Piz Palü Skidepot

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Im unteren Cambrena-Bruch des Vadret Pers am Piz Palü, GR. Chregu und Jan

Mehr bzw. eher weniger ausgeschlafen weckte uns der Smartphone-Wecker um vier Uhr in der Früh. Wir wollten bei Tagesanbruch um fünf Uhr unsere Piz Palü Tour starten. Mit wenig Appetit sass ich vor dem bereitgelegten Morgenessen des Berghauses Diavolezza und versuchte ein paar Bissen runterzukriegen. Das gelang mehr schlecht als recht. Eine morgendliche Nebelbank verzog sich gerade, sodass unserem Aufbruch nichts mehr im Wege stand. Hochtourenmässig gerüstet nahmen wir die Abfahrt zum Persgletscher hinunter in Angriff. Meine Vorwarnung an alle, dies sei wohl der unangenehmste Teil des Tages, bewahrheitete sich leider. Statt einer geschlossenen Schneedecke mussten die Ski immer wieder über Geröll getragen werden. Auch eine Schrecksekunde fehlte nicht: Felicitas verlor einen Ski und wäre beinahe über einen Felsabsatz gestürzt. Ich selber rutschte im Geröll auch einmal weg und holte mir Schrammen am Ellbogen. Die Federchen der Daunenjacke gelangten mit diesem Sturz an die frische Luft und versuchten die Illusion einer geschlossenen Schneedecke zu nähren. Fast eine Stunde mühten wir uns in dieser Moränenlandschaft ab, bevor wir auf dem Gletscher endlich angefellt und angeseilt hatten. 

Nach einer wenig steilen Einlaufstrecke waren wir bald im eindrücklichen unteren Cambrena-Gletscherbruch. Die Abfahrtsspuren von gestern waren hart gefroren. Das Steigen war insbesondere für Jan mit seinem Splitboard anspruchsvoll. Er rutschte trotz Harsteisen dauernd weg und verbrauchte viel Kraft. Bei einem solchen Rutschmanöver verlor er ein Harsteisen, welches uns nachsteigende Italiener wieder hochbrachten. Grazie! Weil es in der Folge immer steiler und noch eisiger wurde, schlug ich vor, die Ski und das Board an den Rucksack zu schnallen und mit Steigeisen durch den Eisbruch zu steigen. Das ging deutlich besser als die Rutschpartie mit Snowboard. 

Oberhalb des Bruchs stellten wir wieder auf Fellbetrieb um. Insgesamt waren wir aber zu langsam unterwegs und Felicitas und Jan spürten die Höhe und die fehlende Übung. Je steiler es wurde, desto mehr musste ich mit dem Seil den lieben Jan den Berg hochziehen. Im oberen Gletscherbruch berieten wir über die Sinnhaftigkeit des Weitermachens. Zur Anstrengung und Müdigkeit kam noch hinzu, dass Nebelschwaden und Wolken unseren Piz einhüllten und wir befürchten mussten, auf dem Gipfel nichts zu sehen. Wir wählten den Mittelweg: zu Fuss weiter und Snowboard bzw. Ski hier beim oberen Cambrenabruch deponieren. Vielleicht würde sich ja noch ein Wetterfenster auftun. 

Beim "offiziellen" Skidepot auf ca. 3700 Metern blies ich dann aber zum Rückzug. Wir hatten einfach zu viel Zeit für den bisherigen Aufstieg gebraucht und hier steckten wir im Nebel fest. Abfahrt und Gegenanstieg zur Diavolezza würden auch noch eine Weile brauchen, weshalb das Umdrehen gerechtfertigt war. Alicia war dabei am Ehesten zu beneiden: sie wäre zu gerne mit uns zusammen auf dem Gipfel gestanden. Immerhin war die Abfahrt durch den Persgletscher mit seinen Brüchen eine eindrückliche und gelungene Sache. Der Schnee war optimal temperiert und frühlingshaft umgewandelt. So brauchte dieser Teil der Tour nur wenig Kraft. Ganz im Gegensatz zum Gegenanstieg auf die Diavolezza. Diese 250 Höhenmeter durch Moränengeröll und tiefen Schnee waren pomadig, müssig und plackerig zugleich. Einige Teile des Weges machte ich mehrfach, um so Jan - ziemlich am Ende mit seinen Kräften - den Aufstieg ohne Muskelkollaps oder Rega zu erleichtern. 

Most und Bier auf der Diavolezza waren trotz fehlendem Gipfelerfolg redlich verdient. Ich liess es mir nicht nehmen, auf der alten Skipiste noch bis zur Talstation zu fahren. Ein kleines Vergnügen, konnte ich doch meinen schweren Rucksack den anderen mit der Bahn mitgeben und somit noch etwas unbeschwertes Schwingen  der wohl letzten Skitour der Saison geniessen.  

Id3072
Datum28.05.2023
TourPiz Palü Skidepot
Ziel_erreichtNein
RouteDiavolezza - Vadret Pers/Cambrenabrüche - Skidepot - gleicher Weg zurück - Skiabfahrt Diavolezza Talstation
GipfelPiz Palü 3905m
BegleiterAlicia, Felice, Jan
GebietBündnerland
TourentypHochtour; Skitour
HM_rauf1369
HM_runter2234
Distanz_KM26.30
VerhaeltnisseWenig Schnee Abfahrt Diavolezza-Persgletscher. Cambrenabrüche gut begehbar. Hart am Morgen, schöner Sulz in der Abfahrt.
HuettenBerghaus Diavolezza 2978m
Featured_Fototbi_2023-05-28.jpg
Tourenideen
Aufstiegszeit06:10:00
Abstiegszeit05:10:00
SchwierigkeitZS
Wetterwolkenverhangen
MaterialSkihochtour mit Seil, Eismaterial
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