Ob ich nach der samstäglichen Gross Ruchen Tour am Sonntag überhaupt nochmals auf die Felle wollte, war mir selber nicht klar. Als aber die Herzallerliebste von einem Spaziergang zurückkam und von einem Chat mit Armin berichtete, der auf Tour im Melchtal gehen würde, musste ich meinen Tourenfreund nur noch anrufen und die Pickup-Zeit vereinbaren. Das Tourenziel lautete "irgendwas im Melchtal" und los sollte es um 6:45 Uhr gehen. Der Rucksack war wegen des Ruchens noch fast gepackt: ich musste nur die Steig- und Harsteisen wieder rausnehmen - die würde ich heute nicht brauchen. Mit von der Partie und Chauffeur war auch Jürg Schumpf alias Kranzschwinger. Eigentlich - so stellte sich später heraus - war er auch der Initiator der Tour.

Im Turrenbach legten wir uns definitiv auf die Barglen fest, obwohl im Talboden des Melchtals und weit hinauf Richtung Huetstock kein Schnee lag. Wir probierten es trotz Fahrverbot noch ein Stück mit dem Auto Richtung Unterbodenalp, blieben aber bald trotz 4WD bald im Schnee stecken. Auf der Strasse lag das begehrte Weiss also noch. Sofort wurde angefellt und losgelaufen. Nur zwei kurze apere Stellen waren zu passieren, dann lag die Schneedecke durchgehend.

Armin schlug wie immer ein zügiges, um nicht zu sagen forsches Tempo an. Trotzdem wollte es auch heute lange nicht richtig warm werden. Pullover und Handschuhe waren keine übertriebenen Massnahmen. Auf der ziemlich ausgefahrenen Abfahrtsspur des Rotsandnollens ging's flott und griffig höher. Fast hätten wir es versäumt, eine Pause einzuschalten. Aber der einzige sonnige Schneehubel in der Barglenchälen lud zum Innehalten und Umgebung-geniessen ein.

Nach der Chälen - wir waren nun endlich an der Sonne - folgte eine kleine Schrecksekunde in Form einer ausgesetzten Spitzkehre im gefrorenen Steilhang. Ich musste mich ziemlich verrenken, um diese Stelle ohne Abrutschen zu passieren. Der Rest des Aufstiegs war aber purer Genuss. Wegen dieses Gipfelgangs besucht man die Barglen. Er ist einmalig schön und bietet herrliche Rundblicke im Herzen unseres oft besuchten Tourengebietes.

Endlich war es auch warm geworden, sodass wir eine ausgiebige Gipfelrast genossen. Dann lockten aber die steilen Pulverschneehänge. Sie hielten alles, was wir uns von ihnen während des Aufstiegs versprachen. Die Armin-Spezialvariante durch ein Couloir durfte da natürlich nicht fehlen. Wieder einmal war dieser Genuss allzu schnell verrauscht. Aber wir gaben High Five auf eine gelungene und sehr schöne Tour, die von einem Apéro auf unserer heimischen Terrasse zu Dottenberg abgeschlossen wurde.