends wieder im eigenen Bett zu schlafen. Zudem gab es auch nach längerer Recherche keine kompatiblen Hotels, welche eine schöne  zweitägige Wanderung ermöglichten. Entweder hatte man saisonbedingt bereits die Latten vor die Eingangstüren genagelt oder man war schon ausgebucht. Also war nix mit Zweitagestour. Ich selber hätte sogar Miniferien über fünf Tage machen können, weil mit Allerheiligen und einem Brückentag fast eine Woche Bergferien möglich gewesen wären. 

Den Hoh Brisen hatte ich schon länger auf der Ideenliste. Mit den Bähnlioptionen schien mir der eingangs erwähnte Kompromiss machbar. Als Ausgangspunkt wählten wir die Brändlen. Die Selbstbedienungsseilbahn trug uns die ersten 600 Höhenmeter bergwärts. Von der Brändlen bis zum Panoramarestaurant auf dem Haldigrat waren es weitere 800 Höhenmeter, welche ich meinen beiden Frauen zumutete. Schliesslich war ja auch eine Rückkehr jederzeit möglich. In gemächlichem Tempo stiegen wir den steilen Weg hoch. Hohe Wolken verhinderten vorerst den Sonnendurchbruch. Aber beim Chlei Gigi war die erste Staffel der Wolken Richtung Osten abgezogen. Somit genossen wir einen ersten Halt an der Sonne bei schönem Talblick. 

Auf dem Giri beschloss Felice, Alicia und mich ziehen zu lassen. Sie legte sich an die Sonne und beobachtete unseren Weiterweg Richtung Brisen. Wir waren jetzt etwas flotter unterwegs. Alicia entschied, dass wir zuerst auf den Brisen steigen und erst nachher dem von mir angepeilten Hoh Brisen einen Besuch abstatten würden. Leider hatte sich inzwischen die nächste Staffel hoher Wolken vor die Sonne geschoben. Trotzdem rasteten wir auf unserem ersten Gipfel und zogen trockene Kleider an. 

Der unmarkierte und nur teilweise sichtbare Pfad zum Hoh Brisen erwies sich als weniger heikel als angenommen bzw. befürchtet. Man hält sich immer schön auf der Gratkante und muss nur einmal, kurz vor dem Gipfel, zuerst über einen sehr schmalen Grat und dann fünf Meter nach unten klettern. Diese beiden Stellen waren leichter zu begehen als sie von Auge einzuschätzen sind. Alicia meisterte sie jedenfalls hervorragend. Wir brauchten bloss eine gute halbe Stunde vom einen Brisen auf den anderen. Das erlaubte mir, die mitgeführte Drohne spazieren zu fliegen. Das Beitragsbild stammt von so einem Flug. 

Den Rückweg brachten wir trotz Gegensteigung rasch hinter uns. Somit blieb Zeit für eine Einkehr im Haldigrat Restaurant beim knorrligen Mathis. Wir stellten fest, dass unser Gang auf den Hoh Brisen beobachtet wurde. Wir mussten genau Bericht erstatten, wie schwierig der Weg sei und ob es gefährlich wäre. Die Sesselbahnfahrt zum Alpboden, der Marsch nach Niederrickenbach und die Seilbahnfahrt nach Dallenwil beschloss unsere Tour und vereinigte Alicia und mich wieder mit Felice, welche uns mit dem Auto abholte. Vater und Tochter waren sich einig, dass das Wegstück zum Hoh Brisen heute am interessantesten war und der Tour die Würze verlieh.