Wetter- und Schneebericht waren für den heutigen Samstag höchstens suboptimal. Dennoch rafften sich Aurelio und ich zu einer Unternehmung auf, weil er Pause vom Physikbüffeln brauchte und ich einen Fitnesstrainingsmuskelkater loswerden wollte. Ob hierzu eine grosse Tour das richtige Abwehrmittel war, musste als Frage im Raum bzw. der Tourenplanung stehen bleiben. Da mit etwas Föhn besseres Wetter in der Zentral- und Ostschweiz prognostiziert war, schlug ich dem Sohnemann den Blüemberg oder den Pfannenstock vor. Ihm war das einerlei und ich selber hatte mehr Lust aufs Muotathal und den Berg mit dem Namens des unverzichtbaren Küchenutensils.

Wenig oberhalb von Schwarzenbach parkierten wir um 9 Uhr das Auto, schauten kurz nach, ob im Wald genügend Schnee liegen würde und fellten dank positivem Befund los. Das ruppige Waldstück bis Bärensol liess sich dank des feuchten Schnees relativ gut bewältigen, obwohl wir über etwa 50 Höhenmeter die Ski tragen mussten. Zügig stiegen wir der Sonnen entgegen, wobei wir sehr zufrieden konstatierten, dass die kompakte Wolkendecke vom Morgen einem stahlblauen Himmel Platz gemacht hatte. Also eher optimal als nur suboptimal, wie eingangs erwähnt. Zwar kamen im Verlauf des weiteren Aufstiegs und der späteren Abfahrt wieder ein paar Schleierwolken und etwas Wind hinzu, aber der freundliche Wettercharakter blieb den ganzen Tag über bestehen.

Der Aufstieg war mir dank ein paar früheren Besteigungen vertraut und überraschte deshalb weder mit seiner Länge noch mit seinem anspruchsvollen Gipfelanstieg. Heute machte ich aber eine neue Erfahrung: Die Karstlandschaft westlich des Pfannenstock trägt den Namen «Stöllen». Und genau das schien mir dieser Landstrich antun zu wollen, indem er mordsmässige Schneepakete unter meine Felle klebte. Aurelios Felle hielten dem Feuchtigkeitsansturm zum Glück Stand und er musste nicht so schimpfen wie ich. Erst auf dem abgeblasenen Rücken im letzten Teil des Aufstiegs konnte ich die Sto(ö)llen loswerden und schloss wieder zum Zweitgeborenen auf. Die Motivation für den Gipfelsturm war somit zurück. Wir deponierten Ski und überflüssiges Material und stapften alte Spuren ausnützend Richtung Gipfel. Dank des aufgeweichten Schnees klappte der Gipfelgang gut und Aurelio erwies sich einmal mehr als natürlich talentierter Bergsteiger, obwohl er solche Anstiege nicht oft macht. Auf dem windigen Gipfel genossen wir nur kurz die Aussicht und tauschten nassgeschwitzte Wäsche gegen trockene. Vorsichtig ging es über denselben Grat wieder hinunter zu den deponierten Ski, wo es nun endlich eine schöne lange Pause gab, ohne dass einem der kühle Wind belästigt hätte. Sogar ein Adlerpärchen kam gucken, was die Menschen hier in ihrem einsamen Reich so trieben.

Trotz der Befürchtungen, die Abfahrt könne zum mühsamsten Teil des Tages ausarten, erwies sie sich als passabel bis gut. Besonders im oberen Teil fanden wir trotz der Windbearbeitung immer wieder gut fahrbaren und leichten Pulverschnee. Auch das Waldstück liess sich schadlos befahren, trotz wenig Schnee. So blickten wir, zurück beim Parkplatz, auf eine sehr schöne Papa-Sohn-Tour zurück und ich war mächtig stolz auf den Sprössling, der trotz Muskelkater und wenig Bergtouren so eine Tour scheinbar problemlos bewältigte. Äusserst zufrieden bargen wir die beiden am Morgen deponierten Bierdosen aus dem Schnee und genossen den kühlen Gerstensaft (alkoholfrei für den Autofahrer, versteht sich).