Nach der Rückkehr von unserer grossen Amsterdam-Velotour am 1. August war wettermässig ein auf und ab zu verzeichnen. Nur vereinzelt gab es schöne Tage. Dies sollte sich erstmals über das verlängerte Wochenende mit Maria Himmelfahrt ändern. Vier Tage Prachtswetter waren angesagt. Weil die Sommerferien noch andauerten und fast keine Vereinsaktivitäten zu absolvieren waren, gab es Zeit für Bergtouren. Aurelio weilte im Fussballlager und Alicia hatte leider wie immer keinen Bock auf Wanderungen. Felice aber zum Glück sehr wohl. Nur eine Bedingung setzte sie: dass es nicht mehr so streng sein solle wie bei der Säntis-Tour vor zwei Wochen. Auch ich hatte noch die lange Ächerli-Bike-Tour in den Knochen bzw. Muskeln, sodass ich eine kürzere Wanderung vorschlug. Kuno hatte mir schon vor Jahren von der Burg oberhalb des Haldi im Schächental vorgeschwärmt, und dahin zog es uns nun. Auf der Karte sah das vielversprechend und nicht allzu lang aus. Felice war einverstanden. Wir fuhren relativ spät (8:15 Uhr) von zu Hause weg; das Aufstehen fiel schwerer als üblich. Als erstes Hindernis der Tour galt es einen Jeton für die luftige Seilbahn von Witerschwanden nach Eggenbärgli zu organisieren. Wegen Wirtesommerferien gelang das im Hotel Adler in Bürglen nicht. Die zweite Möglichkeit war einer der Bauern in Witerschwanden. Dort konnten wir uns für 8.- Franken eine Bergfahrt kaufen. Die fast offene Seilbahnkiste, mit welcher ich noch nie gefahren war, führte über Bergwald und steile Matten nach Eggenbärgli hinauf. Die Alpkultur und das karge Leben der Schächentaler Bergbauern können von hier oben immer noch beobachtet werden und man staunt einmal mehr ob der steilen Bergwiesen, die mit viel Mühsal Sommer für Sommer immer noch bewirtschaftet werden. Der Wegweiser auf Eggenbergli veranschlagte für unsere bevorstehende Wanderung über die Burg nach der Sittlisalp im Brunnital 5 Stunden und 10 Minuten. Für Felice lag das schon etwas ausserhalb des Verständnisses einer gemütlichen Wanderung. Und da waren die Gipfel der Burg und der Grossen Spitzen noch nicht eingerechnet. Auch geländemässig war das Ganze nicht sonderlich lauschig, geht es doch ziemlich schnell steil zur Sache. Die Wege waren im Aufstieg noch etwas glitschig von vergangenen Gewitterregen, aber das Steigen ging insgesamt gut und abwechslungsreich. Einige Ketten und eine Leiter entschärfen heikle Stellen, sodass der Aufstieg fast gefahrlos genossen werden konnte. Stolpern war trotzdem verboten, weil die Hänge unterhalb des Weges fast ins Bodenlose abtauchen. Nach zweieinhalb Stunden und einem kleinen Abstecher auf das Wängihorn langten wir oben auf der Burg bei den beiden Seen an. Beinahe hätte Felice auf diesen Tageshöhepunkt verzichtet, weil diese Seelein nicht auf dem direkten Weg zur Sittlisalp liegen und wir ja eben nicht so weit wandern wollten. Meine Überredungskünste halfen, und die beste Ehefrau von allen hat dies heute nicht bereut! In der Tat sind diese Seen etwas Einmaliges: sie sind oben auf dem Gipfel, haben eine prächtige Sicht und sind zum Baden im August nicht zu kalt. Ich stieg - in Militärbadhosen - mit meiner Garmin Uhr ins kühle Nass. Somit konnte ich sehen, dass das Wasser zwischen 16 und 17 Grad hatte. Nicht schlecht für einen Bergsee auf 2100 Metern. Und dank des Sommertages und der angestauten Aufstiegskörperwärme war diese Wasserfrische problemlos auszuhalten. Nach dem Bad genossen wir ein ausgiebiges Mittagsmahl mit einer prachtvollen Talsicht auf Altdorf und den Urner See. Nur schwer konnten wir uns von diesem magischen Ort trennen. Auch der Weiterweg, welcher blau-weiss markiert ist und durch ebenso steile Hänge wie der Aufstieg führt, durfte genossen werden und war kein Müssen. Eine Schafherde mit mindestens 50 Tieren hatte sich denselben Pfad vorgenommen, sodass wir die wackere Schwarznasenschar vor uns hertrieben und diese zum Dank überall frische Kothaufen auf dem Wanderweg hinterliess. Beim Zaun vor dem Übergang zur Sittlisalp war aber Schluss für die Meckerschar. Das Tor war nur für Zweibeiner passierbar. Nun galt es zu entscheiden, ob wir weiter zu den Grossen Spitzen oder direkt runter zur Sittlisalp steigen wollten. Da von den angekündigten Gewittern noch keine Spur am Himmel zu entdecken war und Felice nun endgültig Gefallen an diesem Pfad gefunden hatte, entschlossen wir uns zu den zusätzlichen Höhenmetern. Obwohl wir beide die Grossen Spitzen 1997 schon einmal im Winter bestiegen hatten, bereuten wir den Umweg nicht. Der Gipfel fasziniert mit einer wunderbaren Rundsicht und einem Tiefblick nach Unterschächen, der beeindruckt. Auch hier oben wurde nochmals gerastet, bevor der gut einstündige und abermals sehr steile Weg zur Sittlisalp hinunter in Angriff genommen wurde. Kühles Quellwasser auf einer Alp netzte unsere trockenen Kehlen und schränkte den Bierkonsum im kleinen Beizli neben der Bergstation ein. Dass hier im Schächental wirklich alles sehr stotzig ist, stellte die abschliessende Seilbahnfahrt von der Sittlisalp ins Brunnital hinunter noch einmal unter Beweis. Ohne Seilmasten, quasi im freien Fall, geht es gute 500 Höhenmeter ins Bodenlose. Coole Sache und nichts für Leute mit Altophobie! Die beiden letzten Kilometer nach Unterschächen zum Postauto (Rückweg zum Auto in Witerschwanden) waren die einzigen relativ flachen des ganzen Tages. Trotz der Steilheit und Ausgesetztheit gehört diese Wanderung für mich ab sofort zu den Schönsten und Eindrücklichsten der Innerschweiz und ruft nach Wiederholung. |
Id | 2654 |
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Datum | 16.08.2016 |
Tour | Burg - Gross Spitzen |
Ziel_erreicht | Ja |
Route | Eggenbergli - Ober Wängi - Wängihorn - Burg - Platti - Gross Spitzen - Sittlisalp - Unterschächen |
Gipfel | Blauw Höreli 2404m; Burg 2286m; Gross Spitzen 2400m; Wängihorn 2149m |
Begleiter | Felice |
Gebiet | Zentralschweiz |
Tourentyp | Wanderung; Wanderung blau-weiss |
HM_rauf | 1455 |
HM_runter | 1775 |
Distanz_KM | 14.00 |
Verhaeltnisse | Im Aufstieg noch etwas feucht und glitschig vom Gewitterregen. Ab Wängihorn alles trocken und problemlos begehbar. |
Huetten | |
Featured_Foto | DSC02280.JPG |
Tourenideen | Wanderungen von der Sittlisalp mit Badestopps |
Aufstiegszeit | 04:40:00 |
Abstiegszeit | 01:15:00 |
Schwierigkeit | T4 |
Wetter | schön - leicht bewölkt |
Material | Wanderung leicht |
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