Ausgeruht und dank ein paar Weissbier gut aufgefülltem Flüssigkeitsspeicher starteten wir unser vorgesehenes Tagewerk um sieben Uhr in der Saarbrücker Hütte. Das ruppige Gletscherschuttgelände auf dem Weg von der Hütte auf den Litznersattel nahm sofort die ganzen Balancierkünste in Anspruch. Diese liessen mich aber kurz nach der Lücke im Stich: Ich rutschte zwischen zwei spitzigen Felsblöcken in ein kleines Loch und holte mir eine tiefe Wunde am Schienbein. Die Socken und der Schuhschaft färbten sich rot, bevor ich mit einem Verband die Blutung stillen konnte. Weil Minu und Ruedi schon weiter gestiegen waren musste ich mich selber verarzten. Die Verletzung behinderte mich in der Folge aber kaum mehr, sodass ich auch kein Kameradenhindernis darstellte. Auf dem Ostgrat, später dem Südostgrat, kletterten wir in Richtung Gipfel des Gross Litzners, welchen wir drei Stunden nach Aufbruch von der Hütte erreichten. Die Kletterei ist kurzweilig und hübsch, aber leider zu schnell zu Ende und nur mit einer IV+ Stelle gespickt. Deshalb bestiegen Minu und Ruedi auch noch das Gipfelkreuz, sahen aber genau gleich viele Berge wie ich von drei Meter weiter unten. Obwohl Minu bluffte, er hätte die Rigi gesehen und Ruedi "seinen" Hausstock, glaubte ich ihnen dies mangels Eckengucker nicht. Nach dem Gross Litzner muss in die Scharte zwischen Litzner und Seehorn abgeseilt werden. Das vollzieht sich an gut eingerichteten Abseilringen und ist eine luftige Angelegenheit. Ich genoss es, endlich mal wieder all meine Kletterutensilien gebrauchen zu können. Ein paar rauhreifüberzogene Platten erheischten Vorsicht auf dem Weiterweg, aber gefährlich war die ganze Sache heute nie. Auf dem Grat zum Grossen Seehorn verzichteten wir sogar auf die Seilsicherung: wir wären eh alles zusammen geklettert. Übrigens waren Wetter- Kletter- und Bergfreundeverhältnisse heute allesamt tadellos, sodass von einem richtigen Genusstag berichtet werden kann. Auf dem Seehorn wurde relativ lange geruht, was dank der Windstille und der super Aussicht eine gemütliche Sache war. Auch vom Seehorn wird über eine bestens eingerichtete Piste abgeseilt, bis man auf dem Seegletscher unten steht. Dieser ist so flach und praktisch spaltenfrei, dass es weder Steigeisen noch Seil braucht. Nach dem Seegletscher trafen wir wieder auf den Hüttenweg von gestern, welchen man bis nach Sardasca verfolgt. Zum Glück gab es auf diesem Weg immer wieder Wasserstellen, sodass nie lange Durst gelitten werden musste. Auf der Alp Sardasca gab es sogar noch ein feines, kühles Calanda-Radler, bevor der Epilog mit der Bikefahrt bis nach Landquart folgte. Diese Bikefahrt hatte es noch durchaus in sich: erstens wegen ihrer Länge von gut 45 Kilometern, zweitens wegen ihrer landschaftlichen Schönheit durchs Tal der Landquart, dem Prättigau. Zum Glück hatte sich Ruedi bereit erklärt, uns mit seinem Auto die Rucksäcke abzunehmen und in Landquart zu warten. Das schätzten wir sehr und trug das Seine zum schönen, abgerundeten Bergerlebnis des Tages bei. |
Id | 2754 |
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Datum | 09.09.2018 |
Tour | Gross Litzner - Gross Seehorn |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Saarbrücker Hütte - Litznersattel - WSW-Grat - Gross Litzner - Verbindungsgrat zum Gross Seehorn - Seegletscher - Schottensee - Seetalhütte - Sardasca. Dann mit Bike weiter über Monbiel, Klosters, Küblis bis nach Landquart (Veloweg) |
Gipfel | Gross Litzner 3109m; Gross Seehorn 3122m |
Begleiter | Minu, Ruedi |
Gebiet | Bündnerland |
Tourentyp | Hochtour |
HM_rauf | 1056 |
HM_runter | 2996 |
Distanz_KM | 60.91 |
Verhaeltnisse | trocken, meist problemlos bis auf ein paar überfrorene Steine im Verbindungsgrat |
Huetten | Saarbrücker Hütte DAV 2538m; Seetalhütte 2065m |
Featured_Foto | tbi_2018-09-09.jpg |
Tourenideen | |
Aufstiegszeit | 03:50:00 |
Abstiegszeit | 04:20:00 |
Schwierigkeit | WS |
Wetter | schön - leicht bewölkt |
Material | Hochtour mit Seil, Eismaterial |
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