Mit der gestrigen Tour im Val Ferret hatten wir nun einen Eindruck von den Schneeverhältnissen im Unterwallis gekriegt. Trotz der Lawinengefahr schienen uns einige Touren gut machbar und unter Vermeidung allzu steiler Hänge sicheres Bergvergnügen garantiert. Allerdings beherrschte immer noch der Nordostwind die Wetterlage. Die Wolken zogen rasch von Talseite zu Talseite und der Wind umtoste die Gipfelregionen. Deshalb war auch heute angezeigt, dass wir nicht bis an die 3000 Meter Grenze stossen sollten und besser in den windmässig ruhigeren Höhenlagen blieben. Rund um Champex gibt es genügend Berge, die nicht so hoch gelegen sind und durchaus schöne Skitouren versprachen. Nach dem Val Ferret gestern wollten wir heute die Schneelage im Val d'Entremont erkunden. Eine Tour nahe der Grenze zu Italien beim Grossen Sankt Bernhard-Pass wurde von den Tourenplanern Armin, Dani und mir ausgesucht. Auf der Karte versprach der Grand Lé und die Becca Colin eine schöne Kombination. Da wir zwei Autos hatten wollten wir eines in der Nähe der Staumauer des Lac de Toules stehen lassen. Da mitten in der Gallerie nur gerade zwei kleine Parkplätze zur Verfügung standen und diese von zwei Aargauern belegt waren, mussten wir bis Bourg St. Bernard fahren, welches unmittelbar beim Tunneleingang nach Aosta gelegen ist. Kurzfristig disponierten wir das Ende der Tour um und beschlossen, ein Auto nach Bourg St. Pierre zu stellen, weil unsere Tour dort enden sollte. Das trug den Chauffeuren Jürg und mir einen kleinen Aufstiegsrückstand ein, der aber dank Bummeltempo der anderen rasch wettgemacht werden konnte. Richtung Grand Lé gab es bei jeder Weggabelung weniger Spuren. Im letzten Teilstück mussten wir eine neue Spur legen. Die schöne Spitze scheint nur selten Besuch zu bekommen. Wegen Windes wurde auch heute nicht lange auf dem Gipfel gefackelt und schnell auf Abfahrt umgestellt. Was nun folgte war der Nervenkitzel der Woche: Armin hatte nach einer kleinen Inspektion der Nordwand des Grand Lé die Abfahrt für machbar befunden. In Flachländersprache übersetzt bedeutete das, dass er ein mehr oder weniger vertikales Band gefunden hatte, über das man runterrutschen konnte. Zum Glück war der Schnee griffig und wir alle mit Reservenerven ausgestattet, sodass diese gut 50° steile Passage schadlos passiert werden konnte. Auch nachher war Vorsicht geboten: in diesem Teil des Tales hatte der Wind sichtlich mehr gearbeitet und Schneebretter konnten nicht ausgeschlossen werden. Unsere Routenwahl trug der Gefahr Rechnung und liess uns unbehelligt ins kleine Seitental von Les Planards abfahren. Dort gab es endlich einen gemütlichen Hock bei einer schönen Alphütte. Es folgte der zweite Aufstieg des Tages. Nach den 900 Höhenmetern auf den Grand Lé waren nun noch deren 700 bis auf den Becca Colin zu absolvieren. Bis auf den wiederum steilen Schlusshang ging das glatt. 50 Höhenmeter unterhalb des Gipfels wollte ich es gut sein lassen. Armin testete den Hang mit seinen Skistöcken und befand, dass er keine 30° steil war. Ich selber hielt ihn für gut 35° steil und wartete mal ab, was die Vorsteiger Dani und Minu so anstellten. Sie erreichten den Gipfel mit Ski. Jürg stieg den beiden zu Fuss nach, gefolgt von Kuno und Didi. Jetzt war der Hang auch für mich stabil genug und auch mir lachte schliesslich das Gipfelglück. Die zweite Abfahrt hinunter zum Lac de Toules und bis nach Bourg St. Pierre war eine leise Enttäuschung. Verglichen mit den Vortagen war der Schnee nicht mehr so gut. Der Wind hatte - so schien es - die ganze Schneeladung nach Italien verfrachtet und hier hinten nur noch wenig übrig gelassen. Trotzdem erreichten wir nach der aufregendsten Tour der Woche glücklich das Auto in Bourg St. Pierre und konnten nach einer kurzen Pendelfahrt zwecks Autorückholung zufrieden nach Champex zurückkehren. Das Rätsel der Hangneigung lösten wir am Abend im Treppenhaus unseres Chalets: der Skistocktrick mit dem gleichschenkligen Dreieck funktioniert schon. Nur bedeutet ein fehlendes Stück Stock einen steileren Hang und nicht einen flacheren. Ich lag also mit meiner Schätzung von 35° eher richtig als Armin mit seinen "zirka 27". |
Id | 2924 |
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Datum | 22.03.2021 |
Tour | Dents du Grand Lé & Becca Colin |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Bourg St. Bernard - La Pierre - Combe de Drône - Dents du Grand Lé - Tenou - Les Planards - La Chaux de Fournoutse - Becca Colin - La Chaux de la Lette - L'Emenne - La Lette - Staumauer Lac des Toules - Bourg St. Pierre |
Gipfel | Becca Colin 2814m; Dents du Grand Lé 2884m |
Begleiter | Dani, Didi, Jürg, Kuno, Minu |
Gebiet | Walliser Alpen |
Tourentyp | Skitour |
HM_rauf | 1679 |
HM_runter | 19 |
Distanz_KM | 18.85 |
Verhaeltnisse | Windbearbeitet, daher eher wenig Schnee. Aufstiege hart, Abfahrten unterschiedliche Schneesorten, sehr durchmischt |
Huetten | |
Featured_Foto | tbi_2021-03-22.jpg |
Tourenideen | |
Aufstiegszeit | 05:25:00 |
Abstiegszeit | 01:20:00 |
Schwierigkeit | ZS |
Wetter | schön - windig |
Material | Skitour normal |
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