Windiges Wetter und Schneeschauer beherrschten beim Blick aus dem Schlafzimmerfenster des Hotels Spöl die Unterengadiner Bergwelt. Auf den Nachmittag war Wetterbesserung prognostiziert. Dies veranlasste uns drei zum Bummeln beim Frühstücken. Aurelio konnte sowieso nicht mit von der Partie sein, weil er einer Online Veranstaltung über seinen zukünftigen Zivi Einsatz beiwohnen musste. Die vergangene Sturmnacht liess zudem schwierige Triebschneeverhältnisse erwarten. Eine defensive Tourenwahl war angezeigt. Erst um ¼ vor elf Uhr begannen Felice und ich nach einer kleinen Irrfahrt über Zuoz unseren Aufstieg in S-chanf. Vorerst herrschte noch trübes Schneegestöber. Aber wir rechneten zuversichtlich mit den versprochenen Aufhellungen. Vorerst konnte noch nicht viel schief gehen: Wir stiegen einen sanften Hang Richtung Wald am Piz Murtiröl hinauf. Spur gab es keine, aber allzu viel Neuschnee war nicht gefallen, der das Spuren zu einer mühsamen Angelegenheit gemacht hätte. Entlang der kartenmässig eingezeichneten Route stiegen wir über einen Waldweg Richtung Blanchetta. Nun hatte es aufgehört zu schneien und die Sonne zeigte sich bald hinter den vorbeijagenden Wolkenfetzen. Es war immer noch sehr windig über den Gipfeln und das Triebschneeproblem war offensichtlich. Von unten beurteilte ich die einzige «steiler-als-30°-Stelle» der Tour. Sie schien mir machbar, da es noch ein paar Bäumchen und alten Schnee gab. Allerdings war das eine eklatante Fehleinschätzung. Ich wollte gerade zu einer Spitzkehre ansetzen, als der ganze Hang vor mir in die Tiefe rauschte. Ein Anriss von über einem Meter Höhe klaffte vor meinen Skispitzen und Risse zogen sich rund um mich herum durch die Schneedecke. Zum Glück war Felicitas hinter mir und sah das mächtige Schneebrett gar nicht. Da hatten wir ein Riesenschwein gehabt! Wir waren nämlich kaum zehn Minuten vorher noch durch die spätere Sturzbahn der Lawine marschiert. Ein Weitergehen kam für mich nicht in Frage. Wir rüsteten auf Abfahrt um und fuhren vorsichtig entlang der Aufstiegsspur und durch den Tannlihang zurück. Das war sicher, aber der Schreck steckte mir trotzdem in den Knochen. In sicherer Distanz zum Lawinenhang auf der Ebene von Blanchetta rasteten wir und studierten das Malheur nochmals. Der Wind ist eben doch der Baumeister der Lawinen und lichter Tannenwald schützt keineswegs vor Schneebrettern. Diese Lehren zogen wir aus dem Vorfall und waren glücklich, nicht in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein. Die knapp 700 Höhenmeter Abfahrt brachten wir rasch hinter uns und erfreuten uns im Laviner Bügls sogar noch des schönen Pulverschnees. Ein Spaziergang durch das schöne und typische Engadiner Dorf S-chanf beschloss den Tag, der uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird. |
Id | 2991 |
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Datum | 22.02.2022 |
Tour | Piz Murtiröl (Versuch) |
Ziel_erreicht | Nein |
Route | s-chanf - Plaz - God Muotta Plitschna - Blanchetta - Pt. 2487 fast erreicht. Gleicher Weg zurück mit Direktabfahrt über Laviner Bügls |
Gipfel | |
Begleiter | Felice |
Gebiet | Bündnerland |
Tourentyp | Skitour |
HM_rauf | 694 |
HM_runter | 694 |
Distanz_KM | 8.23 |
Verhaeltnisse | Neuschnee, windig. Erhebliche Lawinengefahr mit Auslösung. |
Huetten | |
Featured_Foto | tbi_2022-02-22.jpg |
Tourenideen | |
Aufstiegszeit | 02:20:00 |
Abstiegszeit | 01:20:00 |
Schwierigkeit | WS |
Wetter | Schneefall |
Material | Skitour normal |
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