Die einzige Tour in Korsika, mit der ich schon zu Hause geliebäugelt hatte, war der Monte Cintu. Die mit 2706m höchste Erhebung der "'Île de beauté" wollte ich in den dreiwöchigen Ferien besteigen. Von allen unseren drei Feriendomizilen war die Anfahrt in etwa gleich weit. Dass die Tour dann genau an meinem 60. Geburtstag stattfand war eher Zufall als langfristige Planung. Aurelio konnte mir diesen Geburtstagswunsch fast nicht abschlagen und war bereit mitzukommen. Und für mich als Berggeiss war es ja fast schon Pflicht, mich mit einem schönen Gipfel selber zu beschenken. Einziger Wermutstropfen stellte die doch einigermassen lange Anfahrt über zwei Pässe dar. Und weil wir wegen der Tageshitze möglichst früh starten wollten, mussten wir sehr früh los. Nach gut 1.5 Stunden waren wir in Lozzi, wo wir beim Zeltplatz Monte Cintu unseren Ushba abstellten und die Velos ausluden. Die Idee, den ersten Teil der Tour über die Alpstrasse Richtung Refuge de l'Ercu mit dem Bike zurückzulegen, erwies sich als goldrichtig. Die Steigung der Strasse war moderat und die vielen Kehren hochzuwandern wäre doch etwas öde gewesen. 

Am Ende der Strasse, nach knapp 500 Höhenmetern, versuchten wir die Velos noch etwas weiter den Berg hochzustossen. Wir sahen aber bald ein, dass dies sinnlos war. Der Trail war nicht fahrbar da viel zu steinig. Wir liessen unsere Göppel in der Macchia liegen und setzten den Aufstieg zu Fuss fort. Beim Refuge gab es einen Wegweiser, der zwei Wege zum Gipfel auswies. Einen direkten mit 3 Stunden Marschzeit und einen indirekten über den Cintu-See mit 4.5 Stunden. Wir entschieden uns für die Direttissima. Aurelio erfreute sich einer blendenden Form und Moral. Es war richtig toll mit dem Sohn am Cintu unterwegs zu sein. Je weiter wir Richtung Gipfel vorankamen, desto felsiger wurde das Gelände. Solange man aber immer den nächsten Steinmann im Blickfeld hatte, konnte man sich nicht verirren. In der doch sehr sportlichen Zeit von 3 3/4 Stunden ab Zeltplatz  erreichten wir den Kulminationspunkt Korsikas. Keine einzige Wolke trübte die Sicht, nur der sommerliche Dunst verhinderte, dass wir die ganze Insel überblicken konnten. Die Küsten im Osten, Norden und Westen waren aber gut sichtbar und auch die schöne Bucht von Calvi grüsste von unten. Von Norden her waren noch andere Wanderer hochgekommen. Den breiten Gipfel teilten wir gerne mit ihnen und blieben fast eine Stunde oben. Sogar zwei-drei Schneeflecken hatten bis jetzt diesem heissen Sommer getrotzt. 

Ähnlich rassig wie rauf ging es über Felsen und Geröll wieder runter. Beim Refuge liessen wir es uns nicht nehmen, mit den Militärbadehosen bewaffnet in den kleinen Flus neben der Hütte zu steigen. Hier war weit und breit niemand zu sehen. Diese Abkühlung genossen wir sehr. Sie war ein weiteres Highlight des Tages. Im Nu waren wir mit unseren Bikes wieder am Ausgangspunkt zurück, ohne dass uns eine der vielen Geissen oder Kühe von den Velos gestupst hätte. In der Buvette in Albertacce löschten wir unseren immensen Durst, und dies obwohl jeder von uns schon drei Liter Flüssigkeit auf den Cintu hochgetragen hatte. Dank unserem sportlichen Tempo waren wir zeitig wieder im Feriendomizil in Sari d'Orcino zurück, sodass der Geburtstag auch noch gebührend mit der von den Gastgebern offerierten Flasche "Champagne Deutz" gefeiert werden konnte.