In den vergangenen zwei Tagen hatten wir auf der Hüttenterrasse ein paar Diskussionen bezüglich der Fortsetzung unserer Tourenwoche geführt. Es ging darum, ob wir diese reine Hüttentourenwoche wie geplant fortsetzen wollten oder in einem anderen Talort und von Hotels aus weitere Taten begehen sollten. Eigentlicher Anlass waren die schweren Rucksäcke, die es von Hütte zu Hütte zu transportieren galt. Didi erlitt beim Gedanken an diese Gewichte etwas den Morelli. Zudem war die letzte Übernachtung am Freitagabend noch nicht gebucht. Ich schlug statt eines Talwechsels den Übergang ins Westfalenhaus vor. Das brachte den Vorteil, dass wir die Säcke weniger lange schultern werden müssen. Und es hätte eine perfekte Stubaier Runde mit Endpunkt Gries resultiert, wo unser Auto stand. Hüttenwartin Lydia half bei der Anfrage im Westfalenhaus mit: Sie kannte den Hüttenwart. Die positiv beantwortete Anfrage nahm uns den Entscheid über die Tourenwochenfortsetzung schliesslich ab: Das Westfalenhaus hatte Platz und die Transportbahn würde mit den Rucksäcken helfen, beschied man mir am Telefon. Die restlichen vier Touren für die Woche ergaben sich nun aus diesen Hüttenreservationen. Dabei sollte es zuerst (beim Hüttenwechsel in die Franz-Senn-Hütte) auf die Ruderhofspitze gehen. Bei dieser Tour war höchstens unklar, welchen der beiden möglichen Passübergänge man wählen solle: das Schwarzenbergjoch oder die Wildgratscharte. Es gab in der Hütte unterschiedliche Informationen zum Zustand dieser beiden Übergänge, weshalb wir beschlossen, es vor Ort zu beurteilen. Mit etlichen Kilos mehr auf den Rücken als gestern sagten wir der Amberger Hütte und der gastfreundlichen Lydia Adieu und zogen los. Die noch nicht besuchte Geländekammer des Schwarzenbergferners stand also heute auf dem Programm. Es war wiederum trotz des nach wie vor tollen Wetters empfindlich kühl. Der Bergwind zwang zu Jacken, Handschuhen und Stirnbändern. Erst unterhalb des Schwarzenbergjochs waren wir in der Sonne, rasteten und berieten die Tourenfortsetzung. Das Joch sah von unten zwar etwas gar steil und brüchig aus. Aber wir entschieden uns trotzdem für einen Versuch, weil das angepeilte Gipfelziel so logischer erreichbar war. Dani erkundete das Gelände von der Spitze aus und wir übrigen sahen bald, dass der Anstieg flott vonstattenging. Der Übergang war mit aufgebundenen Ski und zum Teil mit Steigeisen bald geschafft. Nach dem Joch folgte nun der alpinistisch lohnendste und angenehme Teil des Tages. Zuerst fuhren wir leicht abfallend etwa 1km auf dem Alpeiner Ferner ab. Dort errichteten wir ein Materialdepot im Schnee und erleichterten so unsere Rucksäcke entscheidend. Auf einem wunderschönen Grat ging es kurz danach auf die Ruderhofspitze. Der Grat wurde zu Fuss erstiegen und wies eine bestens ausgetretene Spur vieler Vorgänger auf. Eine gute halbe Stunde dauerte dieser Gipfelgang. Es war purer Genuss. Das Gleiche galt für den Gipfelhock. Es war mit knapp 3500 Metern der Höhepunkt unserer Tourenwoche. Entsprechend weit konnten die Augen ins Gipfelrund blicken. Nur zögerlich verliess ich als Letzter den prächtigen Platz und kletterte den anderen hinterher. So waren wir fast zu schnell wieder beim Skidepot und rüsteten zur Abfahrt. Wie schon gestern wiesen die oberen Hänge noch ganz passablen und gut fahrbaren Schnee auf. Je weiter es aber Richtung Hütte ging, desto ruppiger wurde die Schneeoberfläche. Ein eindrücklicher Steilhang neben dem Gletscherabbruch des Alpeiner Ferners liess die Auslöser der Fotoapparate klicken. Mit stetem Gefälle und zum Glück wenig Geschiebe erreichten wir die Franz-Senn-Hütte. Die Sonne liess sich hier mehr Zeit als in der Amberger Hütte, bevor sie hinter den Bergen verschwand. Das ermöglichte uns eine schöne und ausgiebige Rast auf der Terrasse. Die FSH ist übrigens riesig und laut Jürg die grösste derartige Unterkunft in den österreichischen Alpen. Deshalb war man um jede Minute froh, welche man an der frischen Luft verbringen konnte. |
Id | 3003 |
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Datum | 23.03.2022 |
Tour | Ruderhofspitze |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Amberger Hütte - Lausbichl - Schwarzenbergbach - Schwarzenbergjoch - Alpeiner Ferner - über den SW-Grat auf die Ruderhofspitze. Abfahrt über Alpeiner Ferner und Höllenrachen in die Franz-Senn Hütte |
Gipfel | Ruderhofspitze 3474m |
Begleiter | Dani, Didi, Jürg, Kuno |
Gebiet | Ostalpen |
Tourentyp | Hochtour; Skitour |
HM_rauf | 1396 |
HM_runter | 1380 |
Distanz_KM | 19.24 |
Verhaeltnisse | Harte Verhältnisse, wegen Saharastaub wenig Aufweichung. Skifahrerisch nicht so lohnend. |
Huetten | Amberger Hütte 2135m; Franz-Senn Hütte 2147m |
Featured_Foto | tbi_2022-03-23a.jpg |
Tourenideen | |
Aufstiegszeit | 05:00:00 |
Abstiegszeit | 01:40:00 |
Schwierigkeit | ZS |
Wetter | schön - wolkenlos |
Material | Skihochtour mit Seil, Eismaterial |
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