Breithorn – Schwarztor

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Aurelio in der Schwarztor-Abfahrt auf dem Schwärzegletscher, Zermatt, VS

Weil es bin jetzt so cool und abenteuerlich in Zermatt war, beschlossen Felice und ich, noch einen Tag anzuhängen. Die Familiensuite im Hotel war noch frei, das Wetter schien weiterhin gut (wenn auch sehr kalt) und freie Zeit bzw. Ferien hatten wir auch noch. Nur Alicia konnte nicht mehr mit von der Partie sein: Sie musste im Impfzentrum Luzern arbeiten und war gestern Abend abgereist. 

Auch eine gute Idee hatte ich noch auf Lager: Besteigung des Breithorns, Übergang zum Schwarztor, Abfahrt über den Schwärzegletscher und durch die Gornerschlucht zurück nach Zermatt. Ein klassisches Zermatter Bergabenteuer, welches mich schon lange gereizt hatte und meinen beiden verbliebenen Familienmitgliedern sicher gefallen würde. Die Beobachtungen der vergangenen Tage bestätigten mir, dass die Tour machbar sein müsste: Sowohl auf dem Schwärzegletscher als auch ausgangs Gornerschlucht hatte ich Skispuren erspäht. 

Am Morgen galt es zuerst das Hotelzimmer zu räumen. Wir schafften es trotzdem auf die Bergfahrt um 9 Uhr. Weil die Bahn auf das Kleine Matterhorn neu und schnell ist, konnten wir angeschirrt und angefellt um 10 Uhr aufs Breithornplateau raustreten. Es war saukalt hier oben! 20 Grad Minus zeigte eine Anzeige. Und weil noch etwas Windchill dazukam, liefen wir dick vermummt los. Zum Glück schien die Sonne und die eisige Bise wurde auf dem Plateau schwächer. Wir hätten sonst glatt umgekehrt und wären über die Piste wieder nach Zermatt runtergefahren. So wurde das Ganze aber erträglich. Mindestens 40 weitere Bergsteiger waren im Breithornhang unterwegs. Zum Teil mit Bergführer, einige auf Fellen, andere steigeisenbewehrt. Wir versuchten es so lange als möglich mit Ski und Harscheisen. 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels, im immer steiler werdenden Hang, musste ich aber einsehen, dass ohne Steigeisen nichts zu machen war. Die Schneeauflage auf dem blanken Eis war nur noch 2cm dick. Etwas verzwickt war die Stelle, wo wir dann auf Abfahrt umrüsteten, schon: im Aufstiegsweg drin, auf wenig Schnee stehend. Felice und Aurelio schafften das Umrüsten aber problemlos, obwohl das von einem hinuntersteigenden Zermatter Bergführer nicht gerade wohlwollend kommentiert wurde. Ich fand, dass es in meinem Skitourenleben schon viel prekärere Abfellplätze gab und erwiderte diesen Kommentar nicht. 

So kam es also zum Gipfelverzicht. Für mich nicht schlimm, hatte ich doch schon oft auf dem Breithorn gestanden. Aurelio scheiterte aber an seinem ersten Viertausender. Er nahm es locker. Er gibt nicht so viel aufs Gipfelerreichen wie ich. Überhaupt ist das Breithorn ab Klein Matterhorn zu einfach zu haben und oft menschenmassenbestürmt. Also eine verkraftbare «Niederlage». Dies auch weil die Hauptattraktion des Tages nicht der Breithorngipfel, sondern die Schwarztorabfahrt sein sollte. Um zu deren Start zu gelangen mussten wir nach einer Abfahrt übers Plateau nochmals anfellen. Noch immer war eine beträchtliche Anzahl Tourenfahrer unterwegs. Das stresste Felice zwar etwas, störte uns aber schon bald nicht mehr. Im Schwarztor fellten wir endgültig ab und begannen die eindrucksstarke Abfahrt über den Schwärzegletscher. Trotz der vielen schon vorhandenen Spuren war der Schnee noch pulvrig und drehte gut. Die zweite Hälfte war dabei besser als die erste, weil da noch genügend Platz für neue Spuren im schönen Powder war. Erst beim Gletschertor des Breithorngletschers stoppten wir und holten endlich die Mittagspause nach. Wir hatten einen coolen Platz bei dessen Abbruch gefunden. Tausende von Eiszapfen bildeten eine fantastische Kulisse. Wie in einer Szene aus den Filmen «Frozen» oder «Iceage». 

Nochmals abenteuerlich wurde es danach in der Gornergletscherschlucht. Es lag bisweilen gerade noch Schnee für eine Skipaarbreite. Der gurgelnde Gletscherbach und die Felswände gaben der Szenerie einen dramatischen Touch. Felice war das Ganze nicht so geheuer, Aurelio und mir aber desto mehr. Als es dann beim «Woodys Rock» auch noch über eine von den Führern eingerichtete Bretterwand ging, starb Felicitas fast den Heldentod. Dank einem zufällig vorbeifahrenden Guide erfuhren wir aber die eleganteste Weise, diese Schluchtblockade zu überwinden. 

Nach Überwindung dieses Hindernisses und einem kleinen Gegenanstieg zu Fuss Richtung Skipiste, konnten wir auf derselben gemütlich und gefahrlos - in schwerem Frühlingsschnee - bis nach Zermatt runterschwingen. Max Julen gewährte uns eine Dusche in seinem Wellness Center und den Gepäcktransport zum Bahnhof. Somit konnten wir trotz Gipfelmisserfolg auf eine grandiose Skitour in der Zermatter Bergwelt zurückblicken und traten zufrieden die Heimfahrt an. 

Id2934
Datum16.04.2021
TourBreithorn - Schwarztor
Ziel_erreichtNein
RouteKlein Matterhorn - Breithorn-Plateau - Breithorn (Versuch) - Schwarztor - Schwärzegletscher - Gletschertor Breithorngletscher - Gornerschlucht - Brücke über die Gornera - Furi. Über die Skipiste bis Zermatt.
GipfelBreithorn 4164m
BegleiterAurelio, Felice
GebietWalliser Alpen
TourentypHochtour; Skitour
HM_rauf428
HM_runter2695
Distanz_KM23.99
VerhaeltnisseSehr kalt auf dem Kl. Matterhorn, aber nur wenig Wind. Schöner Pulver in der Abfahrt, wenn auch ziemlich verfahren. Gerade noch genügend Schnee in der Gornerschlucht.
Huetten
Featured_Fototbi_2021-04-16.jpg
Tourenideen
Aufstiegszeit02:30:00
Abstiegszeit03:00:00
SchwierigkeitZS
Wetterschön - leicht bewölkt
MaterialSkihochtour mit Seil, Eismaterial
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