Rio de Janeiro: Morro Dois Irmãos

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Morro Dois Irmãos vom Ipanema-Strand in Rio de Janeiro aus gesehen

Während in der Chapada Diamantina die Wasserfälle für Aufregungen und Adrenalinstösse sorgten, tat dies in den Städten Salvador und Rio de Janeiro die bedenkliche Sicherheitslage. Die Favelas reichen in beiden Städten derart nahe an die touristisch genutzten Zonen, dass Kontakte mit Diebesgesindel und anderen Desperados fast unvermeidbar sind. Diesbezüglich war unser Ausflug auf den Morro Dois Irmãos exemplarisch. Dabei tönte das Ganze im Plan doch gar nicht so wild!

Jürg hatte von der Besteigung dieser Hügel schon Tage zuvor erzählt und geschwärmt. Wir als die beiden ältesten Marbach-Brothers seien doch geradezu verpflichtet, diesen "Dois Irmãos" einen Besuch abzustatten. Auch wenn das mit einem Approach über eine Favela verbunden war. Da ich Jürg immer als den Besonneneren und Vorsichtigeren von uns zwei eingeschätzt hatte, dachte ich nicht im Entferntesten daran, diese Expedition könnte gefährlich werden. Zumal man ja direkt vom Ipanema-Strand aus geht, am grossen Sheraton vorbei und hinein in den Tijuca Nationalpark. Zwischen Urwald und Sheraton liegt aber die Favela "Vidigal". Diese würde man am Besten mit einem Moto-Taxi hinter sich bringen, teilte Jürg mit. Er musste es wissen, schliesslich hatte er fast zehn Jahre in dieser Stadt gelebt. Das Abenteuer begann also, bevor wir auch nur einen Schritt auf dem Wanderweg gemacht hatten. 

Die Fahrt mit den Moto-Taxis war aus meiner Sicht schon nicht ungefährlich. Diese Töfffahrer kurven derart rasant über die steilen Strassen hoch, dass man sich bei jedem Speed-Bump verkrampft an die Haltestangen des Töff-Rücksitzes klammerte. Ich war froh, als wir von diesen Gefährten runtersteigen konnten. In die eigenen Beine habe ich mehr Vertrauen als in die Fahrkünste dieser jungen Wilden. 

Am Endpunkt der Töfffahrt befindet sich eine schäbige Schule und ein ebensolches Fussballfeld. Dort startet der Weg durch den tropischen Wald. Er ist durchaus steil und erheischt da und dort den Einsatz der Hände. Je höher man steigt, desto schöner werden die Blicke auf Rio runter. Und von zuoberst ist die Sicht geradezu atemberaubend! Weil wir einen stahlblauen und klaren Tag erwischt hatten, war die Sicht auf Copacabana & Co. unbehindert. Die Handy-Cams clickten und filmten pausenlos. Mit diesem Teil des Abenteuers hatte mein älterer Irmão also keineswegs geblufft. Rio von hier oben ist traumhaft schön und wir verstanden jeden, der sich in diese Stadt verliebt. 

Die konträre Seite von Rio de Janeiro zeigte sich uns beim Abstieg. Wir hatten den oberen Teil der Favela schon bald wieder erreicht, als wir von den Häusern her Schüsse hörten. Erst dachte ich an ein Feuerwerk. Als dann das Geknatter eindeutig halbautomatischen Gewehren zugeordnet werden konnte und immer lauter wurde und näher kam, hielten wir mit dem Bergabgehen inne. Die Schüsse verstummten. Aber es tauchten nun mehr und mehr Gestalten aus dem Dickicht auf. Die ersten paar trugen Funkgeräte und Macheten. Bald sahen wir aber auch Pistolen und AK47. Wir hatten noch keine Ahnung was hier abging. Jürg versuchte das im Gespräch mit den Typen herauszufinden. Diese sagten aber nur, dass wir noch etwas warten sollten und es dann wieder sicher sei. Dass diese Gruppe eigentlich auf der Flucht vor der schwerbewaffneten Polizei und Teil einer Drogenbande war, fanden wir erst heraus, nachdem wir uns nach einer geraumen Wartezeit  wieder aus dem Wald hervorgewagt hatten und zu einem Barista gingen, der seinen Stand am Anfang des Wanderweges aufgestellt hatte. Er zeigte sich relativ unbeeindruckt vom Gefecht und meinte, bald würden die Moto-Taxis wieder fahren und das Leben in die Favela zurückkehren. Wir sahen noch ein paar Polizisten die steilen Strassen hinaufrasen, aber bald darauf schien der Spuk vorüber zu sein. 

Der Vorfall hatte uns schwer beeindruckt und uns die andere Realität Brasiliens gezeigt. Auch wenn wir letztlich unbehelligt geblieben waren und uns niemand bedroht hatte, suchten wir schnell wieder die Sicherheit unseres Hotels am Arpoador-Abschnitt von Ipanema. Jürg verliess uns an diesem Abend Richtung São Paulo, versicherte uns aber beim letzten gemeinsamen Caipirinha, dass dies auch für ihn eine Première gewesen sei und er dies trotz Thrill-Faktors nicht nochmals erleben wolle.

Id2808
Datum31.07.2019
TourRio de Janeiro: Morro Dois Irmãos
Ziel_erreichtJa
RouteLeblon-Ipanema Strand - Sheraton Rio - Favela Vidigal - Vila Olímpica do Vidigal - Morro Dois Irmãos. Gleicher Weg zurück.
GipfelMorro Dois Irmãos 511m
BegleiterAlicia, Aurelio, Felice, Jögi
GebietBrasilien Parque Nacional da Tijuca Rio
TourentypWanderung
HM_rauf524
HM_runter524
Distanz_KM10.13
VerhaeltnisseTrocken und problemlos.
Huetten
Featured_Fototbi_2019-07-31.jpg
Tourenideen
Aufstiegszeit01:30:00
Abstiegszeit00:50:00
SchwierigkeitT2
Wetterschön - wolkenlos
MaterialWanderung leicht
Relive_URL

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