Beinahe hätte ich diese Tour alleine machen müssen. Weil der letzte schöne Tag der Hochdruckperiode auf einen arbeitsfreien Freitag fiel und sich keiner meiner "üblichen" Tourenkumpel mir anschliessen konnte, rechnete ich mit einem Alleingang. Lust und Zeit für eine Tour waren vorhanden, nur fehlte bis Donnerstagabend um 20 Uhr ein Tourenpartner. Auf der Fahrt an die Orchesterprobe studierte ich daran herum, ob ich verzichten oder alleine losziehen wollte. Ich rechnete mit einigen anderen Tourengängern am Bächenstock, sodass ein Alleingang im Rahmen des Vertretbaren war. Da fiel mir aber der Theophil ein. Da auch er nicht mehr 100% arbeitet und schon seit einigen Jahren Skitouren macht, konnte er ein "Kandidat" sein. Noch vor dem ersten gespielten Ton an der Probe fragte ich ihn und siehe da: er sagte sofort zu! Auch mit dem Tourenziel war er einverstanden, wir mussten also nur noch Treffpunkt und Abfahrtszeit aushandeln. Angesichts der Hangexposition am Bächenstock und der bereits beträchtlichen Tageswärme einigten wir uns auf 5 Uhr 30. So konnten wir um viertel vor sieben in Färnigen starten. Durch den Wald ging es auf dem Sommerweg Richtung Sustlihütte hoch. Die Schneedecke war hier nicht gefroren, was zwar das Steigen angenehm machte, für die Abfahrt aber nicht viel Gutes verhiess. Oberhalb des Waldes auf der Alp Rieter war die Schneedecke aber so stabil wie erhofft und es liess sich fortan auch neben der Spur gut höhersteigen. Theophil war mein Tempo etwas zu forsch. Er sagte mir, ich solle alleine weiter ziehen, was aber auch nicht im Sinne von Berg- und Musikerfreundschaft ist. Deshalb drosselte ich etwas und wartete in den Pausen auf meinen neuen Bergkameraden und alten Musikerfreund. Da Theophil aber schon beim Abmachen am Donnerstagabend gesagt hatte, er würde nur bis zum Skidepot mitkommen und auf den Gipfel verzichten, ging ich alleine zum höchsten Punkt. Hier oben waren tatsächlich eine stattliche Anzahl Tourengänger anzutreffen. Alle angelockt vom schönen Wetter, der prächtigen Sicht und der Vorfreude auf wahrscheinlich tolle Abfahrtsverhältnisse. Ich machte einige Fotos, verspies ein Sandwich und gesellte mich dann zu Theophil im Skidepot hinunter. Dieser Fussauf- und abstieg zum höchsten Punkt ist nicht ganz ohne Brisanz. Aber ein altes Bergseil und die gute Spur machten das Ganze vertretbar. Was dann folgte war tatsächlich Skigenuss pur. Die Hänge hatten perfekt aufgesulzt. Die "Crema Catalana" war fast ohne Kraftaufwand zu rühren. Das machte Spass, was wir lautstark den umliegenden Felswänden verkündeten. Bis auf eine Höhe von ca. 1700 waren die Verhältnisse einwandfrei. Die letzten 200 Höhenmeter mussten wir uns aber durch arg aufgeweichten Schnee und Erikastauden regelrecht runterkämpfen. Angesichts der übrigen 1300 Höhenmeter sehr guten Schnees war das zu verschmerzen. Zum Auto zurück ging es zuletzt noch einen Kilometer die Sustenstrasse hoch. Weil ein anderer freundlicher Tourengänger Erbarmen hatte, transportierte er zwei Chauffeure zurück und verdiente sich damit ein Bier in der Besenbeiz von Meien. Und noch dies: Ein Gedanke eines Pfarrers der Bahnhofskirche Zürich, aus seinem "Wegwort", welches wunderbar zum heutigen Tag passt: "Ich liebe Aussichtspunkte! Sei es über einer Stadt oder in den Bergen. Es ist einfach wunderbar, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Und wie stolz bin ich, wenn ich auf einem Berggipfel stehe und die umliegenden Berge kenne. Ich glaube die meisten Menschen mögen eine schöne Aussicht. So werben Restaurants mit prachtvoller Aussicht, im Hotel sind die Zimmer mit Aussicht aufs Meer teurer und auch Bergbahnen haben immer mehr Fensterfronten, damit die Touristen das Bergpanorama von allen Seiten geniessen können.Womit hat aber diese Freude an der Aussicht zu tun? Ein Grund mag sein, dass durch den Blick in die Weite die eigene Enge durchbrochen wird. Es ist als wenn meine eigene kleine Welt aufgebrochen wird und der Blick mir sagt: Schau, das alles gehört auch zu dieser Welt. Die Bergketten, die Stadt dir zu Füssen, das Meer mit dem schönen Sonnenuntergang, alles macht die Welt aus, nicht nur die Arbeitskollegin die heute wieder nervt, nicht nur der Nachbar, der wieder reklamiert wegen Kinderspielsachen im Korridor. Eine schöne Aussicht wiest mich auf neue Aussichten hin: In der Stadt zu meinen Füssen leben tausende von Menschen, was erleben sie im Moment grad? Sind sie fröhlich oder traurig, gesund oder krank? Und das Schiff auf dem Meer, wohin fährt es, hat es Menschen an Bord. Oder die Berggipfel, sie sagen mir: Auch im Leben gibt es Hoch und Tief, Berge und Täler. Manchmal habe ich den Überblick, manchmal sitze ich einfach im schattigen Tal und sehe überhaupt nichts. Dann bleibt aber die Hoffnung, dass ich eine Tages wieder auf dem Gipfel stehe, die Aussicht geniesse und sage, ich hab es geschafft! Und ich muss gestehen, in solchen Momenten auf den Bergen spüre ich, wie es in mir drinnen betet." |
Id | 2678 |
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Datum | 17.03.2017 |
Tour | Bächenstock |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Gorezmettlen im Meiental - Färnigenwald - Rieter - Seewenalp - Seewenstöss - Seewenzwächten - Bächenstock. Abfahrt über Chüenossen ins Rüti (Sustenpassstrasse) |
Gipfel | Bächenstock 3011m |
Begleiter | Theophil |
Gebiet | Zentralschweiz |
Tourentyp | Skitour |
HM_rauf | 1639 |
HM_runter | 1628 |
Distanz_KM | 17.63 |
Verhaeltnisse | Unterstes Stück im Wald nicht gefroren. Sonst beste Frühjahrssulzverhältnisse. |
Huetten | |
Featured_Foto | DSC03017.JPG |
Tourenideen | Hoch Seewen (Skitour, Fussaufstieg über den Nordgrat) |
Aufstiegszeit | 03:15:00 |
Abstiegszeit | 01:30:00 |
Schwierigkeit | WS |
Wetter | schön - leicht bewölkt |
Material | Skitour normal |
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